(Bild: Sabrina Schöni)
Am Donnerstag, 12. September fand die erste Ausgabe des Greenovation Summit im Cubic der Firma Bühler AG in Uzwil statt. 150 Teilnehmende folgten der Einladung von «Die Ostschweiz» und Galledia und bekamen konkrete Einblicke, wie regionale KMU das Thema Nachhaltigkeit anpacken.
Mona Vetsch begrüsste die Gäste im «Silicon Uz-Valley» und sorgte für einen ersten Lacher beim gut gelaunten Publikum des Summits. Schliesslich vermittle der moderne Campus in Uzwil das Gefühl, als wäre man in einem hippen US-Konzern zu Gast. Auch Gastgeber Stefan Scheiber, CEO von Bühler, wies bei seiner Begrüssung darauf hin, dass die innovative Ostschweiz zu wenig bekannt sei und von der Rest-Schweiz zu Unrecht ignoriert würde. Hier setzte der Greenovation Summit ein Ausrufezeichen, boten doch im Anschluss 13 Referentinnen und Referenten konkrete Einblicke, was in den Unternehmen der Region punkto Nachhaltigkeit alles passiert.
Sandra Banholzer, CEO von Kosmetikhersteller Rausch machte den Anfang und zeigte auf, welch anspruchsvolle Vorgaben ein Haarshampoo heute zu entsprechen habe, um im Grosshandel verkauft werden zu können. So werde laufend an neuen Verpackungsarten geforscht. Doch die Kundschaft sei nicht bereit, für nachhaltige Produkte einen höheren Preis zu bezahlen. «Nachhaltigkeit wird heute einfach erwartet», sagte Banholzer.
Es gibt noch viel zu tun
Auch Claude Rieser, CEO von Step Zero sieht sich mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. Sein Team forscht an nachhaltigen Schuhsolen und will dabei die Kriterien der Kreislaufwirtschaft erfüllen, wo Materialien möglichst lange in Umlauf gehalten und Rohstoffverbrauch, Abfälle sowie andere Emissionen minimiert werden. «Der Markt für solche innovativen Produkte ist riesig», sagte Rieser, wies aber auch darauf hin, dass für den Durchbruch die Marktakzeptanz entscheidend sei. «Es gibt noch viel zu tun.»
Anschliessend diskutierten Thomas Kirchhofer von St.Gallen-Bodensee Tourismus und Christian Klein von der Hotelgruppe Tschuggen Collection mit Moderatorin Mona Vetsch über Nachhaltigkeit im Tourismus. Dabei zeigte sich die Schwierigkeit, direkten Einfluss auf das Verhalten der reisenden Gäste zu nehmen. Umso wichtiger seien Partner, Hotels, Destinationen, die punkto Nachhaltigkeit ihre Hausaufgaben machen würden und so ihren Beitrag zum Gesamtsystem leisteten. Christian Klein erklärte stolz, wie sein Hotel Valsana in Arosa die Abwärme der Coop-Filiale nebenan zur Energiegewinnung nutze. Genau solche Kooperationen seien der richtige Weg, schildete später auch Marco Zahner von der St.Galler Energieagentur.
Marketing für Nachhaltigkeit? Unmöglich.
Einen kritischen Schlusspunkt zur Tagung setzte schliesslich HSG-Professorin Johanna Gollnhofer, die mit aktuellen Studien aufzeigte, dass die Mehrheit der Konsumenten schlecht auf das Wort Nachhaltigkeit reagiere. «Im Marketing funktioniert das einfach nicht. Niemand wechselt seine Bank nur weil die Konkurrenz sagt, sie mache jetzt nachhaltiges Banking.» Sie forderte frische Ideen, die kritische Kundschaft mit echten Vorteilen zu überzeugen. Grün und nachhaltig allein überzeuge nur die rund 15 Prozent der Öko-Fans.
Für Gesprächsstoff beim anschliessenden Flying Dinner war also gesorgt. Tagungsleiter Martin Oswald von Galledia zog ein positives Fazit zur ersten Ausgabe des Greenovation Summit: «Wir hatten uns zum Ziel gesetzt, keine philosophischen Diskussionen zu führen, sondern ganz konkret zu zeigen, was Nachhaltigkeit für die Unternehmen bedeutet. Das positive Feedback der Teilnehmenden zeigt mir, der Plan ging auf.»
3 Greenovation Awards verliehen
Im Rahmen des Summits wurde zum ersten Mal auch der Greenovation Award an Unternehmen in der Region verliehen, die durch ihre Nachhaltigkeits-Projekte positiv auffielen. Eine Jury aus Experten der Fachhochschule Ost und TFY-Consult zeichneten schliesslich drei Unternehmen aus, die sowohl hohe Nachhaltigkeitskriterien aber auch Wirksamkeitskriterien erfüllten.
Die Gewinner
1. Kategorie Projekt
Huber Fenster
Die Firma Huber Fenster überzeugt durch ihr Engagement in der Ukraine, wo 100'000 Bäume für den Holzbau gepflanzt wurden und mit der Tochterfirma Divario UA GmbH Wohnmodule für den Wiederaufbau im Land hergestellt werden. Diese nachhaltigen und wiederverwendbaren Module bieten eine schnelle, effiziente Lösung für den hohen Bedarf an Unterkünften und Gebäuden.
Das Urteil der Jury: «Hervorgestochen ist Huber Fenster für uns, weil sie gekonnt über ihre Kernkompetenz der Fenster und Türen sowie ihren traditionellen geographischen Horizont hinausgewachsen sind, um schnell und praktisch humanitäre Hilfe bereitzustellen. Besonders ist ausserdem, dass sie nicht einfach gespendet haben, sondern versucht haben, ein Nachhaltigkeitsprojekt auf die Beine zu stellen, welches angelehnt ist an ihre Kerntätigkeit, wodurch sie dort ansetzen, wo sie den grössten Hebel haben.»
2. Kategorie Produkt
Nussbaum Matzingen AG
Das Ostschweizer Verpackungsunternehmen hat ein Material aus zu 100 Prozent recycelten Getränkedosen hergestellt, welches 92 Prozent weniger Emissionen verursacht als herkömmlich hergestellte Aluminium-Dosen. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, mittelfristig alle Dosenprodukte in diesem Verfahren herzustellen und liefert damit Inspiration für die ganze Branche.
Das Urteil der Jury: «Die Nussbaum Matzingen AG hat mit ihrem Alu-Kreislauf-System überzeugt, weil komplett geschlossene Stoffkreisläufe unabdingbar sind, um globale Klimaziele zu erreichen. Es ist an der Zeit, dass erfolgreiche Beispiele demonstrieren, wie schnell eine Markt-Transformation eingeleitet werden kann.»
3. Kategorie Dienstleistung
Originate GmbH
Die Originate GmbH ist ein Dienstleister, der sich auf digitalisierte Lösungen zur Messung, Optimierung und Planung von Gebäudetechnik wie Heiz-, Kühl-, und Lüftungsystemen spezialisiert hat. Zum Beispiel beim Heizungsersatz ermöglichen sie durch gezielte Messungen eine optimierte Dimensionierung. So wird der Wechsel auf effiziente Wärmepumpen erleichtert und Treibhausgasemissionen reduziert.
Originate verfolgt eine ökologisch und sozial nachhaltige Geschäftspraxis und strebt danach, ihre Methoden auch anderen Unternehmen zugänglich zu machen.
Das Urteil der Jury: «Die Originate GmbH zeichnet sich für uns unter anderem dadurch aus, dass sie durch Interaktion & Kollaboration in einen bestehenden, und für den Klimawandel und andere Umweltauswirkungen massgeblichen Markt (dem Betrieb von Gebäuden) eintreten, um mit ihrer Dienstleistung genau dort eine praktische Lösung zu bieten, wo der Markt selbst oft scheitert, das ökologische Optimierungs-Potential umzusetzen.
«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.