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Philip Andrew Trümpi

Ein Ostschweizer in Hollywood

Den sicheren Job kündigen, die Familie hinter sich lassen und ab nach New York, um Schauspieler zu werden: Genau dies tat der Ostschweizer Philip Andrew Trümpi. Sein Mut wurde belohnt: Er konnte sich bereits Rollen in Hollywood-Streifen ergattern. 

Manuela Bruhin am 30. Januar 2020

Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine ergänzende Information zu einem im Printmagazin «Die Ostschweiz» publizierten Artikel. Das Magazin kann via abo@dieostschweiz.ch bestellt werden.

Wie ihm das geglückt ist, er seinen Wohnsitz dennoch nach London verschoben hat und warum er ausgerechnet in einem Schweizer Film mitspielen will, erklärt er im Interview.

Sie haben eine Banklehre gemacht, studiert, und dennoch füllte Sie der Job damals nicht aus. Wenn Sie heute daran denken, wie Sie alles hingeschmissen und sich nach New York aufgemacht haben – was geht Ihnen da durch den Kopf?

Trümpi: Ich muss lachen, wenn ich daran zurück denke. Ich kann selber nicht mehr nachvollziehen, was mir damals durch den Kopf ging. Ich hatte ohne Plan mein Leben in der Schweiz aufgegeben und für jegliche Rückschläge und finanzielle Durststrecken ein naives Vertrauen, dass es einfach so klappen wird… Ich muss entweder sehr verzweifelt oder grössenwahnsinnig gewesen sein. Wahrscheinlich war ich beides (lacht).

Ihr Plan ist jedoch aufgegangen, Sie haben eine Rolle in Bohemian Rhapsody gespielt, und auch in The Spanish Princess waren Sie zu sehen. Was haben Sie anders gemacht als all die anderen, die den Wunsch haben – es aber beim Traum bleibt?

Trümpi: Ich habe mich mal zu New York-Zeiten bei einem Freund über mein fehlendes Glück ausgeheult. Er sagte mir dann: «Glück ist, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft. Das Einzige, was in deiner Kontrolle liegt, ist einfach, ständig besser zu werden.» Also habe ich seit dem Schauspielstudium nie aufgehört, Schauspielkurse zu belegen, stehe auch für kleinere Projekte möglichst oft vor der Kamera und gebe immer mein Bestes. Der Rest war Gelegenheit – oder halt eben Glück!

Ihre Reise bis dahin war beschwerlich. Wie oft haben Sie sich überlegt, alles hinzuschmeissen?

Trümpi: Als ich nach meinem Schauspielstudium von New York nach London zog, musste ich wieder praktisch bei Null anfangen. Da gab es eine Zeit, an der ich sehr an mir gezweifelt hatte. Zwei Jahre lang und trotz über 100 Bewerbungen hat sich nichts ergeben. Statt an Filmsets arbeitete ich im Pub und habe Toiletten geputzt. Da habe ich mir fast täglich überlegt, aufzugeben.

Was brachte schliesslich die Wendung?

Trümpi: Meine Liebe für Schauspielerei und Filme lässt es irgendwie nicht zu, komplett aufzugeben. Ich habe irgendwann akzeptiert, dass es okay wäre, wenn ich mein Leben lang ein erfolgloser Schauspieler bleibe. Zudem tritt mir auch meine Partnerin jedes Mal gehörig in den Hintern, wenn der Gedanke vom Aufgeben aufkommt (lacht).

Mittlerweile wohnen Sie in London. Weshalb dieser Schritt?

Trümpi: Der Entscheid war unfreiwillig, ich konnte kein Arbeitsvisum für die USA erhalten. Die beste Alternative für den internationalen Markt war dann London. Im Nachhinein war es das Beste, war mir passieren konnte. Ich habe in London mein Zuhause gefunden, und die Möglichkeiten als Schauspieler sind hier sensationell.

Können Sie mittlerweile also von der Schauspielerei leben?

Trümpi: Da bin ich dann doch sehr schweizerisch eingestellt. Auch wenn für die gelegentliche Rolle gutes Geld kommt, arbeite ich nebenbei, um unter anderem auch auf meinem Sparkonto und für die Pensionierung etwas zur Seite legen zu können. Das beruhigt meine Eltern. Man weiss ja nie, wann die Rollen ausbleiben.

Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in die Schweiz zurückzukehren?

Trümpi: Für eine Rolle komme ich sofort in die Schweiz. Und wer weiss… Vielleicht werde ich die frische Luft und schönen Berge einer Grossstadt irgendwann wieder vorziehen!

Welche Projekte stehen in nächster Zeit an?

Trümpi: Ein Hollywoodfilm steht wieder an - der neue King's Man Film von 20th Century Fox! Ich hatte die tolle Möglichkeit, im grössten Filmstudio Europas die Stimmen der Soldaten einsprechen zu dürfen. Nebenan wurde gleichzeitig der neue Jurassic World Film gedreht – leider habe ich aber keine Dinosaurier gesehen. «The King’s Man» wird im September in die Kinos kommen. Kürzlich hatte ich auch meinen ersten Dreh in der Schweiz: «A Single Twin Bedroom» mit dem Ostschweizer Regisseur Dennis Ledergerber. Ein wahnsinniges Talent, der bereits mit Walter Andres Müller und Beat Schlatter gedreht hat. Zudem möchte ich vermehrt meinen Business-Background nutzen und eigene Projekte als Produzent verwirklichen; dafür drehe ich gerade einen politischen TV-Piloten. Ich freue mich auf 2020!

Zur Person

Philip Andrew Trümpi ist in Goldach aufgewachsen, absolvierte die Lehrer bei einer Bank und sein Wirtschaftsstudium an der ZHAW. Der 28-Jährige wohnt seit vier Jahren in London, zuvor in New York. Dort besuchte er auch das Schauspielstudium am Lee Strasberg Theatre & Film Institute. Zu seinen grössten Erfolgen gehören Rollen bei «Bohemian Rhapsody» und «The Spanish Princess».

Philip Andrew

Philip Andrew Trümpi bei der Premiere von «Bohemian Rapsody».

Philip Andrew

«The Spanish Princess».

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Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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