Eigentlich gehört eine ganz bestimmte und sehr bekannte Kosmetik-Marke nach meinem Verständnis zur Naturkosmetik, denn oft stehen die Produkte in der Drogerie neben denen der Marke «Annemarie Börlind» oder «Lavera» im Regal. Aber sind die Artikel der besagten Herstellerin wirklich Naturkosmetik?
Der Begriff Naturkosmetik ist bisher noch nicht genau definiert, doch herkömmlich bestehen Natur-Pflegeprodukte aus natürlichen Inhaltsstoffen und sind dadurch schonender für den Menschen, aber auch für die Umwelt. So sollen keine umweltschädlichen Chemikalien oder gar Mikroplastik verwendet werden. Und obwohl die Marke, von der ich hier schreibe, theoretisch nicht zur Naturkosmetik gehört, ist das Marketing so gestaltet, dass es den Anschein erweckt, die Produkte wären tatsächlich Naturkosmetik.
Vor einigen Monaten habe ich mir eine Gesichtscreme (Nachtcreme Hautzart, Mandelblüte) gekauft – im Glauben, es wären nur natürliche Inhaltsstoffe darin. Die Verpackung war sehr ansprechend gestaltet und die Creme wirkte wunderbar. Meine Haut war schon nach der ersten Anwendung weich und auf den angenehmen Duft habe ich mich jeden Abend aufs Neue gefreut.
Doch als ich mir später, eigentlich eher zufällig, die Liste der Inhaltsstoffe anschaute, war ich schockiert. An drittletzter Stelle befindet sich der Stoff «Acrylates/C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer», der jedoch beim ersten Überfliegen kaum auffällt.
Dieser Stoff ist ein schwer abbaubares synthetisches Polymer, das für die Umwelt ähnlich schädlich ist wie Mikroplastik. Synthetische Polymere haben aber im Gegensatz zur Mikroplastik keinen Peeling-Effekt, sondern dienen lediglich als Konsistenzträger. Schwer abbaubare synthetische Polymere können, wie Mikroplastik auch, wegen der kleinen Grösse nicht aus dem Wasser herausgefiltert werden, sie landen in unseren Meeren und können dort teilweise Schadstoffe binden.
Die Tatsache, dass eine Marke, deren Unternehmensphilosophie «Wirkt natürlich» ist, ein schwer abbaubares Polymer in eine Gesichtscreme mischt, finde ich widersprüchlich. Und obwohl es keine ausdrückliche Naturkosmetik-Marke ist, haben die Hersteller meiner Meinung nach trotzdem die Verantwortung, keine schwer abbaubaren Stoffe in ihren Produkten zu benutzen. Dies gilt für alle existierenden Kosmetik-Marken.
Denn was ist uns wichtiger: eine weiche Haut, oder eine wohlbehaltene Umwelt?
Lea Tuttlies (*2002) aus Amriswil studiert in Erfurt Internationale Beziehungen.
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