In dieser Serie stellen wir Ihnen unsere Gastautorinnen und -autoren in Kurzinterviews vor. Michael Lindenmann (*1989) aus Wil ist PR-Berater, Projektleiter und Verbandsmanager. Seine bevorzugten Themen: «Als homo politicus und als Historiker liegen mir insbesondere politische Themen am Herzen.»
Hobbys: Lesen, Wandern, Engagement bei Vereinen, Partei und weiteren Organisationen
Über welche Themen schreiben Sie bevorzugt auf dieostsschweiz.ch?
Als homo politicus und als Historiker liegen mir insbesondere politische Themen am Herzen. Im Unterschied zur Mehrheit der Politikerinnen und Politiker versuche ich aber in Anlehnung an die angelsächsische Geschichtswissenschaft aktuelle Ereignisse in einen je nachdem grösseren, historischen Zusammenhang zu stellen. Bin ich doch der Auffassung, dass Helmut Kohl, seines Zeichens promovierter Historiker und von 1982 bis 1998 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, mit seinem Bonmot «Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten» absolut richtig lag. Zumal auch im Hinblick auf die Zukunft in Jahrzehnten und nicht nur in Quartalen und Legislaturen gedacht und entsprechend gehandelt werden sollte.
Was ist Ihnen besonders wichtig? Möchten Sie eine Botschaft übermitteln, zum Nachdenken anregen? Aufrütteln?
Es ist mir ein Anliegen, aufzuzeigen, dass es keine absolute «Wahrheit» und entsprechend auch nicht ein «Richtig» oder «Falsch» gibt, sondern vielmehr bessere oder schlechtere Argumente. Stelle ich doch vermehrt fest, dass Gruppen, welcher Couleur auch immer, ähnlich einem kirchlichen Dogma für sich in Anspruch nehmen, die einzig glücksseligmachende Heilslehre zu verbreiten. Wird auch nur minimal davon abgewichen, lautet der Vorwurf schnell auf Häresie. Um ein Beispiel zu nennen: Die Situation homosexueller Männer in Russland ist mehr als nur prekär, von derjenigen in muslimisch geprägten Ländern ganz zu schweigen. Dies darf allerdings kein Grund dafür sein, nicht mehr mit Vertreterinnen und Vertretern aus diesen Ländern zu sprechen und zusammenzuarbeiten. Hierfür muss aber die Bereitschaft vorhanden sein, sich auf das Gegenüber und dessen Sichtweise einzulassen. Ein Dialog auf Augenhöhe muss das Ziel sein.
Fällt Ihnen das Verfassen eines Textes grundsätzlich leicht oder bedeutet es mitunter auch Stress?
Berufs- und studienbedingt ist das Schreiben mein täglich Brot und grösstenteils auch Berufung. Entsprechend fällt es mir grundsätzlich leicht, einen Text zu verfassen. Wenn ich wirklich einmal eine Schreibblockade habe, lege ich «Stift und Papier» beiseite und versuche es am nächsten Tag nochmals. Ansonsten schaut nicht wirklich etwas Brauchbares heraus.
Gehen Sie mit einer klaren Strategie an die Texterstellung heran?
Ich bin noch nie derjenige gewesen, der einfach einmal drauflosschreibt. Grundsätzlich entscheide ich mich für ein Thema und gliedere dieses dann in seine jeweiligen Aspekte. Für die «Wenig-Leser» verfasse ich dann eine Zusammenfassung für den Anfang. Erst ganz zum Schluss setze ich Titel und Zwischentitel. Zudem veröffentliche ich keine Texte, bevor sie nicht von meiner groupe de réfléxion für publizierbar befunden wurden.
Ist Druck – bsp. ein Abgabetermin – förderlich für Sie?
Kurz und knapp: Ich arbeite unter Druck wesentlich besser!
Über welches Feedback haben Sie sich bisher besonders gefreut?
Am meisten habe ich mich über eine Rückmeldung einer Person gefreut, mit der ich salopp formuliert das Heu nicht auf derselben Bühne habe. Zwar konnte ich sie nicht von meiner Meinung überzeugen, aber immerhin wurde mir attestiert, sachlich und faktenbasiert argumentiert zu haben. Dies sei heute immer weniger der Fall, so die besagte Person.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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