Honigraum
Die «fleissigen Bienen» sind unentbehrlich. Jedes Bienenvolk produziert im Jahr etwa zwischen zehn bis 15 Kilo Honig. Die Kulturpflanzen werden von ihnen bestäubt. Neben der Honigbiene gibt es in der Schweiz rund 500 Wildbienen-Arten.
Sie sind eigentlich die wahren Helden der Natur, doch ihr Lebensraum ist bedroht. In der Schweiz ist laut pronatura innerhalb von nur drei Jahrzehnten die Insektenpopulation teilweise um bis zu 75 Prozent zurückgegangen. Umso wichtiger ist es, dass die Jugend über die Prob-lematik aufgeklärt wird. Ilaria Barandun übernimmt dabei eine ganz wichtige Aufgabe.
Die entsprechenden Zahlen von pronatura sind alarmierend: 40 Prozent der bisher untersuchten Insektenarten der Schweiz gehören zu den «gefährdeten Arten». Umso wichtiger ist es also, dass die Bevölkerung darüber aufgeklärt wird. Ilaria Barandun aus Felsberg (GR) ist elf Jahre alt und arbeitet bereits als Imkerin. Weshalb sie diese Aufgabe schon übernommen hat und wie viele Male sie schon gestochen wurde, erklärt sie im Interview.
Wann hast du mit der Arbeit rund um die Bienen angefangen?
Seit etwa drei Jahren gehe ich regelmässig mit meiner Mama ins Bienenhaus. Vor einem Jahr habe ich den Jungimkerkurs abgeschlossen. Jetzt habe ich zwei eigene Völker und eigenen Ho-nig.
Deine Mutter ist ebenfalls Imkerin. Wurde dir die Leidenschaft also quasi in die Wiege gelegt?
Ja, schon ein bisschen. Bei uns mögen alle Bienen. Mein kleiner Bruder (10 Jahre) macht dieses Jahr auch den Jungimkerkurs. Mein Papa ist zwar allergisch, kommt aber auch gerne ins Bie-nenhaus.
Ihr habt einige Bienenvölker. Was fasziniert dich so an dieser Arbeit?
Bienen sind so kluge Lebewesen. In einem Volk hat jede Biene ihre Aufgabe. Wenn sich etwas verändert, können sie aber sofort eine andere Aufgabe übernehmen. Lustig ist auch, dass im Herbst alle Drohnen (männliche Bienen) aus dem Volk verschwinden müssen, weil sie faul sind und nicht bei der Arbeit mithelfen. Wenn sie nicht freiwillig gehen, werden sie von den Arbeiterinnen getötet. Das nennt sich «Drohnenschlacht».
Honigraum
*Zwei Expertinnen innerhalb der Familie – wie frei bist du in deiner Arbeit? *
Für meine zwei Völker bin ich selbst verantwortlich und entscheide auch selber, was ich am Volk machen möchte. Manchmal mache ich auch Dinge anders als meine Mama. Meinen Honig darf ich dann auch selber verkaufen. Mein Name steht sogar auf der Tafel bei unserem Bienen-haus.
Wie reagiert dein Umfeld darauf? Es ist ja schon eher aussergewöhnlich, in jungen Jahren schon mit Bienen zu «arbeiten».
Meine Freundinnen finden es cool, dass ich eigenen Honig habe. Aber die meisten meiner Freunde interessieren sich eigentlich nicht für Bienen.
Wie sieht deine Arbeit aus?
Das ist ganz unterschiedlich. Im Winter bereitet man die Brut- und Honigwaben für den Früh-ling vor. Im Frühling kann man Honigraum aufsetzen (Honigwaben einsetzen) und sie begin-nen, Honig einzutragen. Wenn sich die Völker vermehren wollen, schwärmt die alte Königin mit einem Teil des Volkes aus. Dann muss man den Schwarm draussen einfangen. Junge Köni-ginnen finden und zeichnen (einen Punkt auf den Rücken kleben), ist meine Spezialität. Im Sommer kann man den Honig ernten, schleudern und abfüllen. Und gegen die Varroamilbe muss man die Bienen auch immer wieder behandeln. Ausser grad im Winter hat man eigentlich immer etwas zu tun im Bienenhaus.
Wie viele Male bist du schon gestochen worden?
Schon ein paar Mal. Früher musste ich auch weinen. Heute brennt es nur noch kurz und ich finde es nicht mehr schlimm. Aber wenn man ruhig und vorsichtig arbeitet, wird man fast nicht gestochen. Aber manchmal merkt man grad am Anfang, dass sie «giftig sind und dann arbeitet man besser nicht an den Bienen oder man schützt sich gut mit Schleier, Handschuhen und Kü-chenschürze.
Machst du etwas, dass auch deine Kolleginnen auf das Hobby aufmerksam werden? Oder triffst du dich sonst mit Gleichgesinnten?
Ich habe noch Kontakt mit einigen Mädels vom Jungimkerkurs. Aber dann reden wir auch ger-ne über andere Sachen. Vor einem Jahr gab es ein Projekt «Grischa Biena uf da Schiena», wo die Bienen in einem alten Zugwagon vorgestellt wurden. Dort durfte ich mit meiner ganzen Klasse hingehen und konnte auch im Unterricht viel über meine Bienen erzählen.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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