Der Schulleiter Robert Singer hat es schon wieder getan: Mit «Wer?» ist bereits sein dritter Thriller erschienen. Weshalb ihn «Das Schweigen der Lämmer» in den Bann gezogen hat und wie er die Aufsätze seiner Schüler benotet hat, erzählt er im Interview.
Sie haben einmal gesagt, dass sie es ärgert, wenn im Kino Popcorn gegessen wird. Weshalb?
Das Popcorn ist der Inbegriff des Kinoerlebnisses – wäre es geräuschlos, wäre es kein Problem. Ich bevorzuge Ruhe, wenn ich einen guten Film anschaue. Und natürlich trifft man auch mich mit Popcorn an – trotzdem (lacht).
Sie beschreiben sich als Film-Junkie. Gibt es einen Film, welchen Sie immer und immer wieder anschauen können?
Da gibt es mehrere: Es kommt immer auf das Genre und meine Stimmung an. Auch wenn in die Jahre gekommen, wäre dies aber «Das Schweigen der Lämmer», wenn ich mich entscheiden muss. Die Inszenierung, die Leitung der Darsteller, der Grundton, der immer über allem schwebt – einfach fesselnd.
Holen Sie sich die Inspiration für Ihre Bücher aus den Filmen?
Nein, definitiv nicht. Aber beim Schreiben kommen mir diverse Filmesequenzen in den Sinn und so kann es sehr gut sein, dass eine Figur meiner Bücher bestimmte Filme zitiert …
Sie haben bereits drei Thriller geschrieben. Könnten Sie sich auch etwas anderes, beispielsweise ein Drama oder Komödie, vorstellen?
Ein Drama könnte ich mir sehr gut vorstellen – zudem in meinen Büchern sehr viel Dramatisches geschieht … Eine Komödie eher nicht. Wahrscheinlich passt dies zu meinen Lesegewohnheiten. Ich liebe die Spannung – Fragen – Irreführung – weiterlesen wollen…
Was unterscheidet Ihrer Ansicht nach einen guten Thriller von einem sensationellen?
In erster Linie ist dies meines Erachtens Ansichtssache. Was jemand etwas sensationell empfindet, muss das für eine andere Person noch lange nicht wirklich gut sein. Für mich ist ein Thriller dann sensationell, wenn er mich von Beginn an fesselt, nicht loslässt und mich am Ende mit Bildern versorgt hat, die ich nicht mehr vergesse. Wenn ein Autor es schafft, eine Reihe zu verfassen, bei deren Abschluss die Leserschaft beinahe in Trauer fällt, ist das schon eine Riesensache. Die Harry Hole Bücher von Jo Nesbo haben mich lange Zeit in Bann gehalten.
Sie sind hauptberuflich Schulleiter, schreiben ist eine Art Hobby. Wäre es Ihr Wunsch, das Hobby zum Beruf zu machen?
Ich bin sehr gerne Schulleiter und habe schon immer gerne geschrieben. Das Schreiben zum Beruf zu machen, wäre nochmals eine ganz andere Liga. Aber klar, wenn ich plötzlich Filmrechte verkaufen darf, … (lacht).
Wie streng beurteilen Sie eigentlich die Aufsätze Ihrer Schüler?
Als Schulleiter korrigiere ich keine Aufsätze mehr – erinnere mich aber gut daran, wie das war, wenn ich einen Text in der Hand hielt, der sich von einem normalen Aufsatz abhob. Manchmal waren es auch einfach nur einzelne Passagen, Formulierungen oder Wendungen, die ich toll gefunden und auch entsprechend gewürdigt habe.
Wie lange brauchen Sie jeweils von der Idee bis zur fertigen Umsetzung?
Ich würde etwa ein- bis eineinhalb Jahre schätzen. Es ist schwierig zu sagen, weil ich nicht immer schreiben kann. In den letzten sechs Monaten beispielsweise habe ich keine Zeile geschrieben – nur Ideen gewälzt.
Lesen Sie jeweils die Rezensionen?
Ich gehe nicht extra wegen der Rezensionen auf die Pages – aber wenn ich sie sehe und lese, freue ich mich darüber. Immer, wenn sich jemand die Zeit genommen hat, mich zu lesen und dann auch noch etwas zu schreiben, schätze ich das.
Sie haben gesagt, dass die Idee für ein viertes Buch bereits in Ihnen schlummert. Verspüren Sie jeweils einen gewissen Druck, damit Sie an den Erfolg anknüpfen können?
Da es ein Hobby ist, bin ich ohne Druck. Ich freue mich über jeden neuen Leser, jede neue Leserin und hoffe natürlich, dass meine Bücher Anklang finden. Ich glaube, wenn es dann um Filmrechte und solche Dinge geht, wird der Druck kommen. Aber das wird noch ein langer Weg…
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.