Sein Gesicht ist unbekannt – ganz anders sieht es aber bei seiner Stimme aus: Dominik Zeltner hat in vielen verschieden Werbespots Fahrzeugen, Restaurants oder anderen Produkten seine Stimme geliehen. Wie ist es, als Sprecher zu arbeiten? Wir haben beim Ostschweizer nachgefragt.
Wie reagierte Ihre Familie auf den Entscheid, dass Sie Sprecher werden wollten? Meist wollen die Eltern ja, dass die Kinder etwas «solides» lernen.
Das stimmt schon - ich mache «eigentlich nichts Richtiges» (lacht). Ich habe das Glück, dass mich meine Eltern immer unterstützten - oder mich zumindest in Ruhe liessen, um meine eigenen Erfahrungen machen zu können. Ich durfte nach der obligatorischen Schulzeit eine private Hotel-Handelsschule besuchen - natürlich mit der Idee, danach im Hotel- und Gastgewerbe zu arbeiten. Doch während dieser KV-Ausbildung bewarb ich mich zusammen mit einem Schulfreund bei einer Jugend-Fernsehsendung - und so stolperte ich nach und nach in die Medienwelt und verliess das Hotelfach. Dass mich dies meine Eltern nach der teuren Ausbildung machen liessen, war und ist nicht selbstverständlich - ich bin ihnen bis heute sehr dankbar dafür.
Wie sieht die Ausbildung aus? Wie schwierig war es, den Dialekt zu «unterdrücken»?
Ich hatte oft das Glück, im richtigen Moment im richtigen Alter am richtigen Ort sein zu dürfen. Nach dem KV-Abschluss bekam ich damals einen Job beim Fernsehen, später wechselte ich noch zum Radio und habe mich damit selbst ausgebildet - und lerne auch heute noch immer wieder dazu. Mein «Mundart» ist ein Gemisch aus verschiedenen Schweizer Dialekten. Beim «Deutsch» war dies anfänglich etwas schwieriger für mich, da uns in der Schule ein «Bundesrätliches Hauchdeutsch» eingetrichtert wurde - was ich bis heute nicht verstehe und sehr schade finde. Ich beobachte bei Kindern, dass sie «deutsch» oft als Spielsprache verwenden, und dabei meist so sprechen, wie die deutsch sprechenden Schauspieler/innen im Fernsehen oder auf youtube - meist ein schönes, geschliffenes deutsch.
Was muss man mitbringen, um in Ihrem Job erfolgreich zu sein und davon leben zu können?
Ich glaube, dass ist in jedem Job dasselbe. Egal, ob man Tierärztin, Wertstoff-Spezialist oder Bundesrat werden/sein möchte: Geduld, Wille, Einsatz und das drückende Gefühl im Bauch, «genau dafür geboren zu sein». Ich kann den jungen Leserinnen und Lesern gerne Mut für ihren eigenen beruflichen Weg zusprechen: Ich habe einen gspässigen kleinen Sprechfehler - und bin dennoch Sprecher geworden.
Sie geben Ihre Stimme für viele bekannte Produkte, Automarken und Schnellrestaurants. Wie läuft ein normaler Arbeitstag bei Ihnen ab?
Das ist eben genau, was ich an meinem Leben so schätze: Es gibt keinen «normalen Arbeitstag». Ich unterscheide eigentlich nicht zwischen «Arbeit» und «Leben», sehe mich genauso als Vater wie als Sprecher. Ausschliesslich bezogen auf meinen Sprecher-Beruf ist es so, dass ich am Morgen meist nicht weiss, wie der Tag aussieht. Meine Sprecher-Aufträge sind meist sehr kurzfristig.
Ich mag das - es bedingt aber, dass ich mir nicht sofort einen Tesla oder das neueste super-mega-Smartphone kaufe, nur weil es mal ein paar Monate lang «räblet wie verruckt». Da bei mir jeder Tag wieder anders aussieht und ich kein fixes Engagement habe, kann es auch mal ruhigere Zeiten geben, bevor es dann wieder «räblet wie verruckt».
Manuela Bruhin (*1984) aus Waldkirch ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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