Das Problem der Einsamkeit bekämpfen und Gleichgesinnte vernetzen – das wollen der St.Galler Sven Affeltranger und Leonardo Reinhard mit ihrer App «InClub». Bei «Die Höhle der Löwen» zeigten sich die Investoren begeistert. Wie es weitergeht, verrät Affeltranger.
Laut einer Studie fühlen sich 60 Prozent der Generation Z mehrmals pro Woche einsam. Wie nehmt ihr das wahr? Welche Erfahrungen macht ihr?
Die Einsamkeit bedeutet nicht gleich, dass man keine Freunde hat. Es beschreibt viel mehr ein Gefühl, dass man etwas verpassen könnte. Selbst erleben wir dieses Problem immer wieder: Man scrollt sich durch die Social Media Beträge und sieht, wie ein Leben voller Abenteuer und schöner Momente abgebildet wird. Man hat das Gefühl, dass man davon ausgeschlossen ist und fühlt sich einsam. Das Gefühl der Einsamkeit ist bei der Genration Z am meisten ausgeprägt, jedoch auch bei den älteren Generationen stark vertreten.
Ihr sprecht es gleich selbst an: Das digitale Leben schaukelt vor, man gehöre dazu, dennoch ist man einsam. Eure Idee funktioniert aber ebenfalls über eine App. Ein Widerspruch?
Ein echtes Zugehörigkeitsgefühl kann nur durch soziale Beziehungen im echten Leben geschaffen werden. Über unsere App holen wir die Menschen zurück in die Realität und wollen so den Antitrend zur digitalen Welt kreieren. Kurz gesagt: von Online zu Offline.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Nach der Matura haben sich Leonardo und ich im Event Markt verselbständigt und grosse Veranstaltungen in Zürich organisiert. Wir erkannten, dass der Event Markt die Digitalisierung verpasst hat und wollten hierfür eine Softwarelösung bieten. Als Quereinsteiger kreierten wir einen Marktplatz für Veranstalter und Teilnehmer. Aufgrund Corona wurde uns ein Strich durch die Rechnung gemacht und unsere erste Idee scheiterte. Durch Agilität im Team restrukturierten wir InClub so, dass private Nutzer Erlebnisse aufschalten konnten, um diese mit Gleichgesinnten durchzuführen – dies war die Geburtsstunde von InClub. Schon seit Beginn unserer unternehmerischen Laufbahn war es unsere Passion, Menschen im echten Leben zu verbinden. Dieser sind wir bis heute treu geblieben.
Wie funktioniert eure App?
Es ist ganz einfach. Man meldet sich auf der App an, veröffentlicht ein Vorhaben – wie Wandern, Party oder einen Kaffee trinken -, erhält Anfragen von Nutzern und kann die Erlebnisse im echten Leben durchführen. Hat man noch keine Idee für ein Vorhaben, kann man sich von der Leidenschaft anderer mitreissen lassen und selbst Erlebnisse anfragen. InClub hilft den Nutzern dabei, ihre Komfortzone zu verlassen und zu «Macher/innen» im echten Leben zu werden.
Ihr seid Freunde und arbeitet zusammen. Wie harmonisch gestaltet sich die Zusammenarbeit?
Die starke Freundschaft zwischen Leonardo und mir war essenziell, um schwierige Zeiten miteinander durchzustehen. Wir verfolgen die gleiche Vision und motivieren uns täglich, das Beste zu geben. Natürlich gibt es auch Auseinandersetzungen. Doch das gehört dazu und durch solche Dialoge entstehen grossartige Ideen.
Welche Herausforderungen waren die grössten, die ihr meistern musstet?
Davon gab es viele (lacht). Einer der grossen Herausforderungen war sicherlich der Richtungswechsel, welchen wir coronabedingt einschlagen mussten. Es forderte eine Umstrukturierung der Plattform sowie des Businessmodells. Ein fortlaufende Challenge, auf welche wir uns fokussieren, ist, dass jeder Nutzer einen Mehrwert von der Plattform erfahren darf. Bei InClub heisst das: ein erlebnisreiches Treffen im echten Leben.
Ihr habt bei eurer Vorstellung bei «Die Höhle der Löwen Schweiz» 450 Erlebnisse gehabt. Wo steht ihr derzeit?
Aktuell haben wir über 5'000 Erlebnisse auf der Plattform. Es hat uns sehr gefreut, zu sehen, dass auch Nutzer aus den älteren Generationen den Weg zu InClub gefunden haben. Es gibt also für jede Altersklasse einiges zu entdecken (lacht).
Welche Rückmeldungen gab es?
Die Rückmeldung sowie die Unterstützung nach der Show waren unglaublich. Es war toll, wie die InClub Community hinter uns Gründern stand. Auch die Neuanmeldungen schossen in die Höhe und viele einzigartige Erlebnisse wurden veröffentlicht.
Eure Präsentation wurde sehr gelobt. Wie habt ihr die Höhle der Löwen erlebt? Vier von fünf Löwen wollten ja investieren.
Die Show war für uns Gründer eine einzigartige Erfahrung. InClub hat im Keller gestartet, und nun vor 15 Kameras zu stehen, war ein grosser Sprung für uns Gründer. Wir haben die Höhle der Löwen bereits selbst verfolgt. Als wir das erste Mal das Studio betraten, schien alles so surreal. Der energetische Pitch und die Überzeugung von uns Gründern verschafften uns einen guten Einstieg für die Fragen. Diese waren fordernd, jedoch waren wir gut darauf vorbereitet und konnten sie kompetent beantworten. Nach etwa einer Stunde war es dann so weit und wir konnten vier von fünf Investoren überzeugen. Die Freude war riesig!
Womit finanziert ihr euch?
Aktuell finanziert sich InClub durch Investoren. Da wir ein Geschäftsmodell haben - wobei der finanzielle Erfolg auf hohen Nutzerzahlen basiert -, liegt der Investmentfokus auf dem Wachstum. Umsatz generiert InClub durch ein «Freemium-Modell», wobei die Nutzer durch einen monatlichen Beitrag Zugang zu zusätzlichen Funktionen erhalten.
Das Angebot reicht von Schachturnieren über Joggingrunden bis hin zu Grillpartys. Wie holt ihr die Bedürfnisse ab?
Über unsere Marketing-Kanäle targetieren wir spezifisch die Personen, welche das Bedürfnis haben, sich mit neuen Menschen zu vernetzen und aus ihrer Komfortzone zu treten. In der InClub App können sich Nutzer dann frei entfalten und ihre Passionen teilen. So entsteht eine vielfältiges Erlebnis-Angebot. Unser Algorithmus sorgt für eine passende Verknüpfung. Macher/innen definieren sich durch das Bedürfnis, immer wieder Neues auszuprobieren, weshalb wir bewusst der Kreativität unserer Nutzer freien Lauf lassen.
Welches Ziel verfolgt ihr?
Unsere Vision ist es, weltweit das Problem der Einsamkeit zu bekämpfen und den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Über InClub sollte es jedem möglich sein, einfach aus seiner Komfortzone zu treten und zu «Machern/innen» im echten Leben zu werden. Wir sehen InClub als eine Bewegung, welche den Antitrend zu Social Media bildet und so aktiv die Zukunft unserer Gesellschaft formt.
Ihr habt euch für die Löwen Bettina und Lukas entschieden – weshalb?
Bettina verfügt über langjährige Erfahrung im Aufbau von internationalen Unternehmen und kann somit InClub dabei unterstützen, neue Märkte zu erschliessen. Zudem hat sie einen Software Background, was für uns als Tech-Startup eine wichtige Rolle spielt. Lukas hat einen persönlichen Bezug zu unserem Produkt, da er selbst mal diese Idee hatte. Er ist jung, kreativ und denkt analytisch. So kann er eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des operativen Geschäfts einnehmen. Die Entscheidung war jedoch nicht einfach, da Tobias und Roland auch bewundernswerte Unternehmer sind.
Wie geht es weiter?
Bis Ende Jahr wollen wir die Kundenbindung im Schweizer Markt stärken und Anfangs 2023 in neue Märkte expandieren. Die Reise von InClub hat begonnen und wir können es kaum erwarten, die Vision von InClub in die Welt hinauszutragen. – Are you in?
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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