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Profikletterer Michi Wohlleben

Ein Ostschweizer, der sich in schwindelerregender Höhe wohl fühlt

Mindestens einmal pro Woche hängt dieser Mann irgendwo an einem Felsen. Michi Wohlleben ist Bergführer und Profikletterer. Dieser Leidenschaft geht er schon seit 24 Jahren nach. Im Gespräch mit dem Extremsportler aus dem Kanton Appenzell Ausserrhoden.

Manuela Müller am 05. Oktober 2021
Michi Wohlleben Michi Wohlleben Michi Wohlleben Michi Wohlleben Michi Wohlleben

Michi Wohlleben, wie kamen Sie aufs Klettern?

Ich durfte früher viel mit meinen Eltern mit zum Wandern. Es gefiel mir nicht so, mich interessierten eher die Leute, die abseits der Wanderwege, die Felswände hochkletterten. Ich wollte das auch. Ich sagte dann meinen Eltern, dass ich klettern möchte und durfte dann auch in einer Jugend-Klettergruppe mitmachen.

Welches ist Ihre Lieblings-Kletterregion?

Drei Mal dürfen Sie raten… Natürlich der Alpstein! Natürlich sind die Berge in anderen Gebieten – zum Beispiel in Patagonien – auch schön, hier verbindet man aber auch viele Erinnerungen mit der Region. Man kennt die Leute um einen herum, kennt die Gegend und auch die Bergwirte. Der Alpstein hat sehr viele gemütliche und schöne Seiten. Ich finde einfach, der Alpstein hat alles zu bieten, was man braucht.

Wie wird so eine Besteigung jeweils auch gefilmt?

Teilweise wird bei Besteigungen selbst gefilmt. Etwa mit einer normalen Kamera oder auch einer GoPro. Bei professionellen Aufnahmen begleiten mich Kamerateams oder einzelne Kameramänner. Diese begleiten mich dann mit einem Teleobjektiv oder einer Drohne beim Aufstieg. Das Kamerateam steigt auf den Berg auf und positioniert sich für die Aufnahmen über mir. Für das Filmen wird für sie natürlich auch immer ein Seil eigerichtet, an dem auch sie gesichert sind.

Welches Projekt verfolgen Sie momentan?

Ich bin immer noch an der Kletterroute an der Dreifaltigkeit dran. Das Bohren der Route an der Wand im Alpstein hat alleine schon ein gutes Jahr gebraucht. Nach dem Bohren steht nun eigentlich die «freie Begehung» an. Das bedeutet, dass man die Route ohne technische Hilfsmittel, nur mit der Muskelkraft von unten bis oben durchsteigt. Allerdings stellte sich die Schwierigkeit so hoch heraus, dass die Route an meinem Limit oder darüber ist. Deswegen braucht das jetzt eben noch einmal Zeit. Zu allem Übel bin ich aktuell am Finger verletzt, was die Sache natürlich nicht gerade beschleunigt. Ich hoffe allerdings, dass ich rasch zumindest noch gute Versuche machen, oder weiter daran arbeiten kann, um dann im Frühling angreifen zu können.

Klettert Ihre Frau auch?

Meine Frau ist früher sehr viel mit mir mitgeklettert. Wir waren sogar auf kleineren Expeditionen zusammen in Marokko und haben dort tolle Sachen erlebt. Mittlerweile klettert sie nicht mehr ganz so viel, da sie das Yoga für sich entdeckt hat – eine auch unglaublich schöne Beschäftigung, der ich selbst auch nachgehe, wenn ich Zeit habe .

Würden Sie es begrüssen, wenn Ihr Sohn mit dem Klettern anfangen würde?

Mein Sohn wächst momentan natürlich auch mit dem Gebirge zusammen auf, da er sehr viel mit dabei ist, wenn wir klettern gehen. Momentan sieht es aber nicht danach aus, dass ihn das Feuer zum Klettern so packt, wie mich damals. Das kann sich natürlich ändern. Aber ich finde, er soll – wie ich – ohne grosse Einflüsse das finden, für das er brennt, was auch immer das dann ist.

Natürlich würde ich mich darüber freuen, wenn er sich fürs Klettern begeistert. Was mir natürlich schon im Kopf rumgeistert: Komme ich noch zur Ruhe, sollte mein Sohn dereinst das Klettern so betreiben, wie ich es tue?

Wie bereitet man sich am besten auf so eine Klettertour vor?

Der Sport lebt zu einem grossen Anteil von einer extrem hohen Grundlage in allen Disziplinen. Aus dieser Grundlage versuche ich mich dann projektbezogen spezifisch vorzubereiten. Das ist auch ein etwas die Schwierigkeit, wenn man ein Allrounder ist. Schwierigeres Sportklettern verträgt sich nicht so gut mit schwerem Alpinismus, wo man in der Kälte friert, schwere Rucksäcke trägt usw. Deswegen gibt es eben auch wenige Allrounder… Ich bekomme diesen Spagat allerdings einigermassen hin. Eine normale Woche besteht bei mir ungefähr aus ein bis zwei Tagen am Felsen. Nebenher noch zwei bis drei Mal in der Kletterhalle trainieren und zusätzliches Joggen, Trailrunning oder Berglaufen.

Was empfehlen Sie Klettereinsteiger anfangs?

Der momentane Trend geht stark in Richtung Kletterhalle. Der, der interessiert ist, auch an Felsen zu klettern, sollte das auch unbedingt tun. Er sollte so viel wie möglich an den Felsen üben, da es im Gegensatz zum Klettern an der Kletterwand in der Kletterhalle, etwas völlig anderes ist.

Wie ist das Gefühl, ganz oben zu stehen und am Gipfel angekommen zu sein?

Es hängt ganz davon ab, auf welchen Berg man steigt. Auf einem Gipfel im Alpstein bin ich dann jeweils total entspannt und geniesse es, oben zu sein. Bei der Eiger Nordwand oder auf dem Fitz Roy in Patagonien, sieht das Gipfelglück schon wieder ein wenig anders aus. Man hat halt Gipfel, auf denen man gut einen Moment stehen bleiben kann und den Moment geniesst. Wiederum gibt es solche, von denen man lieber zuerst wieder runter will – und erst unten das Gefühl wieder richtig geniessen kann. Es hängt natürlich auch vieles von den wettertechnischen Umständen ab.

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Autor/in
Manuela Müller

Manuela Müller (*1994) aus Marbach war bis Ende März 2022 als Redaktorin für «Die Ostschweiz» tätig.

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