Seit 140 Jahren kann sich die Griesser AG als Familienunternehmen behaupten. Gerade die letzten Jahre waren wirtschaftlich turbulent – und insbesondere die personellen Engpässe sind weitreichend. Ein Gespräch mit CEO Urs Neuhauser über mögliche Lösungsansätze.
Von Corona über Fachkräftemangel bis hin zu Lieferengpässe: Die Herausforderungen für die Unternehmen sind vielfältig. Was beschäftigt Sie derzeit am meisten?
Im Auftragseingang verzeichnen wir 2022 ein grosses Wachstum. Leider setzt der aktuelle Fachkräftemangel diesem Anstieg jedoch Grenzen. Wir würden zurzeit gerne 60 offene Stellen besetzen.
Wie reagieren Sie darauf?
Die Ausschreibungen für Fachkräfte und Lehrlinge werden neu kreativer und vielseitiger gestaltet. Auch suchen wir nun umfassender auf verschiedenen Kanälen und interessieren uns ebenfalls für Quereinsteiger aus anderen Branchen. Zudem stimmen wir die angebotenen Mitarbeitenden-Benefits auf unsere Unternehmenswerte sowie die Bedürfnisse neuer und bisheriger Mitarbeitenden ab, um diese langfristig zu binden und unsere Arbeitgeberattraktivität nachhaltig zu steigern.
Nützt es hierbei, mit einem starken, traditionsreichen Namen auftreten zu können?
Dank grossem Pionier- und Innovationsgeist konnte unser traditionsreiches Familienunternehmen seit 140 Jahren jede Krise meistern. Entsprechend nutzen wir auch die aktuelle Situation als Chance. Investitionen in IT-Lösungen sowie die Erweiterung zwei unserer Werke waren wichtige und grosse Einsätze für unsere Zukunft. Unser Geheimnis kurz ausgedrückt: kontinuierliche und sinnvolle Investitionen sowie stetige Weiterentwicklung.
Sie beschäftigen inzwischen über 1500 Mitarbeiter. Braucht es in solchen Zeiten auch eine andere Art der Führung?
Definitiv, ja. Wir sind über verschiedene Länder dezentral verteilt und konnten uns in den letzten zwei Jahren oft nur online sehen. Virtuelle Teams digital erfolgreich zu führen, bringt spezielle Herausforderungen mit sich. Unter anderem haben wir daher Anfang Jahr unsere Führungsausbildung neu aufgesetzt und führen aktuell neue Führungsgrundsätze ein.
Wurden in Ihrem Unternehmen massgebliche Veränderungen umgesetzt, die auch über die Krise hinaus noch Bestand haben werden?
Die Pandemie hat die Arbeitswelt – nicht nur bei Griesser - nachhaltig verändert. Wir setzen weiterhin auf mobiles und flexibles Arbeiten, um unsere Mitarbeitenden zu unterstützen, ihre Work-Life-Balance zu managen und gleichzeitig CO2 zu sparen. Videokonferenzen sind zum Alltag geworden. Auch wenn wir wieder gelegentlich geschäftlich reisen, werden Dienstreisen allgemein weniger.
Was waren in den vergangenen sieben Jahren die wichtigsten Meilensteine für Sie?
Das erste eigene Online-Bestellportal für unsere Partner war vor sieben Jahren ein wichtiger Meilenstein. Dies haben wir seither laufend erweitert und aufgebaut. Weiter ist es uns gelungen, neue oder weiterentwickelte Produkte zu lancieren wie zum Beispiel die neuen Faltscherenläden - unsere Designikone unter den Fensterläden - oder den neuen Soloscreen 4, eine Senkrechtmarkise, bei deren Entwicklung grosser Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wurde.
Wo sehen Sie künftig das grösste Potenzial?
Mit automatisierten Storen am Fenster kann Kühl- und Heizenergie eingespart werden. Unsere Produkte leisten einen substanziellen Beitrag für den langfristigen Klimaschutz, indem sie das ganze Jahr hindurch Energie sparen, was bei den heutigen Preisen nicht unerheblich ist. Wir ergänzen diese Produktvorteile durch unser Engagement als Unternehmen, bis 2050 klimaneutral zu werden.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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