Wir haben uns daran gewöhnt, dass der Gemüseanbau im Garten mit Stress verbunden ist. In regnerischen Zeiten oder bei Frost gehen die Jungpflanzen im Baumarkt oder im Supermarkt kaputt, und wenn es dann zum Pflanzen endlich passen würde, dann sind sie gleich ausverkauft.
Am Feierabend rennt der Gärtner schon ganz ausser Atem zur nächsten Verkaufsstelle, um da vielleicht doch schneller zu sein als die Nachbarin. Zu lange währt im Winter und Frühling die vermeintlich unproduktive Zeit, wo man viele Gemüsearten nicht pflanzen darf (oder zumindest nicht pflanzen sollte), und dann plötzlich muss alles sofort in den Boden, um den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen. Aber der Stress hört nicht auf: Wer die Königsblüte verpasst oder gar das Ausgeizen nicht beherrscht, dem drohen Untergang und Hungersnot, auf jeden Fall aber das mitleidige Lächeln der Gemüse-Rennsportler in der Nachbarschaft. Auch wer die roten Paradiesfrüchte dann ungeerntet an der Tomatenstaude lässt, kann des Geredes der Nachbarn gewiss sein: Eine Sünde sei es, die Früchte der Gartenarbeit nicht mal zu ernten, ein Vergehen gegen die wo auch immer formulierte Erntepflicht – wie wenn es ausser dem Menschen nicht noch andere Mitesser in der Natur und im Garten gäbe.
Warum ist Gemüse so stressig? Ein wichtiger Grund ist sicher die nur kurze Vegetationszeit und die meist nur einjährige Kulturform. Nur wer früh pflanzt (aber eben auch nicht zu früh) und alles richtig macht, kann genug ernten. Dass sich diese Logik, eine Art Leistungslogik, in der Landwirtschaft durchgesetzt hat, ist offensichtlich. Und sie ist ja auch nicht grundfalsch: Gerade in den letzten Monaten haben wir wieder gelernt, dass die Landwirtschaft nicht einfach nur eine vernachlässigbare Begleiterscheinung der Dienstleistungsgesellschaft ist. Sie hat die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, die Menschen zu ernähren, und das ist gar nicht so einfach. Es ist klar geworden, dass wir von Bitcoins und Wetten auf Wetten auf Wetten…. (nennt sich glaube ich Optionen) nicht leben können.
Aber im Garten? Geht es da nicht etwas entspannter? Produktion und Muse, Ertrag und Genuss, technisches Wissen und fröhliches Ausprobieren? Auf der Suche nach entspannteren Gemüsesorten und einer einfacheren Gemüsekultur sind wir beim Ewigen Gemüse® gelandet: Einmal gepflanzt kann es über Jahre geerntet werden, es kann das ganze Jahr gepflanzt werden, es kann meist auch zu verschiedenen Zeiten, häufig kontinuierlich, geerntet werden. Und ja, es ist auch keine Verschwendung von endlichen Ressourcen, wenn wir zwischendurch mal auf die Ernte verzichten. Ewiges Gemüse verzeiht so vieles, was einjähriges Grünzeug als Fehler blossstellt. Ewiges Gemüse ist nachhaltig (echt jetzt?) und lässt uns nicht vergessen, dass es in der Natur, auf dem Feld und erst recht im Garten noch andere Stakeholder gibt als nur wir gierigen Menschen. Und dass wir Menschen nicht nur essen und arbeiten müssen, sondern auch leben.
Im Lubera Sortiment des Ewigen Gemüses stellen wir laufend mehr Gemüsearten vor, die mehrjährig sind, und die Gemüsekultur so viel entspannter und - ja genau, hier ist das Wort wirklich am richtigen Ort – NACHHALTIGER machen: den Ewigen Kohl, den Baumkohl, von dem wir hier in diesem Gartenbrief zwei zusätzliche Sorten vorstellen; dann auch den Meerkohl oder Mehrkohl, von dem wirklich alles essbar ist, aber nicht unbedingt alles gegessen werden muss. Daneben ist der winterharte Yam nochmals eine ganz andere Überraschung. Was wir eigentlich nur als tropisches Gemüse und Grundnahrungsmittel kennen, kann in seiner winterharten Form, als Dioscorea batatas auch bei uns problemlos angebaut und genossen werden. Und zwischendrin lassen wir die nahrhaften Wurzeln einfach im Boden, erfreuen uns an den nach Zimt duftenden Blüten und beschränken unsere Essenslust auf die leckeren Luftkartöffelchen.
Entspannen Sie sich und andere mit mehrjährigem Gemüse, gewinnen Sie ein bisschen Ewigkeit für sich, für Ihre Gartenmitbewohner und für die Pflanzen.
Und damit keine Missverständnisse aufkommen: Natürlich sind auch die schnellen Tomaten, Salate, Bohnen, Chili usw. erlaubt. Es könnte ja sein, dass wir ganz ohne Stress auch nicht leben und gärtnern können.
Gärtnern Sie weiter!
Herzliche Grüsse
Markus Kobelt
Markus Kobelt ist Gründer und zusammen mit seiner Frau Magda Kobelt Besitzer von Lubera.
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