Die St.Galler Spitalverbunde haben das Ergebnis des Jahres 2018 vorgelegt. Diese sehen erstens nicht gut aus. Und zweitens ändert das nichts an der Ausgangslage. Nach wie vor ruft alles nach strukturellen Einschnitten. Aber wo das Messer angesetzt werden soll: Darüber herrscht Uneinigkeit.
Eine Umsatzsteigerung, die von höheren Ausgaben mehr als aufgefressen wurde: So lässt sich das Resultat der St.Galler Spitäler 2018 zusammenfassen. Unterm Strich bleibt ein Verlust von vier Millionen Franken.
Diese Kennzahlen, die am Freitag präsentiert wurden, sind nicht allzu schockierend. Es hatte kaum jemand Glanzresultate erwartet angesichts der laufenden Information über die strukturelle Schieflage, in der sich die Spitäler befinden. Im Gegenteil: Man ging von Schlimmerem aus.
Musterknabe war im vergangenen Jahr das Kantonsspital St.Gallen, dort resultierte aus dem Geschäftsjahr ein Gewinn von 2,5 Millionen Franken. Ob die Spitäler Rorschach und Flawil im positiven oder negativen Sinn zu diesem Resultat beigetragen haben, ist unklar beziehungsweise wurde nicht ausgeführt. Da diverse Dienste zentral und übergreifend erbracht werden, ist die Abgrenzung wohl auch schwierig. Intern wird sie aber ohne Zweifel gemacht und muss auch gemacht werden. Spätestens, wenn konkret über eine neue Struktur gesprochen wird, interessieren die detaillierten Resultate der einzelnen Häuser durchaus.
Einfacher ist die Ausgangslage in der Spitalregion Fürstenland-Toggenburg: Hier resultierte an den beiden Spitälern Wil und Wattwil ein Minus von 6 Millionen Franken. Mitverursacher waren der neue Bettentrakt in Wattwil sowie die neue Notfallstation in Wil. Diese Region ist definitiv das Sorgenkind der Spitallandschaft. Und genau in dieses war in jüngerer Vergangenheit kräftig investiert worden.
Allerdings sind die Ausgaben im Zusammenhang mit solchen einmaligen Investitionen nicht das wirkliche Problem. Es ist vielmehr der operative Gewinn, an dem die Spitäler kranken. Dieser ist über alle Spitäler gesehen kein Gewinn wie angestrebt, sondern ein Verlust. Verursacht wurde er in erster Linie in der Region Fürstenland-Toggenburg.
Das Resultat zeigt also ein strukturelles Problem und keines, das aus einmaligen Ereignissen heraus entstanden ist. Und dieses strukturelle Problem hat auch die Offensive der Spitalverbunde angestossen, die Spitallandschaft umzukrempeln.
Und es dürfte, was die Zahlen angeht, laut den Spitalverbunde-Verantwortlichen in diesem Stil weitergehen - beziehungsweise schlimmer werden. Für das laufende Jahr rechnen die Verantwortlichen mit einem noch höheren Verlust.
Die Orientierung über die Jahreszahlen diente denn auch nicht zuletzt der Möglichkeit, die Notwendigkeit von Veränderungen zu deponieren. Ganz nach dem Motto: Fahren wir so weiter, wird es mit Sicherheit nie wieder besser. Das aber hiesse, dass der Kanton St.Gallen Jahr für Jahr hohe Verluste zu decken hat.
Mit anderen Worten: Die präsentierten Zahlen ändern nichts am Kurs der St.Galler Spitalverbunde, punkto Anzahl der Spitäler zurückbuchstabieren und einzelne Häuser entweder schliessen oder in ambulante Zentren umwandeln wollen. Im Gegenteil, sie haben dieses Vorhaben bestärkt.
Allerdings hat sich mit diesem Resultat die Region Fürstenland-Toggenburg klar als «Hotspot» bei den Massnahmen herauskristallisiert. Vor dem Hintergrund der aktuellen Zahlen lautet die Frage vermutlich nicht, ob einer der Standorte Wil oder Wattwil unter die Räder kommt, sondern nur noch welcher. Es gibt wenige Argumente, die dafür sprechen, beide Häuser zu erhalten.
Flawil und Rorschach profitieren zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung dank der nackten Zahlen davon, im Fahrwasser des erfolgreichen Kantonsspitals zu schwimmen. Spitalverbunde-intern wird Flawil aber wohl weiterhin in Frage gestellt sein, vor allem, wenn das nahegelegene Spital Wil «überleben» sollte.
Bereits sind an einigen Standorten einzelne betriebliche Massnahmen erfolgt, um den Verlust in Grenzen zu halten. Das dürfte aber nicht reichen, um wieder in die Gewinnzone zu kommen. Bei der aktuellen Schliessungsdebatte steht deshalb mehr als je zuvor die Frage im Raum: Was wollen wir uns das St.Galler Gesundheitswesen kosten lassen, um Standorte zu erhalten?
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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