1,5 Millionen Franken soll ein Brite in einem Schweizer Casino verzockt haben. Die Story machte grosse Schlagzeilen. Swiss Casinos dementiert nun: Der Mann habe Geld verloren, das er zuvor gewonnen hatte - und sei am Schluss mit über 220'000 Franken im Plus gewesen.
Die NZZ am Sonntag legte vor, heute zogen dann viele Medien nach. Zum Beispiel der «Blick», der so titelte:
«Total-Absturz an einem Abend: Brite (31) verzockt in Zürcher Casino 1,5 Millionen Franken»
Das klingt nicht gut, vor allem, wenn man der Betreffende ist. Der Vorwurf in der gesammelten Berichterstattung: Ein Mann konnte in einer einzigen Nacht ein sechsstelliges Vermögen loswerden, ohne dass ihn jemand stoppte - was in der Pflicht des Casinos liegen würde, wie suggeriert wurde.
Nun reagieren die Swiss Casinos - es geht um einen ihrer Betriebe - mit einer Stellungnahme. Und nach dieser tut einem der Brite nicht mehr ganz so leid. Es handle sich um einen international tätigen professionellen Spieler mit dem Namen Henri Cammiade, der das Casino Zürich allein im Jahr 2019 mehr als 30 Mal besucht habe. Spielen tut er dabei mit hohen Einsätzen. «Wie es in der Natur des Glücksspiels liegt, hat er gewonnen und verloren», schreibt Swiss Casinos. Entscheidend sei aber: Der Brite habe Swiss Casinos mit einem Spielgewinn von insgesamt 220'500 Franken verlassen. Und nicht mit einem Verlust von 1,5 Mio. Franken, wie heute überall zu lesen war.
Die Eidgenössische Spielbankenkommission habe den Fall untersucht «und keine Unregelmässigkeiten festgestellt», schreibt Swiss Casinos weiter. Die NZZ am Sonntag habe man vor Publikation des Artikels schriftlich darauf hingewiesen, «dass der Gast kein eigenes, sondern nur bereits gewonnenes Geld wieder eingesetzt (...) hat.» Der Eindruck, der Mann habe sein Konto geplündert und alles auf den Kopf gehauen, ist laut dieser Darstellung war; der professionelle Spieler muss vorher tüchtig abkassiert und dann in einer Nacht grosse Verluste generiert haben - wobei unterm Strich immer noch viel Geld übrig blieb.
Swiss Casinos kritisiert, die NZZ am Sonntag habe «ein falsches Bild dieses Spielverlaufs geschaffen, unser Verhalten diskreditiert und damit den guten Ruf unseres Unternehmens substanziell beschädigt.»
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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