Befindet sich die Gastro-Branche im freien Fall? Würde sie eine erneute Corona-Welle überhaupt überstehen. Wir haben bei Ruedi Bartel, Präsident von «Gastro Thurgau» nachgefragt.
Ruedi Bartel, die gesamte Corona-Krise hat die Gastrobranche massiv durchgerüttelt. Wie ist die aktuelle Situation?
Die aktuelle Situation in der Gastrobranche ist bedenklich, da sehr viele Fachkräfte in der Küche wie auch im Service fehlen.
Mussten im Kanton Thurgau zahlreiche Konkurse und Firmenschliessungen verzeichnet werden?
Konkurse wurden wahrscheinlich nicht sehr viele getätigt, da es im Interesse des Wirtes bzw. der Wirtin liegt, dass er oder sie nicht Konkurs anmelden will. Schliessungen von Gastronomiebetrieben hat es schon einige gegeben. Die Gründe hierfür sind aber in der Regel entweder eine Überalterung der Wirtsleute oder aber, dass familienintern keine Nachfolge gefunden werden konnte.
Wie lief es grundsätzlich mit der Unterstützung? Wurde Ihrer Meinung nach genügend Hilfestellung geleistet?
Durch den Coronakredit wie auch durch die Härtefallgelder wurde der Gastronomie teilweise doch unter die Arme gegriffen. Voraussetzungen waren allerdings eine saubere und korrekte Buchhaltung und keine Ausstände bei den Steuern, der Mwst. wie auch bei der AHV.
Verschiedene Seiten sprachen auch von einer Art «Marktbereinigung». War es das? Oder banalisieren solche Aussagen die Situation?
Auch bei der Einführung der Mehrwertsteuer sprach man von einer Gesundschrumpfung in der Gastronomie, was aber nicht der Fall war.
Hinsichtlich Corona ist die Zukunft ungewiss. Wie stark würde die Gastrobranche durchgerüttelt werden, falls eine weitere Welle kommt?
Hoffen wir, dass im Herbst nicht noch einmal eine solch derartige Welle eintritt, wie sie in den letzten zwei Jahren die Gastronomie getroffen hat. Dies würde dann wirklich zu einer grösseren Schliessung in der Gastronomie führen.
Ist diese Unsicherheit mit ein Grund für den aktuellen Personalmangel? Oder ist dieser auf andere Aspekte zurückzuführen?
Diese Unsicherheit war schon im letzten Jahr der Grund, dass sehr viele Mitarbeitende der Gastronomie den Rücken zugedreht haben und sich eine andere Arbeit gesucht haben.
Mit welchen Mitteln kann/soll dieses Problemfeld angegangen werden?
Es ist momentan sehr schwierig, dieses Problem irgendwie in den Griff zu bekommen, da der Markt ausgetrocknet ist.
Hoffen wir nun, dass es irgendwann wieder in die andere Richtung geht und wir uns glücklich schätzen können, mit genügend Personal unsere Gäste bedienen und verwöhnen zu dürfen.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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