Die Melodie eines Songs träumte er, er wohnte bereits in Amerika und eröffnete ein Konzert von Alanis Morissette. Levin Deger lebt und liebt sein buntes Musikerleben. Dennoch sieht er sein Glück nicht als selbstverständlich an. Und: Er hat Rapperswil eine Hymne gewidmet.
Du hast eine ganz spezielle Beziehung zu Rapperswil – immerhin schreibt nicht jeder ein Lied über seine Lieblingsstadt. Und die Melodie dazu ist dir im Traum eingefallen, was auch nicht jedem passiert.
Genau. Ich habe mich dann sofort ans Klavier gesetzt und freudig festgestellt, dass die Melodie vom Traum tatsächlich funktionierte. Kurze Zeit später ist mir der Text dazu eingefallen und ich wusste, dass ich Rapperswil eine Hymne schenken möchte.
Der Videoclip ist sehr speziell, erinnert an längst vergangene Zeiten. Bist du sowieso ein Fan davon oder kam das im Laufe des Projekts?
Ich mag klassische Filme, in denen jede Szene und jeder Dialog auf die Essenz reduziert ist. Ebenso mag ich die zeitlose Musik von Frank Sinatra oder Dean Martin. Ich dachte, auch mein Lied würde perfekt zu einem Schwarz-Weiss Film passen. Regisseur Mike Krishnatreya hatte mich dann schnell davon überzeugt, das Ganze auf Filmrolle zu drehen.
Das Lied wurde auf Langstreckenflügen gespielt und auch im Radio ist es zu hören. Hättest du mit diesem Erfolg gerechnet?
Ich habe das Glück, dass immer wieder Lieder von mir am Radio gespielt werden. Aber bei jedem neuen Lied freut man sich neu und ist gespannt auf weitere Überraschungen – wie zum Beispiel, dass die Swiss und Edelweiss das Stück ins Programm aufnehmen. Auch die Medien hatten diesmal besonderes Interesse, was mich sehr freut.
Im letzten Jahr hast du mit dem «Beatles»-Programm des Theater Rigiblick Zürich den Prix Walo gewonnen. Was bedeuten dir solche Auszeichnungen?
Solche Auszeichnungen werten das Portfolio auf und können durchaus auch Argumente liefern für Gagenverhandlungen - und natürlich hilft die mediale Aufmerksamkeit. Als ich im Juni 2015 SRF 3 Best Talent wurde, gab mir dies merklich Rückenwind und ich wurde noch öfters im Radio gespielt. Am schönsten ist aber, dass sich Freunde, Familie und Bekannte mit einem freuen.
Du hast schon ein Jahr lang in Amerika gewohnt, bist beispielsweise mit Whitney Houstons langjährigem Pianist aufgetreten. War es für dich schon immer klar, nach diesem Jahr wieder in die Schweiz zurückzukehren? Oder käme auch ein anderes Land für dich in Frage, um Karriere zu machen?
Eine gute Frage, die ich immer wieder gestellt bekomme. In Los Angeles, wo ich war, gab es tatsächlich die Möglichkeit, sich als Gitarrist zu bewerben für eine Tour-Band - wenn ich mich ins Zeug gelegt hätte. Aber das war nicht mein Ziel. Ich hatte in Zürich einen Studienplatz fürs Popmusik-Master Studium in Aussicht und wusste, dass die Schweiz für mich ein gutes Pflaster ist, um an meinen Songs zu arbeiten. Ausserdem wollte ich meiner Familie und meinen Freunden nicht länger fernbleiben.
Deine Karriere bescherte dir schon einige Highlights. Welches davon war dein persönlicher «Wow-Moment»?
2016 durfte ich mit Johannes Oerding, der in Deutschland grosse Erfolge feiert, und anderen Künstlern auf Tour, anlässlich der «Seat Music Session». Das war sehr inspirierend. Ich durfte auch schon für Alanis Morissette oder Jessie J Konzerte eröffnen. Aber vielleicht ist es der Moment, als ich mit meinem Bruder im Auto zum allerersten Mal ein Lied von mir im Radio hörte, und wie wir uns freuten.
Die vergangenen Monate waren nicht einfach, gerade auch für Künstler. Wie bist du damit umgegangen? Und allgemein mit der Unsicherheit, die ein Künstlerdasein nun einmal hat?
Da ich seit einiger Zeit auch Musik produziere, hatte ich während der ganzen Zeit genug zu tun. Da ich auch oft an privaten Anlässen auftrete, habe ich schon wieder erstaunlich viele Aufträge. Aber für viele ist die Situation natürlich erheblich schwieriger. Allgemein denke ich, dass es immer einen Weg gibt und sich Türen öffnen werden, wenn man seinem Herzen folgt.
Gibt es ein bestimmtes Ziel oder Projekt, welches du mit deiner Musik unbedingt erreichen willst?
Ich hätte gern mal einen Song am Radio, der richtig oft gespielt. Auch würde ich gerne ein grosses Konzert spielen, bei dem das Publikum mitsingt. Ansonsten bin ich sehr zufrieden, wie es läuft. Ich folge einfach der Freude an der Musik und bin gespannt, wohin sie mich noch trägt.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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