Der Rheintaler CVP-Kantonsrat Sandro Hess.
Die Parteileitung der St.Galler CVP wünscht sich die Wiler Stadtpräsidentin Susanne Hartmann als Regierungskandidatin. Sie wurde von einer Findungskommission empfohlen. Aber auch Nationalrat Thomas Ammann stellt sich den Delegierten. Wie kam es zu dieser Konstellation?
Die Dinge verliefen etwas seltsam am Sonntag, 17. November. Kurz nachdem die Wiederwahl von Beni Würth (CVP) in den Ständerat feststand, verschickte die CVP-Kantonalpartei bereits eine Medienmitteilung. Darin gratulierte sie Würth zum Wahlerfolg. Und schon fast im Stil einer Fussnote teilte sie mit, dass sich die Parteileitung die Wiler Stadtpräsidentin Susanne Hartmann für die Kandidatur als Regierungsrätin wünscht - für den Sitz, den Würth bald frei macht.
Hartmanns Name fiel erstmals in dieser offiziellen Weise, bis dahin war sie eine von mehreren Optionen gewesen. Auch CVP-Mitglieder erfuhren auf diese Weise, wie ihre Parteileitung vorgehen will. Aber kurz darauf war das Erstaunen noch grösser, als sich die CVP Rheintal ihrerseits mit einem Communiqué meldete: Sie teilte mit, sie werde den CVP-Delegierten am 22. November 2019 Nationalrat Thomas Ammann aus Rüthi zur Nomination als Regierungskandidat vorstellen.
Der erste Eindruck von aussen: Da liegen Parteileitung und eine Regionalpartei überkreuz. Ein Eindruck, den Sandro Hess, Präsident der CVP Rheintal, nicht stehen lassen will. Das Problem sei die Abfolge von Ereignissen gewesen. «Die Kantonalpartei hat schon vor einigen Wochen eine Findungskommission auf die Suche nach Kandidaturen geschickt und dann eine Empfehlung an die Parteileitung gemacht», so Hess. Und die lautete - nach diversen Absagen anderer Frauen - auf Susanne Hartmann.
Während dieses Findungsprozesses hatte ein gewisser Thomas Ammann, CVP-Nationalrat, noch kein Interesse am Regierungsamt und brachte sich entsprechend auch nicht in Stellung. Am 20. Oktober verlor Ammann aber, trotz eines sehr guten persönlichen Ergebnisses, seinen Nationalratssitz. «Das war eine neue Situation», so Hess, «wir haben diese diskutiert und kamen zusammen mit Thomas Ammann zum Schluss, dass die Regierung eine Option wäre.»
Zu jenem Zeitpunkt aber war die Arbeit der Findungskommission bereits abgeschlossen, und sie konnte schlecht das Resultat, zu dem sie gekommen war, wieder auf den Kopf stellen, nur weil Thomas Ammann plötzlich zur Verfügung stand. So ist es zu erklären, dass die Parteileitung bei ihrer Einer-Empfehlung für Susanne Hartmann blieb.
Was noch nichts heissen muss. Sandro Hess: «Der Zug ist noch nicht abgefahren.» Es gebe jetzt an der Delegiertenversammlung eben zwei Vorschläge, «wir haben eine echte Auswahl.» Ammann bringe alles mit, was es fürs Regierungsamt brauche. Es gebe weitere Aspekte wie das Geschlecht oder die regionale Zugehörigkeit, aber die Delegierten hätten es in der Hand, welche Kriterien sie wie stark werten.
Der Nominationsvorschlag für Thomas Ammann sei keineswegs der Versuch, die Arbeit der Kantonalpartei zu stören oder Susanne Hartmann zu verhindern, «ich habe ja auch erst am Sonntag erfahren, dass sie die Kandidatin der Parteileitung ist.» Aber mit zwei Anwärtern habe die Partei jetzt die Möglichkeit, eine Debatte zu führen, so werde auch die Delegiertenversammlung attraktiver.
Auf eine Prognose, für wen es letztlich reichen wird, will sich der Präsident der CVP Rheintal nicht einlassen. Es könne auf beide Seiten kippen, es gebe gute Argumente für beide Personen. Entscheidend sei, dass sich die gesamte Partei nach der Nomination hinter die nominierte Person stelle, «und das wird sie tun, da bin ich felsenfest überzeugt.»
Der Rheintaler CVP-Kantonsrat Sandro Hess.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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