Irgendwie geht es mit der Welt momentan ständig vom Regen in die Traufe und einzig der Wandel scheint beständig zu sein.
Seit zwei Jahren sprechen wir von dem Streben nach «Normalität». Doch so langsam sollten wir doch begriffen haben, dass es keine Rückkehr gibt und braucht. Die Geschichte der Menschheit ist nicht ein permanenter Zustand, sondern eine kurvenreiche Entwicklung mit vielen Stolpersteinen und Knicken. So sind die Länder auch nicht nach den Weltwirtschaftskrisen und erst recht nicht nach den Weltkriegen in ihre vorherigen Zustände zurückgekehrt.
Was man sich mit der Rückkehr zur «Normalität» wünscht, ist wahrscheinlich auch nicht eine direkte Kopie der Vergangenheit, sondern eine Sicherheit, die man mit Bekanntem assoziiert. Denn für viele Menschen war die Pandemie die erste Katastrophe, welche sie durchlebten. Sie war ein Schock und man war nicht darauf gefasst – also wird die Rückkehr zu einer Gegenwart ohne Katastrophen gewünscht.
Dieser Gedanke der Absenz von Katastrophen hat mich nun schon eine Weile beschäftigt, doch wenn man die Geschichte der Menschheit anschaut, scheint eine Katastrophe der anderen zu folgen. Wie es auch nun der Fall ist. Es scheint, als wären die Generationen nach dem 2. Weltkrieg – also ab den Baby Boomers – in einer vergleichbar entspannten Zeit aufgewachsen und bildeten damit eine Ausnahme zu früheren.
Vielleicht sollten wir also gar nicht zu einer «Normalität» zurückkehren, denn die zerbrechliche Ruhe würde innert kürzester Zeit gestört werden und wir würden wieder darum kämpfen, zu ihr zu finden. Stattdessen sollte wohl das Umgehen mit Krisen geübt werden. Und dies ist möglich, dank eines unwahrscheinlichen Glückes, über welches wir Menschen verfügen; wir besitzen die Fähigkeit über Generationen hinweg in die Vergangenheit zu schauen und aus den Taten unserer Vorgänger:innen zu lernen und dieses Wissen für einen möglichst positiven Wandel nutzen.
Johanna Lichtensteiger (*2002) stammt aus dem Kanton Thurgau. Nach der Kantonsschule legt sie aktuell ein Zwischenjahr ein, um Arbeitserfahrung zu sammeln.
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