Abbildung 1: Gästefrequenzen (Rütter Soceco 2019)
Der Tourismus gilt als wichtiger Motor für die regionale Wirtschaft im Kanton Appenzell Innerrhoden. Und das ist auch so, wie die Studie einer externen Firma zur volkswirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus zeigt. Hier sind die Details.
Im Kanton Appenzell Innerrhoden wird mit dem Tourismus eine Wertschöpfung von 124 Millionen Franken erzielt. Dies entspricht einem Anteil von 12.8 Prozent am kantonalen Bruttoinlandprodukt (BIP).
Vom Tourismus hängen gut 1100 Vollzeitäquivalente oder etwa 1500 Stellen ab. Dies entspricht einem Anteil von 16.8 Prozent der kantonalen Beschäftigung.
1 Ausgangslage und Ziel
Die bei der Firma Rütter Soceco, Rüschlikon, in Auftrag gegebene Wertschöpfungsstudie hat zum Ziel, die Auswirkungen des Tourismus für die Wirtschaft des Kantons Appenzell Innerrhoden anhand der Gesamtnachfrage der Gäste beziehungsweise mittels der direkt und indirekt ausgelösten touristischen Bruttowertschöpfungs- und Beschäftigungswirkung aufzuzeigen.
Die Studie bezieht sich auf statistische Daten des Jahres 2017. Die für die Analyse benötigten zusätzlichen Angaben wurden im Laufe des Jahres 2018 mit einer umfassenden Befragung erhoben, an der 2148 Gäste und 165 Betriebe teilnahmen.
2 Gästefrequenzen und Ausgaben
2.1 Frequenzen
Für das Jahr 2017 sind für den Kanton Appenzell I.Rh. rund 1.86 Mio. Gästefrequenzen ermittelt worden. Den weitaus grössten Anteil machten mit 84% die Frequenzen durch Tagesgäste aus. Die übrigen 16% der Frequenzen betreffen übernachtende Gäste, von denen gut die Hälfte auf Hotels entfallen.
Das Verhältnis der Gästefrequenzen zur Einwohnerzahl gibt einen Hinweis auf die Intensität des Tourismus. Im Kantons Appenzell I.Rh. ist dies 116 Frequenzen pro Einwohnerin oder Einwohner.
Abbildung 1: Gästefrequenzen (Rütter Soceco 2019)
2.2 Ausgaben
Die durchschnittlichen Ausgaben eines Gastes im Kanton Appenzell I.Rh. betragen Fr. 66. Zwischen den verschiedenen Gästekategorien gibt es naturgemäss Differenzen. Während Übernachtungsgäste pro Logiernacht durchschnittlich Fr. 136 ausgeben – bei einer Hotelübernachtung sind es Fr. 215, geben Tagesgäste durchschnittlich Fr. 53 aus.
2.3 Vergleich mit anderen Regionen
Der Kanton Appenzell I.Rh. hat im Vergleich zu anderen Tourismusregionen der Schweiz mit einer Quote von 84% einen sehr hohen Anteil an Tagesgästen. Im alpinen Raum liegt der Anteil bei etwa 50% und in den Städten bei etwa 80%.
Vergleicht man die Zahlen betreffend Tagesausgaben mit denjenigen, die im Tourismusmonitor Schweiz von Schweiz Tourismus für «kleine Städte und den ländlichen Raum» angegeben werden, so liegen die Ausgaben der Hotelgäste im gleichen statistischen Durchschnitt (zwischen Fr. 175 und Fr. 230). Bei den in Ferienwohnungen übernachtenden Gästen liegen die durchschnittlichen Ausgaben im Kanton Appenzell I.Rh. bei Fr. 68 und damit deutlich tiefer als der schweizerische Durchschnitt (Fr. 95 bis Fr.140).
Mit 116 Frequenzen pro Einwohner liegt die Intensität deutlich tiefer als in gewissen anderen Tourismusregionen. Für die Jungfrau-Region wurden bspw. 299 Frequenzen ermittelt, für das Gebiet Gstaad-Saanenland 241.
Abbildung 2: Gästefrequenzen pro Einwohner (Rütter Soceco 2019)
3 Volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus
3.1 Gästenachfrage und Gesamtnachfrage
Die Nachfrage der Gäste (Gästenachfrage) entspricht den insgesamt getätigten Ausgaben der Gäste während ihres Aufenthalts. Bei der Berechnung werden die Gästefrequenzen mit den Tagesausgaben multipliziert. Im Kanton Appenzell I.Rh. beläuft sich die Gästenachfrage auf total Fr. 123 Mio. Bei der Ermittlung der Gesamtnachfrage werden zusätzlich die nicht in den Tagesausgaben enthaltenen Ausgaben mit einbezogen. Das sind Ausgaben von Einkaufs- und Gesundheitstouristen aus dem nahen, ausserkantonalen Einzugsgebiet von Appenzell I.Rh. Die Gesamtnachfrage beträgt Fr. 178 Mio.
Der Vergleich des Beitrags der einzelnen Gästegruppen zu den Gesamtfrequenzen und zur Gesamtnachfrage verdeutlicht, welche Gästegruppen für die regionale (Tourismus-)Wirtschaft von besonderer Relevanz sind. Übernachtungsgäste und insbesondere Hotelgäste lösen im Kanton Appenzell I.Rh. deutlich höhere Umsätze aus, als dies Tagesgäste tun. Mit einem Anteil von lediglich 16% an den Gesamtfrequenzen genieren Übernachtungsgäste insgesamt 33% der Gästenachfrage. Dies entspricht einer Nachfrage von Fr. 40 Mio. Bei den Tagesgästen verhält es sich umgekehrt. Sie tragen zwar 84% zu den Gesamtfrequenzen bei, leisten jedoch «nur» einen Betrag von Fr. 82 Mio., was einem Beitrag von 67% zur Gästenachfrage entspricht.
Tabelle 1: Gästefrequenzen, Tagesausgaben, Nachfrage (Rütter Soceco 2019)
3.2 Direkte und indirekte touristische Wertschöpfung
Die touristischen Ausgaben der Gäste führen zu direktem touristischen Umsatz und in der Folge zu direkter touristischer Wertschöpfung und Beschäftigung im Kanton Appenzell I.Rh. Über die Vorleistungsbezüge und Investitionen der am Tourismus beteiligten Unternehmen sowie durch Konsumausgaben der im und dank des Tourismus beschäftigten Personen (Einkommenseffekt) wird auf weiteren Stufen entlang der Wertschöpfungskette indirekt zusätzliche Wertschöpfung und Beschäftigung ausgelöst.
Die touristische Bruttowertschöpfung beträgt pro Jahr Fr. 124 Mio. Verglichen mit der gesamten Wertschöpfung der Volkswirtschaft des Kantons Appenzell I.Rh. von Fr. 969 Mio. leistet der Tourismus somit einen Beitrag von 12.8% an das kantonale BIP. Von rund Fr. 124 Mio. touristischer Bruttowertschöpfung sind Fr. 84 Mio. oder 68% auf direkte touristische Aktivitäten und Fr. 40 Mio. bzw. 32% auf indirekte Effekte zurückzuführen.
Abbildung 3: Touristische Beschäftigung und touristische Wertschöpfung (Rütter Soceco 2019)
3.3 Direkte und indirekte touristische Beschäftigung
Für die touristische Beschäftigung zeigt sich – aufgeschlüsselt nach direkten und indirekten volkswirtschaftlichen Wirkungen – folgendes Bild: Von den insgesamt 1’137 tourismusinduzier-ten Vollzeitäquivalenten (VZÄ) entstehen 836 durch die direkten touristischen Aktivitäten aller Wirtschaftszweige. Die übrigen 301 VZÄ der touristischen Beschäftigung entstehen indirekt über die verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette, über die Investitionen der touristischen Leistungsträger sowie über die Einkommen beziehungsweise Konsumausgaben der im Kanton Appenzell I.Rh. im Tourismus beschäftigten Personen. Die durch den Tourismus geschaffene Beschäftigung von 1'137 VZÄ entspricht einem Anteil von 16.8% der Gesamtbeschäftigung von rund 6'780 VZÄ.
3.4 Vergleich mit anderen Regionen
Der Vergleich mit anderen Regionen zeigt, dass der Tourismus im Kanton Appenzell I.Rh. mit einem BIP-Beitrag von 12.8% und einem Beitrag zur Beschäftigung im Umfang von 16.8% einen hohen wirtschaftlichen Stellenwert hat. Im Kanton Bern bspw. beträgt der Tourismusbeitrag zur kantonalen Beschäftigung 7.8%, im Kanton Tessin 12% und im Kanton Solothurn 2.7%. In Bezug auf die volkswirtschaftlichen Wirkungen des Tourismus ist der Kanton Appenzell I.Rh. am ehesten mit der Region Interlaken im Kanton Bern zu vergleichen. Der Tourismusanteil an der regionalen Beschäftigung beträgt dort 15.8%. Weitere Vergleiche zeigen aber auch, dass der Tourismus in gewissen Regionen einen noch deutlich grösseren Anteil an der Wirtschaftsleistung hat. So beträgt der Anteil der touristischen Beschäftigung im gesamten Kanton Wallis 27.3%, in der Jungfrau-Region (Kanton Bern) 50.8% und in der Region Gstaad-Saanenland (Kanton Bern) 46.2%.
4 Fazit
Die mit der Studie erhobenen Daten und die Ergebnisse aus deren Auswertung bestätigen die grosse Bedeutung des Tourismus für den Kanton Appenzell I.Rh. Dabei sind neben dem volkswirtschaftlichen Nutzen auch die Vorteile für die einheimische Bevölkerung, namentlich die gut unterhaltene touristische Infrastruktur und der vielfältige Detailhandel, zu erwähnen. Die Wirkung des Tourismus auf die Volkswirtschaft (Beschäftigung und Wertschöpfung) liegt jedoch tiefer als in grösseren Tourismusdestinationen.
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