Seit 30 Jahren gibt es am Rotbach ausserhalb von Bühler ein interessantes Projekt, das sich in dieser Zeit fortlaufend weiterentwickelt hat: Die Fabrik am Rotbach. Zum Jubiläum ein Blick hinter die Kulissen.
Die Fabrik am Rotbach, an einer Flussschlaufe ausserhalb von Bühler gelegen, ist wie ein Dorf: Hier wohnt und arbeitet man; man begegnet sich auf den Plätzen, findet sich in Gemeinschaftsräumen zusammen. Vor 30 Jahren belebte Ruedi Zwissler mit dem zukunftsweisenden Projekt die heruntergekommene ehemalige Bleicherei in der Au. Das wird am 14. September im Rahmen der Europäischen Tage des Denkmals und in Kooperation mit der Ausserrhoder Denkmalpflege gefeiert.
Von den vernachlässigten Gebäuden wollten der St. Galler Gestalter Ruedi Zwissler und seine Mitstreiter die bauhistorisch interessanten Elemente «herauskristallisieren» und nutzbar machen für Kleingewerbe und Kunstschaffende, als Wohnräume und Ateliers. Nachdem die Fabrikanlage nach einigen Konzeptänderungen umsichtig renoviert worden war, wurde sie 1994 als regional bedeutendes Bauwerk unter Denkmalschutz gestellt.
Die von Bartholome Tanner um 1800 gegründete Bleicherei in der Au war die erste von mehreren Textilfabriken in Bühler. In den ersten hundert Jahren ihres Bestehens wurde die Anlage stetig ausgebaut. Die Fabriken im Rotbachtal waren wichtige Arbeitgeber. Doch vor dem Ersten Weltkrieg wurde der Niedergang der Schweizer Textilindustrie eingeläutet. 1935 ging die Bleicherei in Konkurs.
Bis zum Erwerb durch Ruedi Zwissler 1989 blieb die Anlage weitgehend im Zustand von 1919.
2007 hat Guido Koller aus Gais die Anlage übernommen, nachdem die Idee, Mieter zu Mitbesitzern zu machen, nicht umgesetzt werden konnte. Es war ihm daran gelegen, das Projekt von Ruedi Zwissler in eine gute Zukunft zu führen. In den letzten 30 Jahren änderten sich die Bedürfnisse der Mieterinnen und Mieter; die Fabrik am Rotbach ist heute ein modernes Wohnprojekt mit 21 Lofts und Ateliers, mit Begegnungs- und Verweilzonen. Am 14. September wird das 30-jährige Bestehen gefeiert: mit offenen Türen, Referaten von Fachleuten, Ausstellungen, künstlerischen Installationen und Festwirtschaft (s. Kasten).
Referate und Dokumentationen
Nach der Begrüssung durch Eigentümer Guido Koller um 11.30 Uhr referiert Architekturkritiker Benedikt Loderer zur «Erblast der Moderne». Um 13.30 Uhr berichtet der Historiker Thomas Fuchs über die Fresken von zivilen Flüchtlingen und Militärpersonen, die Ende des Zweiten Weltkriegs in der Fabrik interniert waren. Hans-Ruedi Beck von der Ausserrhoder Denkmalpflege spricht um 14 Uhr über «Farbe als Merkmal der Ordnung». Von 12.30 Uhr bis 14.30 Uhr ist das «Sprechzimmer» der Denkmalpflege für Fragen geöffnet.
Einige Räume auf dem Fabrikareal können zwischen 11 und 17 Uhr individuell besichtigt werden; in einigen sind Dokumentationen zu sehen: über ehemalige Kunstaktionen von Roman Signer auf dem Areal, „Abbruch im Kopf“ von der ehemaligen Bewohnerin und Künstlerin Eva Hensel, über substanzgerechtes Renovieren von alten Häusern und zur Geschichte der Renovation der Fabrik am Rotbach. Die Künstler-Brüder Frank und Patrik Riklin machen Kunst am Haus. www.fabrikamrotbach.ch
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