Die Busse im Kanton St.Gallen sollen dank diverser Umgestaltungen nicht mehr im Stau stehen. ACS-Präsident Manfred Trütsch stellt sich nicht gegen Massnahmen, kritisiert aber die vorgenommene Analyse - und stellt neue Ideen zur Diskussion.
40 «Schwachstellen» fördert eine Analyse des Amts für öffentlichen Verkehr des Kantons St.Gallen im Strassenverkehr zutage. Gesucht hatte man nach Punkten und Abschnitten, auf denen Busse Verlustzeiten erleiden, weil sie nicht wie geplant vorwärts kommen. Das soll geändert werden, beispielsweise durch Bevorzugung an den Ampeln oder eine eigene Spur. «Die Ostschweiz» hat darüber berichtet.
Fehlende Informationen
Manfred Trütsch, Präsident ACS Sektion St. Gallen - Appenzell, bezeichnet die Schwachstellenanalyse in einer Reaktion gegenüber unserer Zeitung als «unvollständig und mangelhaft». Gegen das Vorgehen an sich habe man nichts einzuwenden. Völlig untergegangen sei aber die genaue lokale Bezeichnung dieser Schwachstellen und die Informationen darüber, wie diese behoben werden sollen.
Die Resultat sollen Grundlage bilden für das 6. ÖV- Programm und das 17. Strassenbauprogramm 2019 bis 2023, die dem St. Galler Kantonsparlament zugestellt wurden. «Es dürfte sich aber um ein Agglo-Programm handeln, und die Stauproblematik ist nicht ein ausschliesslich kantonal-st.gallisches Problem», so der ACS-Präsident.
«Keine Umwidmung der Strassenfläche»
Gemäss Medienmitteilung sollen erste Busbehinderungen mit dem 17. Strassenbauprogramm behoben werden. Trütsch: «Das heisst nichts anderes, als dass an der Strasse herumgewerkelt wird, und zwar in Richtung Eigentrassee, was nach unserm Dafürhalten ohne Landerwerb nicht geht.»
Die logische Konsequenz sei «der Rückbau oder die Umwidmung der Strassenfläche für den ÖV, was wir als ACS strikte ablehnen.» Was offensichtlich nicht gefragt sei, seien Verbesserungen im Verkehrsmanagement. Hier sehe der ACS aber weiteres Potenzial. Im Zeitalter der Digitalisierung sollte es für ihn kein Problem sein, hier weitere Optimierungsmöglichkeiten zu finden.
Was heisst das konkret für den ACS? Man denke beispielsweise an eine Dynamisierung von Fahrplänen «und nicht den Einsatz von noch mehr Fahrzeugen, die im Stau stehen.» Dynamisierung heisse, dass auch Anschlussbrüche möglichst vermieden werden mit IT-basierten «Critical Pathstudien».
Eigentrassee für Taxis und «carpool lane»
«Die Eigentrassierung als solches verteufeln wir nicht», stellt Trütsch klar. Im städtischen Verkehr könne man sich vorstellen, beide Fahrtrichtungen auf einem Trassee abzuwickeln, «die Züge fahren auch nicht überall auf Doppelspur.»
Im Aggloverkehr wiederum müsse eine Eigentrassierung auch geöffnet werden können für Taxis und Personenwagen mit mindestens zwei Insassen unter dem Stichwort «carpool lane». Und Manfred Trütsch weiter: «Auch eine Verlegung der Fahrspuren zu den Rush Hours stadteinwärts am Morgen und stadtauswärts am Abend ist eine Überlegung wert.»
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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