Ich persönlich finde eines der schlimmsten Gefühle, das ein Mensch fühlen kann, ist Trauer. Es ist so kraftvoll, dass es einen verändern kann. Wenn man mich fragen würde, wie sich Trauer anfühlt, würde ich sagen, dass es ist, als ob man ein Puzzlestück verliert. Es fehlt plötzlich etwas.
Ich habe sogar einmal gelesen, dass dieser emotionale Schmerz genauso schlimm sein kann, wie physischer Schmerz. Trauer kann sich in vielen Formen zeigen, wie zum Beispiel, wenn man eine Beziehung beendet, jemand Wichtiges aus seinem Leben verliert oder etwas kaputt geht. Und auch wenn es in verschiedenen Formen auftreten kann, fühlt es sich doch irgendwie immer gleich an.
In der Psychowissenschaft wird Trauer in fünf Phasen beschreiben.
Die erste Phase ist Verdrängung. Das Gehirn versteht noch nicht was passiert ist. Es herrscht ein Schockzustand, denn man will die Tatsache nicht wahrhaben. Danach folgt eine Phase von Wut. Man erkennt den Verlust an und er wird zur Realität. Man fragt sich oft, was hätte anders laufen können und es versetzt einen in Wut, denn oft gibt man sich selbst oder anderen die Schuld dafür, wobei oft niemand Schuld trägt. Doch auch diese Phase vergeht und es kommt eine Phase der Verhandlung. Man würde alles dafür tun, um zurückzugehen, an den Punkt, wie es früher war. Es ist eine Art Rettungsversuch, denn man sehnt sich nach «davor». Und noch schlimmer wird es in der Phase der Verzweiflung. Der Verlust wird endlich anerkannt und mit dieser Einsicht geht körperliche und seelische Niedergeschlagenheit einher. Man weiss, es kann nicht rückgängig gemacht werden und fühlt den ganzen Schmerz dieser Trauer. Es ist wohl die schlimmste Phase, die man durchlaufen muss, doch danach kommt die Akzeptanz. In dieser letzten und – meiner Meinung nach – schwersten Phase entscheidet man sich, die Katastrophe anzunehmen, ohne sie verändern zu wollen. Es heisst nicht, dass dieses Gefühl weg geht, aber man versucht nicht mehr es zu verdrängen. Die Erinnerungen werden nicht mehr im Kopf weggesperrt, sondern anerkannt. Und diese neue Realität, die sich geformt hat wird akzeptiert.
Diese Phasen zu durchlaufen ist nicht angenehm, aber es ist wichtig, dass man sich selbst die Zeit dazu nimmt. Vor allem die letzte Phase der Akzeptanz wird oft durchgerauscht, weil man denkt, man hat es bereits geschafft. Doch auch das braucht Zeit. Trauer ist wie so vieles nicht linear.
Lea Müller (*2001) aus dem Kanton Thurgau ist Studentin in Fribourg. Sie interessiert sich für Sport und schreibt seit ihrem 12. Lebensjahr Geschichten.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.