Wäre die Welt nicht einfacher, wenn wir alle dieselbe Meinung hätten?
In einer Krisenzeit ein wiederkehrender Gedanke, aber ich stimme ihm nicht zu. Wo kämen wir da auch hin? Andersdenkende haben dazu geführt, dass es Innovationen und wissenschaftliche Entdeckungen gab. Sie sahen eine Lücke im Wissen oder im Markt. Es braucht diese verschiedenen Gedankengänge jedoch nicht nur aus kapitalistischen und evolutionären Gründen.
Ein Besuch im Kunsthaus wäre nur halb so amüsant, wenn man nur Gemälde der Klassik sehen würde und einem der Dadaismus vorenthalten würde. Flössen alle Gedanken auf einen Schlag in dieselbe Richtung, wären Gespräche ebenfalls immer eintöniger. Eine lebhafte Diskussion hat schliesslich auch unterhaltsame Aspekte.
Durch verschiedene Meinungen sind nicht nur Kriege entstanden, auch positive Entwicklungen sind dadurch hervorgekommen. Der Krux an der Sache ist jedoch, dass es an den kommunikativen Fähigkeiten oft hapert.
Nicht einander anschreien, nicht einander ignorieren und auch nicht einander als verrückt zu erklären, sind Lösungen. Ziel sollte es sein, ein Diskurs zu führen, bei dem alle Beteiligten gleichrangig sind und die Chance haben, ihren Gedankengang auszulegen. Dabei lernt man nicht nur viel über die andere Person, auch den eigenen Horizont kann man dabei erweitern.
Die Welt würde davon profitieren, wenn wir akzeptieren könnten, dass wir Menschen im Aussehen sowie im Denken variieren dürfen. Klar gibt es auch extreme Ideen, welche andere Menschen physisch und psychisch verletzten können, aber denen können wir schliesslich erst recht nicht auf die Schliche kommen, wenn sie nicht als Wort, sondern erst als Taten geäussert werden. Es wäre effektiver zu verstehen, woher diese Gedanken stammen und sie an der Wurzel zu beeinflussen. Sich zu wünschen, dass alle gleich denken, bringt nichts, denn so wird es nie sein. Stattdessen sollte man den offenen Dialog fördern und einander hören wollen.
Johanna Lichtensteiger (*2002) stammt aus dem Kanton Thurgau. Nach der Kantonsschule legt sie aktuell ein Zwischenjahr ein, um Arbeitserfahrung zu sammeln.
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