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Zeyer zur Zeit | Regierungsrätin Laura Bucher

Die SP-Genossin kämpft gegen den Klimawandel. Besser gesagt, sie lässt kämpfen.

Natürlich dürfen auch Regierungsräte in die Ferien. Natürlich dürfen sie auch fliegen. Allerdings verhält es sich da ein wenig wie bei den Klimaklebern. Wer den Verkehr vor dem Gotthard blockiert, um dann via Paris nach Mexiko zu fliegen, ist eher ein Heuchler als ein Kämpfer gegen den Klimawandel.

«Die Ostschweiz» Archiv am 11. Juli 2023

Laut dem Portal ecorating.ch präsentierte sich Bucher vor der Wahl in den Regierungsrat als «100 Prozent klimafreundlich». Da gibt es nun aber Abzug. Denn wie die «Weltwoche» enthüllt, fliegt Bucher gerne zu fremden Gestaden in die Ferien. Das ist ein Problem. Denn laut Myclimate sollte jeder nicht mehr als 0,6 Tonnen CO2 im Jahr verursachen, wenn wir den Klimawandel aufhalten wollen.

Und das will Bucher doch. Vielleicht wollte sie es 2018 noch nicht, denn da flog sie die paar Kilometer nach Bali. Genauer gesagt rund 12'000 km. Hin und zurück sind’s 24'000. Das waren dann 19,2 Tonnen für die vierköpfige Familie, laut Klimarechner. Aber dann packte sie doch etwas das schlechte Gewissen. 2019 kündigte sie an: «Dieses Jahr sind wir klimafreundlicher unterwegs.»

Das ist gut. Dann kamen die eher flugunfreundlichen Jahre der Pandemie. Aber 2023 ist auch bei Bucher von Flugscham nichts mehr zu spüren. Diesmal geht’s nach Hawaii, auch nicht gerade um die Ecke. Sondern 12'250 km entfernt. Macht dann nochmals 16,5 Tonnen C02 obendrauf.

Aber vielleicht gönnt sich die Regierungsrätin ja auch standesgemäss Business, man kann doch nicht mit Kreti und Pleti in der Holzklasse unterwegs sein, und erst noch so lange. Man ist schliesslich über 21 Stunden unterwegs, um das zu erleben, was man prima auch am TV reinziehen kann. Business wären dann 31,7 Tonnen.

Nun liegt der EU-Durchschnitt des CO2-Verbrauchs bei 7,4 Tonnen pro Kopf und Jahr. Sogar das hat Familie Bucher dann deutlich überboten. Was Familie Bucher hier alleine mit zwei Trips rauspustet, entspricht dem 0,6-Idealausstoss von 14,5 Jahren ...

Nun ist es jedem Einzelnen – und auch Familien – selbstverständlich freigestellt, sich nur mit dem Velo und ÖV fortzubewegen. Oder der Liebe zu einem spritfressenden 12-Zylinder zu frönen und der Ansicht zu sein, dass ein Trip, der kürzer ist als nach Neuseeland, eigentlich rausgeschmissenes Geld wäre.

Aber wenn sie schon auf ihrer – im Übrigen nicht sehr aktuellen – Webseite behauptet: «Für Lösungen, die der demographischen Entwicklung, der Digitalisierung und den (sic!) Klimawandel gerecht werden», dann gehören Flüge nach Bali oder Hawaii nicht dazu.

Es ist halt schon so, dass mit der Übernahme hoher Exekutiv-Ämter eine gewisse Vorbildfunktion verbunden ist. So von wegen Wasser predigen und Wein saufen. So von wegen wohlfeil einen auf Kampf dem Klimawandel machen, aber dann doch gerne fliegen, und gerne weit fliegen.

Aber wie sagte schon der ertappte Klimakleber: fliegen täte er als Privatperson, und das ginge niemanden etwas an. Also nehmen wir mal an, dass Bucher auch als Privatperson nach Hawaii fliegt und das Amt Regierungsrätin dabei in St. Gallen zurückbleibt.

Flugscham ist dabei nicht so ihre Sache, denn über beide Reisen hat sie selbst freizügig geplaudert. Es ist dann aber doch so, dass der Wähler es nicht so toll findet, wenn man ihm Verzicht und Klimabewusstsein predigt, dann noch kurz winkt und in den Flieger nach ganz, ganz weit weg steigt.

Das ist dann doch nicht nur mit viel CO2-Ausstoss verbunden, sondern auch mit einer ungesunden Portion Heuchelei.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
«Die Ostschweiz» Archiv

«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund einer halben Million Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG.

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