Eine Treichel oder auf Schweizerdeutsch eine «Trychle» macht Lärm. Aber ist sie auch gefährlich? In den Augen der Polizei offenbar schon. In Altdorf wurden Treichler Opfer von Reizgas. Wie es aussieht, wenn das zum Einsatz kommt (und was man dann muss): Diese Leserbilder zeigen es.
Eine Treichle oder eben «Trychle» ist vielleicht nicht ganz so wohlklingend wie eine Glocke. Sie scheppert eher. Das liegt darin, dass sie nicht wie Glocken aus gegossenem Metall besteht, sondern aus gehämmertem Blech. Deshalb ist sie auch leichter. Was nicht ganz unwesentlich ist, denn eine Treichel trägt man gerne auf den Schultern. Und das können gut und gerne 20 Kilogramm sein, die ebenfalls ansetzen können mit der Zeit, deshalb braucht man seine Arme, um das Gewicht abzustützen.
Wie gefährlich ist jemand, der diese Last mit sich trägt und scheppernd herumläuft? Gefährlich genug, um Reizgas gegen ihn zu versprühen? Reizgas kennt man in der Miniaturform (und vom Wirkstoff her harmloser) auch als Pfefferspray, hin und wieder spricht man auch von Tränengas. Nicht ohne Grund. Es reizt die Schleimhäute. Aber nicht nur, es ist auch auf der Haut unangenehm, es kann die Atemwege belasten bis hin zu einem Asthmaanfall, Lebensgefahr inklusive. Damit die Reizstoffe neutralisiert werden, muss man die betroffenen Stellen so schnell wie möglich reinigen. Was im Fall der Augen nicht ganz einfach ist.
Die Bilder unserer Leserin Brigitte I. zeigen, wie das in Altdorf aussah. Treichler, die gekommen waren, um mit einem alten Schweizer Symbol den friedlichen Widerstand akustisch zu unterstützen, versuchen, ihre Augen zu reinigen. Sie waren von der Polizei mit Reizgas eingedeckt worden, zwei mussten vorübergehend ins Spital. Der Einsatz sei zum Selbstschutz erfolgt, heisst es bei der Polizei.
Schutz vor Treicheln als Waffen. Von ausgebildeten Polizisten, die bis unter die Zähne bewaffnet waren. Niemand soll sagen, die Coronasituation habe nicht auch ihre witzigen Momente.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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