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Die Vorbilder von morgen

Diese Hürden müssen Feuerwehr-Instruktoren nehmen, um sich im Appenzellerland beweisen zu können

Hospitanten-Kurs, Fachprüfung, Outdoor-Assessment, Grundkurs: Wer Feuerwehr-Instruktor und Instruktorin werden will, hat einen taffen Weg vor sich. Doch Walter Hasenfratz vom Feuerwehrinspektorat AR/AI erläutert, warum sich diese Ausbildung lohnt.

Nathalie Schoch am 10. März 2024

Walter Hasenfratz, warum braucht es diese vielen Ausbildungsschritte und Prüfungen?

Zum einen wollen wir den Anwärterinnen und Anwärtern eine hohe Qualität bieten, damit sie fachlich, methodisch und didaktisch top ausgebildet werden. Schliesslich tragen sie in ihrer neuen Funktion eine grosse Verantwortung und fungieren als Vorbilder für die Angehörigen der Feuerwehren. Dazu kommt, dass sie alle aus Milizfeuerwehren stammen, also mehr oder weniger Einsatzerfahrung mitbringen. Folglich müssen wir sie auf verschiedenen Ebenen schulen, um das gewünschte Niveau zu erreichen.

Wie hoch sind die Erwartungen an die Anwärterinnen und Anwärter?

Die Fachkompetenz ist das A und O, aber auch die Sozial- und Selbstkompetenz spielen eine wichtige Rolle. Also die Fähigkeit, auf die Gruppe und einzelne Personen eingehen zu können, selbstbeherrscht und belastbar zu sein. Zu guter Letzt gilt es, für die Teilnehmenden eine Respektperson, ein Vorbild zu sein. Man muss Leidenschaft mitbringen und die Aufgabe aus eigenem Antrieb tun wollen.

Auf welche Eigenschaften legen Sie besonderen Wert?

Wir achten darauf, wie gut die Personen vorbereitet sind und wie gewillt sie sind, Neues dazuzulernen, Vorgaben einzuhalten und Wissen weiterzugeben. Sie sind wie Rohdiamanten, die noch geschliffen werden müssen.

Es wird heute immer schwieriger, Freiwillige für Nebenämter zu finden. Spüren Sie diese Entwicklung auch?

Ja, leider. Grob gerechnet braucht ein eintägiger Kurs drei Tage Vorbereitung. Je höher die Ansprüche an sich selbst und die Qualität der Kurse, desto höher wird der zeitliche Aufwand. Viele Leute sind nicht mehr bereit, privat so einen Aufwand zu betreiben. Daher wird es auch für uns immer schwieriger, Instruktorinnen und Instruktoren zu finden, das gilt aber auch allgemein für Feuerwehrleute.

Wie gehen Sie dieses Problem an?

Grundsätzlich versuchen wir, geeignete Personen frühzeitig zu erkennen und ihnen aufzuzeigen, wie wichtig und wertvoll so eine Aufgabe ist.

Welchen Mehrwert bringt die Funktion als Instruktorin und Instruktor?

Die Person wird für Arbeitgeber interessanter, da die erwiesenen Qualitäten wie Disziplin, Führungserfahrung, Sozialkompetenz und Belastbarkeit sehr geschätzt werden. Dazu kommt, dass die Instruktor:innen nicht nur kantonsübergreifend Kurse leiten, sondern auch in den eigenen Feuerwehren Lektionen halten. Dadurch übernehmen sie eine wichtige Verantwortung. Was noch fehlt, ist der Status im gesamtschweizerischen Bildungssystem, aber auch das soll sich in naher Zukunft ändern. Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich damit, die Instruktoren-Ausbildung ganzheitlich als Führungsinstrument zu etablieren, sodass sie als schweizweit anerkannte Weiterbildung gilt.

Und auf persönlicher Ebene?

Man entwickelt sich weiter, fachlich wie menschlich. Man hat eine Ausbildung, auf die man stolz sein kann. Man ist Vorbild, Teil einer wichtigen Gemeinschaft und Aufgabe. Es ist bereichernd, einer motivierten Gruppe Wissen und Erfahrung weiterzugeben. Zudem gewinnt man ein breites Netzwerk, weit über die eigene Gemeinde/Feuerwehr hinaus. Man profitiert von anderen Fachleuten und ist wissenstechnisch immer auf dem neuesten Stand.

Die Ausbildung untersteht den Vorgaben der Dachorganisation Feuerwehrkoordination Schweiz (FKS). Gibt es Punkte, die Sie anders handhaben oder optimieren würden?

Ja, zum Beispiel die Detailtreue bestimmter Vorgaben. Ein Beispiel: Früher gab es ganz klare Regeln, wie man eine Leiter sichert. Heute lässt man den Instruktorinnen und Instruktoren verschiedene Wege offen. Das kann Diskussionen in der Gruppe auslösen, auch verunsichern. Aus diesem Grund bieten wir im Feuerwehrinspektorat der Kantone AR/AI zwei zusätzliche Tage, um bestimmte Lektionen nochmals durchzugehen. Dabei werden Stolpersteine diskutiert und mittels Lerntransfer aufgezeigt, wieso etwas genau so gemacht wird. Wir sind überzeugt von diesem Lerneffekt, auch unsere Instruktorinnen und Instruktoren schätzen diese praxisorientierten Tage.

Hand aufs Herz: Wie gut sind die Feuerwehren in den Kantonen AR und AI aufgestellt?

Nach oben geht immer mehr, wenn man hohe Ansprüche verfolgt, aber wir haben wirklich top aufgestellte Feuerwehren. Das hat uns kürzlich auch das ASTRA bei einer eingehenden Prüfung bestätigt. Nichtsdestotrotz gibt es unterschiedliche Niveaus in den Feuerwehren, das hängt unter anderem von deren Einsatzerfahrung ab. Oft zeigt sich, dass jene Feuerwehren, die einen Instruktor/eine Instruktorin in der Mannschaft haben, im Vorteil sind. Weil sie eine Person in der Gruppe haben, die top ausgebildet ist und immer über die neuesten gesamtschweizerischen Infos und Vorgehensweisen Bescheid weiss. Letztlich steht und fällt die Qualität der Feuerwehren mit den jeweiligen Führungspersonen.

Die Redaktion begleitet drei Anwärter auf ihrem Ausbildungsweg. Wie es mit ihnen weitergeht, erfahren Sie im Mai 2024.

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Nathalie Schoch

Nathalie Schoch ist freischaffende Journalistin und Mitinhaberin von Merkur Kommunikation. Sie lebt und arbeitet in Teufen.

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