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Interview mit Christoph Suter

Der Wilde Osten – die Bilanz nach vier Jahren

Vor vier Jahren wurde der Verein Ostwärts aus einem Projekt der Standortförderungen der Ostschweizer Kantone gegründet, welche nach wie vor Teil der Trägerschaft von «Wilder Osten» sind. Wir ordnen zusammen mit Christoph Suter, Präsident des «Wilden Ostens», die vergangenen Jahre ein.

Die Ostschweiz am 07. April 2022

Christoph Suter, wir müssen reden. Nämlich über den Fachkräftemangel. Dieser ist – gemäss eurer Website – in der Ostschweiz überdurchschnittlich gross. Das Problem wolltet ihr vor vier Jahren anpacken. Wo steht ihr heute?

Unsere eigens entwickelte Plattform www.wilder-osten.ch ist Dreh- und Angelpunkt unserer Aktivitäten. Sie kommt bei Unternehmen und interessierten Leserinnen und Lesern sehr gut an. Mittlerweile haben sich uns über 80 Firmen und Partner angeschlossen. Das und die Tatsache, dass die User überdurchschnittlich lange auf unserer Plattform verweilen, macht uns stolz. Wir sind glücklich mit dem bisher Erreichten, ja! Trotzdem ist es auch so, dass wir nach wie vor auf der Suche nach interessierten Unternehmen sind, die uns bei unserem Vorhaben unterstützen und vom gemeinsamen Engagement profitieren möchten.

2018 war in kritischen Kommentarspalten zu lesen, dass dieses Projekt gleichermassen scheitern würde wie frühere Versuche der Touristikbranche, die wilde Vielfalt zwischen Walen- und Bodensee unter ein Dach zu bringen. Was sagen Sie dazu?

Ich hatte dies in der Gründungsphase ebenfalls gelesen. Im Nachhinein muss ich sagen, kritisieren ist immer einfach. Etwas anpacken hingegen braucht Mut, Entschlossenheit und Durchhaltewille. Ich gehöre eher zu diesem Typ Mensch. Wir haben uns nicht dutzende Themen auf die Fahne geschrieben. Wir wollen einzig und allein dem Fachkräftemangel in der Ostschweiz entgegenwirken. Wir bündeln die Kräfte und gehen so vorwärts!

Auf eurer Plattform «Wilder Osten» kommen verschiedene Themen zusammen – Ostschweizer Arbeitgeber sowie Wohnen und Leben in der Region. Damit wollt ihr mehr als eine reine Jobbörse für Fachkräfte sein, richtig?

Ja, denn es gibt genug klassische Jobbörsen. Wir möchten potenziellen Fachpersonen vor allem die Unternehmen und die Region näherbringen. Und nicht allein den «Job». Wir leben und arbeiten in einer sehr lebenswerten Region. Wohnraum ist noch bezahlbarer als in der Region Zürich und die Infrastruktur ist auch in unserer ländlicheren Region urban und hervorragend. Zudem haben wir Top-Firmen in allen Berufsgattungen. Diese Trumpfkarten spielen wir.

Und stechen diese Karten auch?

Auf der einen Seite beobachten wir, dass sich die Situation rund um den Fachkräftemangel in den letzten Jahren tatsächlich etwas verlangsamt hat. Unter anderem auch dank Mitarbeitenden aus dem Ausland. Auf der anderen Seite ist es immer schwieriger, Mitarbeitende für einen Umzug zu überzeugen und sie so langfristig an eine Region zu binden. Und hier setzen wir an: Wir machen Fachpersonen zu künftigen Zuzügern und erleichtern ihnen den Start in das spannende und abwechslungsreiche Leben in der Ostschweiz.

Provokativ gefragt: Wird die Ostschweiz etwas verschlossener und damit «unattraktiver» als die übrige Schweiz wahrgenommen?

Verschlossener heisst nicht automatisch unattraktiver. Im Gegenteil: So was kann auch Spannung erzeugen. In der Ostschweiz haben wir Unternehmen, die das Employer Branding absolut beherrschen und andere, die noch Potenzial haben. Mit dem Wilden Osten wollen wir unsere Mitglieder-Unternehmen in ihren charmanten Regionen hervorheben und ihnen Gehör verschaffen. Denn eines wissen wir: In der Ostschweiz sind viele wilde Unternehmen zuhause.

Schauen wir etwas in die Zukunft. Wie wird sich die Plattform weiterentwickeln?

Einerseits fokussieren wir unsere Plattform in Zukunft noch stärker auf unser Kernthema. So haben wir nun zwei neue Kategorien auf der Webseite, «gut zu wissen» und «Geschichten». Während die erstgenannte Kategorie Zuzügern Tipps und Tricks über das Wohnen in der Ostschweiz verrät, werden in der zweitgenannten Kategorie Geschichten von wilden Ostschweizerinnen und Ostschweizern erzählt. Andererseits sind wir jetzt gerade daran, eine Firmen-Suche aufzuschalten. Das heisst, dass eine Bewerberin oder ein Bewerber nach gewissen Profilen resp. Berufsfeldern selektieren kann. Die Plattform zeigt anschliessend, welche Firmen aus dem Wilden Osten Jobprofile in diesem Tätigkeitsbereich anbieten. Unabhängig davon, ob die Firma gerade eine offene Stelle anbietet oder nicht. Denn eines ist für uns klar: Wenn du wild genug für den Osten bist, dann freuen sich die Arbeitgeber auch über deine Initiativbewerbung.

Persönliche Abschlussfrage: Was sind aus Ihrer Sicht die Vorzüge von Leben und Arbeiten in der Ostschweiz?

Wir haben alles in kurzen Distanzen: Berge, Wälder, Seen, diverse Outdoor- und Indoor-Sportarten, Städte, Kino, Theater etc. Dazu gibt es in der Ostschweiz zahlreiche Unternehmen mit interessanten und innovativen Jobs, die wild genug sind, um Neues auf den Markt zu bringen. Kurz gesagt: Uns geht in der Ostschweiz hervorragend, und davon möchten wir nun viele andere überzeugen.

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«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.

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