Soll eine Gemeinde dem regionalen Hallenbadverbund beitreten – oder nicht? Darüber scheiden sich die Geister. Fakt ist jedoch: Tut sie dies nicht, müssen die Benutzer bis zu 50 Prozent mehr Eintritt bezahlen.
Ein Hallenbadbesuch kann für eine mehrköpfige Familie schnell einmal zum teuren Spass werden. Auf der anderen Seite ist es längst kein Geheimnis mehr, dass die Finanzierungsbasis der örtlichen Hallenbäder schwierig ist. Nun soll das «Modell für die Zukunft», wie es die Verantwortlichen in einer Mitteilung nennen, die Lösung bieten: Sechs Hallenbäder bilden einen regionalen Hallenbadverbund. Diesem gehören 14 Verbundgemeinden an, die freiwillig einen Pro-Kopf-Beitrag an den Betrieb leisten. Dafür können die Einwohner der jeweiligen Gemeinde weiterhin zum selben Eintrittspreis das Hallenbad benutzen.
Für solche Gemeinden, die dem Verbund nicht beitreten, müssen die Einwohner künftig tiefer in die Tasche greifen. Der Eintrittspreis erhöht sich in diesem Fall um 50 Prozent. Die Verantwortlichen sind sich bewusst, dass dieser als hoch wahrgenommen wird. «Unser primäres Ziel ist jedoch, die nötige Wasserfläche für das Regio-Gebiet in den Hallenbädern langfristig sicherzustellen», fasst es Michael Götte, Präsident REGIO Appenzell AR-St.Gallen-Bodensee, zusammen.
Dass nicht alle Gemeinden in der Region von Beginn an dem Verbund angehören wollen, betitelt Götte alsnachvollziehbar. «Wir hoffen natürlich weiterhin, dass sich die eine oder andere Gemeinde dazu entschliesst, den Schritt zu wagen. Dennoch sehen wir die anderen Gemeinden, welche nicht beitreten, nicht als ‘die Bösen’ an.» Vielmehr gäbe es einige durchaus nachvollziehbare Gründe, wenn sich eine Gemeinde gegen einen Beitritt entscheidet.
So hat sich die Gemeinde Gaiserwald bereits 2017 in der Vernehmlassung zur Hallenbadstudie mit der pauschalen Übernahme von Betriebskosten von öffentlichen Bädern nicht einverstanden erklärt, wie Gemeindepräsident Boris Tschirky ausführt. «Eine Gesamtschau über das nötige Hallenbadangebot in der Region sowie ein Mitspracherecht der beitragszahlenden Gemeinden fehlte und fehlt weiterhin.» In diese Gesamtschau seien nur die öffentlichen Bäder miteinbezogen worden. In der Gemeinde Gaiserwald bestehe aber mit dem Säntispark in Abtwil auch ein privates Hallenbad, welches von der Bevölkerung und von den Gaiserwalder Schulen ebenfalls genutzt werde. Tschirky: «Dieses Faktum wird jedoch ausgeblendet.»
Obwohl die Investitionskosten durch die Eigentümerin des jeweiligen Hallenbades vollumfänglich getragen werden, stelle sich für die Politische Gemeinde Gaiserwald weiterhin die Frage, ob nicht ein Abgleich eines regional abgestimmten Hallenbadangebots die adäquatere Lösung der Finanzprobleme dieser Infrastrukturen sei, bevor massive Investitionen getätigt werden, die sich früher oder später ebenfalls bei den Betriebskosten manifestieren werden, so Tschirky. «Insbesondere durch die höheren Tarife beim Schulschwimmen wird sich die Politischen Gemeinde Gaiserwald jedoch auch an den gegenwärtigen Betriebskosten beteiligen.»
Auch die Gemeinde Waldkirch hat sich bisher gegen einen Beitritt entschieden. Der Gemeinderat habe sich mit der Frage auseinandergesetzt, ob es richtig sei, den Zutritt zu diesen sechs Hallenbäder mit einem Pro Kopf Beitrag zu subventionieren und andere nicht. «Letztendlich besuchen unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger auch andere Hallen- und Freibäder in der Region, bei welchen wir keinen Subventionsbeitrag für den Unterhalt entrichten», sagt Gemeindepräsident Aurelio Zaccari. Der Gemeinderat habe zudem zum Zeitpunkt der Anfrage durch die REGIO Appenzell AR-St.Gallen-Bodensee verschiedene Fragen aufgeworfen, welche damals nicht befriedigend beantwortet werden konnten.
Eine wesentliche Thematik betraf laut Zaccari das Schulschwimmen. Die Schule Waldkirch besucht das Schulschwimmen in Gossau, die Bernhardzeller Schüler jenes in Wittenbach. Die Abrechnung mit den Anbietern sei in den letzten Jahren an den beiden Orten unterschiedlich ausgefallen. «Uns konnte damals nicht nachhaltig aufgezeigt werden, wie in der Verbundlösung die Abrechnung zukünftig optimiert und einheitlich gelöst werden könnte», so Zaccari weiter. Da nun die neuen Fakten, wie die teureren Eintrittspreise und Abrechnungsmodalitäten bekannt sind, wird der Gemeinderat die Situation noch einmal beurteilen und sich weiter mit der Thematik befassen.
Auch die Gemeinde Oberbüren prüft, ob ein Beitritt als sinnvoll erachtet wird – oder nicht. Laut Götte ist dieser weiterhin möglich.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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