Am 17. Juli jährt sich der Welt-Emoji-Tag zum achten Mal. Unternehmen nutzen ihn für Werbeaktionen mit Smileys und anderen bildlichen Darstellungen.
Denn ob E-Mail, Slack, Twitter oder LinkedIn – es gibt inzwischen kaum ein Tool, in dem sich die Bildchen nicht zur Profilbeschreibung, zu Kommentaren oder Posts hinzufügen lassen, auch im Businessalltag. Sogar in Stellenanzeigen und auf Karrierewebsites haben Emojis Einzug gehalten. Doch ist das eine gute Idee?
Erst jüngst sorgte Apple für Schlagzeilen. Anlässlich der Worldwide Developer Conference tauschte der Konzern unter anderem die Profilbilder der Führungskräfte auf der Leadership Website und auf Twitter gegen Memojis, also nach dem eigenen Aussehen erstellte Emojis, aus. Dies geschah zum wiederholten Male, wie das Apple Blog Macerkopf.de darlegt. Bereits zum World Emoji Day 2018 hatte Apple entsprechende Anpassungen vorgenommen. Die Aktion wirkte auf die Community laut Twitter «brillant», «süss» und wurde als gelungene Werbung für die neuen Memojis des Internetgiganten gefeiert.
Wo die Symbole helfen
Tatsächlich haben Emojis positive Effekte. So können sie Missverständnissen, aus denen sich Konflikte entwickeln, vorbeugen, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Dies sei der Fall, wenn sie einen nicht ganz ernst gemeinten Satz kennzeichnen, die Stimmung transportieren, in der etwas getippt wurde, Lob verstärken und motivieren beziehungsweise Kritik oder Arbeitsanweisungen freundlicher daherkommen lassen. Vor allem männliche Vorgesetzte vermittelten einen empathischeren Eindruck, wenn sie ab und zu ein Smiley einbauten. Kurz: Emojis helfen die Lage einzuschätzen und erhöhen die Produktivität.
Dies ist ganz im Sinne der Erfinder. Zwar reicht die Geschichte der kleinen Symbole einem Artikel im «Stern» zufolge fast 4000 Jahre zurück, doch war es 1982, als Informatikprofessor Scott Fahlman mit seinen Kollegen rätselte, wie sich im frühen Internet eine witzige Bemerkung schreiben liess, ohne dass diese falsch verstanden wird. Er schlug schliesslich die Sequenz :-) als Witz-Symbol und die Zeichenkette :-( für traurige Anlässe vor. 1999 entwarf dann Shigetaka Kurita 175 Piktogramme, welche alle möglichen Aspekte des Alltags abbildeten und legte damit «die Samen für die Explosion einer neuen Bildsprache.» Deren weltweiter Siegeszug sei heute nicht mehr zu stoppen, mittlerweile gebe es mehr als 3000 Emojis, Tendenz steigend. Diese grosse Zahl lässt aber auch Nachteile erahnen.
Vorsicht Fettnäpfchen!
Eine Untersuchung an der BSP Business School Berlin hat gezeigt, «dass Emojis aufgrund ihrer symbolischen Mehrdeutigkeit eher zur Verwirrung beitragen und die Aufmerksamkeit von Inhalten ablenken». Somit hat der Einsatz von Emojis vor allem auf das reine Informationsverständnis eher negative Auswirkungen. «Mit Smileys ist es ähnlich wie mit Abkürzungen. Der Adressat sollte sie verstehen», sagte Martina Dressel, die im Jahre 2008 einen E-Mail-Knigge verfasst hat, gegenüber dem Portal ingenieur.de. Speziell in der Kommunikation über Ländergrenzen hinweg können Emojis «nicht selten zu Missverständnissen» führen. Sogar ein Unternehmen wie die Deutsche Bahn rate in einem E-Mail-Knigge, Emoticons zu vermeiden.
Zudem ist Vorsicht geboten, da einige Menschen aus verwendeten Emoticons etwa psychologische Rückschlüsse ziehen. Das Magazin GQ berichtet, dass eine schnelle Google-Suche genüge, um zahlreiche Tests zu finden, die zeigen sollen, was Emoticons über den Verfasser aussagen. Wer zum Beispiel eine Schlange nutze, gelte einem solchen Test zufolge als selbstsüchtiger Narzisst. Den Pizza-Emoji setzen vor allem Faulenzer ein und ein Daumen nach oben beweise emotionale Distanz. Nicht zuletzt belegt eine Studie von israelischen sowie niederländischen Forschern, dass Menschen, die eine E-Mail mit einem gelben Grinsegesicht verzieren, auf Unbekannte weniger kompetent wirken.
Weniger ist mehr
Fazit: Smileys bergen Risiken, haben aber Vorteile. Es gilt, diese zu kennen und sie dementsprechend zu verwenden oder wegzulassen. So sollten Emojis der Süddeutschen Zeitung zufolge lieber nicht in einer Bewerbung oder in einem ersten Angebot an einen potenziellen Kunden genutzt werden. Auch auf Business Websites bestimmter Branchen haben sie nichts zu suchen, wie Redakteurin Kathrin Schirmer erläutert. Dazu zählen Patentanwaltskanzleien und Geschäftszweige, in denen es um negative Emotionen geht.
Zweckmässig hingegen sind Smileys im Kollegenkreis. Dort haben sie nach Einschätzung der BSP Business School Berlin wichtige soziale Funktionen für den eher informalen Austausch. Geburtstagsmails beispielsweise wären ohne Symbolbilder nicht so warm und lebendig, so das Software-Unternehmen Mailbird. Auch in einer Mitteilung, dass ein Kollege nicht verfügbar sei, leiste ein krankes Smiley gute Dienste. Darüber hinaus können Like-Emoticons die wahrgenommene gute Absicht von kritischem Feedback erhöhen. Dafür gilt es, die richtigen Emojis den richtigen Gesprächspartnern gegenüber zu verwenden, wobei das Rezept lautet: «Weniger ist mehr.»
Madeleine Grawehr ist Partner / Chief Operating Officer bei Nellen & Partner in St.Gallen.
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