Nach etwas mehr als eineinhalb Jahren braucht die Ortsgemeinde Au bereits wieder einen neuen Präsidenten. Der amtierende Rico Kellenberger hört überraschend auf. Die Geschichte wiederholt sich: Auch sein einstiger Einsatz als Gemeinderat war nur kurz.
Es klang alles sehr gut. Der Heerbrugger Rico Kellenberger hatte schon früh sein Interesse bekundet, dereinst Präsident der Ortsgemeinde Au zu werden. Amtsinhaber Turi Messmer war insgesamt 28 Jahre für diese tätig gewesen, seit 2005 als Präsident. Es war bekannt, dass er 2020 nicht mehr antreten würde.
Kellenberger, beruflich im Bereich des öffentlichen Verkehrs tätig, stand in den Startlöchern. Er hat laut einem Porträt im «Rheintaler» zuvor sorgfältige Abklärungen getroffen. Er habe mit jedem der Verwaltungsräte gesprochen «und intensiv geklärt, was das Amt bedeutet». Bei Bedarf sei er in der Lage, sein Arbeitspensum zu reduzieren, um mehr für die Ortsgemeinde tätig zu sein. Alles in allem sei er bereit für das Amt.
Kellenberger schlug in einer Kampfwahl im Herbst 2020 seinen Konkurrenten Christoph Kempter und trat das Amt als Präsident der Ortsgemeinde Au am 1. Januar 2021 an. Was klingt wie ein beschauliches Ehrenamt, ist keines. Die Ortsgemeinde Au ist die reichste im Rheintal, sie verfügt über ein Eigenkapital von weit 30 über 30 Millionen Franken. Dazu kommt eine Vielzahl von Liegenschaften, von Restaurants bis zu Alterswohnungen.
Aber nach kurzer Zeit im Amt wurde Kellenberger offen klar, dass seine gemäss eigener Beschreibung akribische Vorbereitung wohl zu wenig tief gegangen ist. Am Montag, 8. August informierte den Rat der Ortsgemeinde über seinen Rücktritt. Aus gesundheitlichem Gründen, wie es in einem Schreiben an die Medien heisst. . «Die zeitliche, psychische und emotionale Belastung ist deutlich grösser als erwartet», wird Kellenberger darin zitiert.
Mit etwas mehr als eineinhalb Jahren im Amt hat er aber zumindest sein letztes politisches Mandat übertroffen. Am 1. Januar 2005 trat Rico Kellenberger in den Gemeinderat Au ein. Nach wenigen Monaten erlitt er einen Herzinfarkt, bereits im November desselben Jahres fand eine Ersatzwahl statt. Knappe zehn Jahre später liebäugelte er gemäss Medienberichten aber bereits wieder zumindest in einem Gedankenspiel mit einem neuen Mandat, als das Gemeindepräsidium frei wurde. Damals trat er dann aber doch nicht an.
So überdurchschnittlich lang wie die «Ära» vonTuri Messmer als Ortsgemeinde-Präsident war, so rekordverdächtig kurz ist also diejenige seines Nachfolgers. Die Bürgerinnen und Bürger werden schon bald wieder zur Urne pilgern müssen. Bis dahin übernimmt Vizepräsident Mario Zürn Kellenbergers Aufgaben.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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