In diesen Zeiten steht es um das seelische Wohlbefinden bei vielen nicht besonders gut. Mit ihrer Praxisgemeinschaft wagen Claudia Predicatori, Christine Kurt und Lindita Gjonaj den Schritt in die Selbstständigkeit – weshalb, verraten sie im Interview.
Sie wagen den Schritt in die Selbstständigkeit in einer eher unruhigen Zeit – viele wissen nicht, was kommt, die letzten beiden Jahre waren eine grosse Herausforderung. Weshalb haben Sie gesagt: Genau jetzt machen wir das?
Claudia P.: Christine Kurt und ich sind schon seit längerer Zeit selbstständig, zuvor jedoch an unterschiedlichen Standorten. Die schwierige Zeit, in welcher wir uns gegenwärtig befinden, ist ein grosser Nährboden für Ängste, wie beispielsweise Zukunftsängsten, Unsicherheiten oder Nöte. Viele Menschen, vor allem auch junge, gelangen seelisch und körperlich an ihre Grenzen. Wer erkennt, dass innere Stabilität zu mehr Gelassenheit und vor allem Vertrauen führt, der sucht sich Unterstützung, wie wir sie anbieten.
Zwei waren also bereits vorgängig selbstständig. Nun werden Sie die neue Praxis zu dritt führen. Wie kam es dazu?
Christine Kurt: Claudia Predicatori und ich sind schon viele Jahre befreundet. Da wir zur gleichen Zeit einen neuen Praxisraum suchten, lag es nahe, dass wir eine Praxisgemeinschaft gründen wollten. An der Kapellgasse in Arbon fanden wir die idealen Räumlichkeiten. Da die Praxis jedoch grosszügig geschnitten ist, war schnell klar, dass wir nicht zu zweit bleiben wollten. Mit Lindita Gjonaj konnten wir unser Team vervollständigen.
Kinesiologie, Hypnosetherapie sowie Familien- und Beziehungscoaching – all das werden Sie anbieten. Welche Menschen kommen zu Ihnen?
Personen, die ein konkretes Problem lösen oder einfach ihre Lebensumstände verbessern wollen. Die Probleme sind so vielfältig wie die Menschen: Sie reichen von Partnerschaftsproblemen, Schwierigkeiten im Berufsumfeld über belastende Familiensituationen bis hin zu Kindheitstraumas und Ängsten.
Gibt es auch Bereiche, in welchen Sie vielleicht nicht weiterhelfen können?
Der Mensch heilt sich immer selbst. Was wir anbieten, ist die Hand zu reichen, zu unterstützen, damit der Mensch seine seelischen Selbstheilungskräfte aktivieren kann. Somit ist es unabdingbar, dass die Chemie stimmt, der Klient uns vertraut, und er bereit ist, das Problem tatsächlich lösen zu wollen. So gesehen gibt es keine Bereiche, in welchen wir nicht unterstützen können.
Gerade, wenn es um Ängste, die Persönlichkeit und seelische Probleme gibt, wird gerne geschwiegen. Nehmen Sie das ebenfalls so wahr, dass es lange geht, bis die Leute den Weg zu Ihnen finden?
Das können wir pauschal so nicht sagen. Es gibt Menschen, denen liegt das Herz auf der Zunge. Sie erzählen sehr schnell Persönliches von sich und suchen sich auch zügig Hilfe. Aber auch, wenn Kinder Probleme haben, wird schneller Hilfe gesucht. Grundsätzlich machen wir schon die Erfahrung, dass die Menschen sich erst Unterstützung von aussen suchen, wenn es nicht mehr anders geht. Das ist halt ein Prozess. Man muss sich selbst eingestehen können, dass es jetzt sinnvoll ist, wenn man sich jemandem anvertraut.
Gerade im Bereich der Hypnosetherapie kamen in der Vergangenheit viele Angebote dazu. Wie gehen Sie mit der Konkurrenzsituation um?
Lindita G: Ich sehe keine Konkurrenzsituation. Im Gegenteil: Im Moment ist die Nachfrage nach therapeutischer Unterstützung sehr gross. Dazu kommt, dass meine Muttersprache albanisch ist und ich so einen weiteren Klientenkreis bedienen kann. In dieser Bevölkerungsgruppe gibt es viele traumatisierte Menschen. Das Patriarchat ist nach wie vor ein grosses Thema.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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