Dass Pfarrer an kirchlichen Feiertagen arbeiten müssen, ist nicht wirklich verwunderlich. Dass das Feiern dabei aber nicht zu kurz kommen muss, darüber spricht Andreas Schönenberger mit «Die Ostschweiz». Er ist römisch-katholischer Pfarrer in Rapperswil-Jona.
Herr Schönenberger, wie sieht Ihr Einsatzplan über Weihnachten aus?
Wir haben in der Seelsorgeeinheit Rapperswil-Jona über die Feiertage ein sehr breitgefächertes Angebot an Gottesdiensten und Weihnachtsfeiern. Dementsprechend sind wir vom Seelsorgeteam, so auch ich, vielfältig im Einsatz.
Für einen Pfarrer liegt es in der Natur der Sache, an Sonn- und Feiertagen zu arbeiten. Wünschten Sie sich manchmal trotzdem, die Feste so zu feiern, wie sie fallen und nicht arbeiten zu müssen?
Die Sonntagsgottesdienste und die Feste, die Sie ansprechen, haben wesentlich mit dem Kern unseres Glaubens zu tun: Wir versammeln uns als Gemeinschaft um Jesus Christus, der uns zusammenruft. Aus dieser Sicht ist es für mich stimmig, an diesen Tagen zu arbeiten. Als Seelsorger habe ich in der Regel einmal im Monat ein freies Wochenende. Wenn ich nicht im Dienst bin, ist es mir aber trotzdem wichtig, am Sonntag in einem Gottesdienst mitzufeiern. Wenn ich unterwegs bin, schaue ich nach einer Gemeinde, um da mitzufeiern. Auch gerne im Volk. Ich mag es, die Perspektive zu wechseln.
Gibt es etwas an Weihnachten, das Sie besonders gut mögen?
Mir gefallen die unterschiedlichen liturgischen Feiern, die unterschiedliche Stimmungen erfahrbar machen: Die Rorate in der Frühe, die Mitternachtsmesse am Heiligabend. Denn obwohl die Advents- und Weihnachtszeit für uns Seelsorgerinnen und Seelsorger eine arbeitsintensive Zeit ist, so ist doch manches etwas entschleunigter. Die Hauptarbeit besteht meistens darin, die Feiern vorzubereiten. Die Gottesdienste selbst sind dann Vollzug von dem, was mir wichtig ist und das ist keine Arbeit im eigentlichen Sinn, sondern Ausdruck dessen, was ich glaube und was mir Halt gibt im Leben.
Und ärgern Sie sich auch über etwas?
Ja, darüber, dass fast jedes Jahr gejammert wird, wenn es keine weisse Weihnacht gibt. Das ist zwar schön, aber hat mit Weihnachten im eigentlichen Sinn gar nichts zu tun.
Stimmt es, dass die (Vor-)Weihnachtszeit emotional für viele sehr belastend ist und dass vermehrt Rat von Seelsorgerinnen und Seelsorgern gesucht wird?
Ich glaube, dass die Advents- und Weihnachtszeit für viele Menschen schwierig ist. Es ist eine Zeit, die man gerne mit der Familie und mit Freunden verbringt. Wenn es dieses soziale Netz nicht gibt oder nicht mehr da ist, dann kann das sehr belastend sein. Ich würde nicht sagen, dass Menschen dann eher zu einem Gespräch kommen. Aber sie werden offener und feinfühliger.
Können Sie mir sagen, warum wir uns eigentlich an Weihnachten beschenken?
Aus christlicher Sicht sind die Menschen mit der Geburt Jesu von Gott beschenkt worden, zudem bringen die Sterndeuter aus dem Morgenland königliche Geschenke zur Krippe: Weihrauch, Gold und Myrrhe. So ist das Schenken im Lauf der Zeit zu einem festen Brauch geworden. Leider ist das Schenken heute oft wichtiger als der eigentliche Kern, die Menschwerdung von Gott, dem Immanuel, was so viel heisst wie «Gott-mit-uns».
Haben Sie ein Weihnachtsritual?
Ja, das habe ich. Am Weihnachtstag gibt es ein traditionelles Essen. Was, das verrate ich hier jetzt nicht. Danach gibt es einen guten Film.
Welches Weihnachtslied gefällt Ihnen am besten?
Mir gefallen viele. Das Adventslied «Maria durch ein Dornwald ging» mag ich sehr. Und «Tochter Zion» als Weihnachtslied.
Wie feiern Sie persönlich dieses Jahr Weihnachten?
Ich feiere mehrmals Weihnachten. Ein paar Tage vor Weihnachten gibt es bei uns die Weihnachtsfeier für Alleinlebende. Dann feiere ich in verschiedenen Feiern mit unterschiedlichen Menschen aus unseren Pfarreien und am zweiten Weihnachtstag dann auch mit meiner Familie.
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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