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Vivienne Katharina alias Vivi

Die Bündner Rapperin, die sich auch traut, anzuecken

Die Bündner Rapperin Vivienne war schon früher fasziniert von der Musik. Sie nahm immer wieder an Talentwettbewerben teil. Jetzt macht sie ihre eigene Musik in Hochdeutsch und Schweizerdeutsch. Wer ihre Vorbilder sind und welche Werte sie mit ihrer Musik übermitteln möchte.

Manuela Müller am 23. November 2021

Bild: Vivienne Katharina mit der UBD Dance Crew, Fotograf: Daniel Infanger

Wie kamst du zur Musik?

Musik war schon immer – also seit ich ein Kind war – bin ein grosser Teil für mich. Ich habe früher als Kind oft mit meiner liebsten Grossmutter gesungen. Dazu kam, dass ich in der Schule oft Auftritte hatte, bei welchen ich meine Gesangsstimme zeigen durfte. Mein Realschullehrer und mein Religions- und Konfirmationslehrer haben mich immer wieder unterstützt und mir im schulischen und kirchlichen Rahmen Auftritte ermöglicht. Danach sang ich auch oft an Hochzeiten, Beerdigungen und anderen kleineren Anlässen. Lange Zeit sang ich verschiedene Covers, bis ich mich dazu entschieden habe, eigene Texte zu schreiben.

Wenn du meistens Balladen und Klassiker gesungen hast, wie kamst du dann schlussendlich zum Rap?

Ich habe schon längere Zeit Rap gehört. Mir gefällt es, dass man beim Rap Dinge erzählen und seine Gedanken repräsentieren kann. Also es gibt mehr Raum beim Rap, um Dinge zu sagen, die persönlich wichtig sind. Irgendwann vor etwa drei Jahren versuchte ich dann einfach mal einen eigenen Rap zu schreiben. Diesen nahm ich dann auch auf, aber damals noch nicht professionell im Studio. So fand ich immer mehr Gefallen daran, weil ich bemerkte, dass ich Rap nicht nur gerne höre, sondern dass ich auch gerne selbst rappe. Dazu lernte ich den Rapper C-Beat aus Landquart kennen, mit dem ich dann den Song «Keia Dura» gemeinsam aufgenommen habe. So hat sich die ganze «Rapsache» dann noch mehr bei mir gefestigt und verstärkt. Bei mir ist es so, dass ich unglaublich gerne singe und rappe. Es gibt so viele verschiedene Dinge, welche ich in verschiedenen Formen zu übermitteln versuche. Mir gefällt es, Dinge auszuprobieren und offen für Vielfältigkeit zu sein.

Was willst du mit deiner Musik übermitteln?

Es gibt wie gesagt echt viele Themen, zu denen ich etwas erzählen könnte. Die für mich persönlich wichtigsten versuche ich auch in meinen Songs anzuschneiden. Zum Beispiel: Stigmatisierungen, Ungerechtigkeiten, Werte und Normen, Gott und die Welt und so weiter… Mir ist es sehr wichtig, dass jeder sein Leben so lebt, wie er es möchte. Leben und leben lassen. Mein Song «Ich will» soll auch zeigen, dass ich das lebe und liebe, was ich als Vivi will. Vielleicht kann ich so den Menschen da draussen ein wenig Motivation und auch vor allem Mut geben, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ich lebe nur einmal hier als Vivi. Und dieses Leben möchte ich in vollen Zügen geniessen und auskosten. Und zwar so, wie ich es will. Wie meine Träume, Wünsche, Ziele und Herzensangelegenheiten auch sind. Komme was wolle!

Welche Rapper und Rapperinnen sind oder waren deine Inspiration um selbst zum Rap zu kommen?

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mehrheitlich Lieder von männlichen Rappern höre. Zum Beispiel: Kool Savas, Sido, Azad, Capital Bra, Jamule, Eminem und so weiter…?Dazu gibt es einzelne Songs von Loredana, welche mir gut gefallen. Ich finde sie eine starke Frau, weil auch sie ihren eigenen Weg geht und macht, was sie will, auch wenn es vielleicht nicht immer einfach ist. Sie steht zu sich selbst, und das finde ich ausschlaggebend. Inspiration, um selbst zum Rap zu kommen, denke ich, kamen bei jedem Song und kommen auch noch bei jedem weiteren Song, den ich gut finde. Ich denke, mich hat inspiriert, wie die verschiedenen Künstler wichtige Themen oder Songtexte preisgeben, bei denen ich mich auch angesprochen fühle. Die verschiedenen Songs haben mir dazu Mut und Motivation gegeben, es auch zu machen. Jedoch darf ich sagen, dass ich selbst mir immer treu geblieben bin und mir selbst Mut gemacht habe. Die grösste Inspiration war tatsächlich mein eigener Gedanke und meine eigene Idee, etwas auszuprobieren.

Wenn du so richtig durchstartest, könntest du dir auch vorstellen «auszubrechen» und nicht mehr in Graubünden zu leben?

Ich sage immer: «Komme was wolle!» Klar, wenn ich die Möglichkeit hätte richtig durchzustarten, ist es auch eine Voraussetzung, sich weiter zu «entfernen». Jedoch weiss ich auch, dass es mein Herz immer wieder zurück in meine Heimat Graubünden ziehen wird. Ob ich dauerhaft woanders wohnen würde, das weiss ich ehrlich gesagt nicht. Ich bin auf jeden Fall offen, für das was noch kommen mag. Mal sehen, ich lass mich da überraschen und entscheide dann zur richtigen Zeit, am richtigen Ort.

Welche Songs und Genres hörst du selbst gerne?

Ich muss sagen, dass ich wirklich so ziemlich alles höre. Ich bin da sehr offen. Meistens höre ich aber Rap, Hiphop, Pop, R&B. Ich höre auch sehr gerne mal Balladen oder einfach ruhige Musik. Das kann auch einfach ein Pianostück sein oder einfach mal Meditationsmusik.

Wie fühlt man sich als eine der wenigen Frauen in der Schweizer Rap-Szene? Nehmen dich die Männer gut auf?

Ich fühle mich gut. Für mich ist es eine echt tolle Sache, eine der wenigen Frauen in der Schweizer Rap-Szene zu sein. Ich habe schon Kontakte mit Schweizer Rappern geknüpft und fühlte mich eigentlich willkommen. Der neue Song «Das macht bei uns die Frau» sorgte natürlich schon für ein wenig mehr Furore bei der lieben Männerwelt. Jedoch erwähne ich immer wieder, dass dieser Song keinesfalls gegen Männer gehen soll, wir brauchen ja auch die Männer. Dieser Song ist einfach mal ein Song für uns Frauen! Ein Frauenpower-Song! Die Rückmeldungen zum Song waren sehr gut, und ich bin froh, dass meine treusten Fans den Song abfeiern! Teilweise gab es aber auch negative Reaktionen. Ehrlich gesagt waren es meistens Männer, die sich mit dem Song ein wenig «angegriffen» fühlten und sich teilweise auch negativ dazu geäussert haben. Aber wie gesagt ist es kein männerfeindlicher Song. Auch ist der Inhalt des Songs ist natürlich «aufreibend» und er ermöglicht Diskussionen. Das ist ja das, was Vivi will. Sie will ja nicht etwas singen oder rappen, was nichts bringt. Über belanglose Dinge kann man sich auch beim Kaffee-Tratsch und Klatsch unterhalten. Es freut mich aber auch sehr zu sehen, dass der Song für Furore sorgt. Jeder hat seine eigene Meinung, und das ist auch sehr gut so. So soll es ja auch sein. Wie gesagt: «Leben und leben lassen!»

Was sind deine nächsten Ziele?

Das nächste Ziel ist natürlich, meinen Song noch ein paar Mal in Zusammenarbeit mit der Graubündner Kantonalbank GKB performen zu dürfen. Es kommt noch ein neuer Song, den ich selbst geschrieben habe. Jedoch kann ich noch kein genaues Releasedatum bekannt geben. In diesem Song wird es darum gehen, wer einsteigt und aussteigt und wer in deinem Leben bleibt. Eine «Zugfahrt» sozusagen. Dieser Song wird wieder etwas ganz anderes sein als mein letzter. Mehr verrate ich noch nicht. Ich habe dazu noch einige Ziele, an die ich herangehen möchte und gehe jetzt die Schritte und Wege, die auf mich zukommen. Zu meinen Zielen gehört bestimmt, dass ich einfach weitermache wie bisher. Step by Step. Immer ein kleines Stückchen mehr von Vivi, ihrer Person, Art, Seele und ihrer Herzensache zeigen und versuchen, den Menschen etwas zu vermitteln. Wie gesagt lebe ich nur einmal als Vivi, hab noch einiges zu sagen und muss meine LEBENS - TO - DO - LIST immer ein wenig mehr füllen. Check!

Du bist 2019 bis in den zweiten Recall von Deutschland sucht den Superstar (DSDS) gekommen. Wie war es für dich bei DSDS?

Für mich war es eine super tolle Erfahrung, dabei zu sein. Es war schon immer ein Wunsch von mir. Als Kind habe ich mir die Sendung immer im Fernsehen angesehen. Und dann plötzlich live vor der Jury zu stehen – das war grandios für mich! Ich habe coole Leute kennengelernt, und wir hatten eine tolle Zeit zusammen. Dazu habe ich bei DSDS gelernt, dass ich von Anfang an alles geben muss! Mit Mut und vollem Vertrauen zu mir selbst. Ohne Zweifel. DSDS hat mich und meine Entwicklung als Künstlerin positiv beeinflusst und ich darf sagen, dass ich stolz darauf bin, dass ich dabei sein durfte.

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Autor/in
Manuela Müller

Manuela Müller (*1994) aus Marbach war bis Ende März 2022 als Redaktorin für «Die Ostschweiz» tätig.

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