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Albert Popp

«Es ist wie mit Aktien – entweder kann man einen Gewinn machen oder halt eben einen Verlust»

Albert Popp aus Steinach hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Vor rund drei Jahrzehnten hat er auf 30 Aren Pachtland Strauchbeeren angepflanzt. Heute sind es etwa fünf Hektaren mit vorwiegend Heidelbeeren.

Die Ostschweiz am 28. Juni 2024

Text: Yvonne Aldrovandi-Schläpfer

So weit das Auge reicht, sind Sträucher mit unzähligen reifen und unreifen Beeren zu sehen. Albert Popp zeigt auf seine Heidelbeerplantage in Steinach und sagt: «Ende Juni kann die erste Ernte eingefahren werden. Die Frucht­entwicklung der Heidelbeeren dauert je nach Sorte etwa zehn bis zwölf Wochen. Wegen der gestaffelten Reife der Früchte wird wöchentlich durchgepflückt.»

Start in der Gastronomie

Der 54-Jährige bewirtschaftet rund fünf Hektaren Pachtland mit Beeren – etwa 480 Aren Heidelbeeren, der Rest Johannisbeeren. Auf einer weiteren Hektare gepachtetem Land hat er vor einigen Jahren Zwetschgenbäume gepflanzt. Doch angefangen hat alles ganz anders. Albert Popp hat als Jugendlicher eine andere berufliche Laufbahn eingeschlagen – die Gastronomie hatte es ihm angetan. Er absolvierte eine zweijährige Ausbildung zum Servicefachangestellten im Hotel Bad Horn am Bodensee und arbeitete anschliessend acht Jahre im Gastgewerbe. Albert Popp wollte sich beruflich neu orientieren. Er stieg in den Gemüsehandel für Gastronomie ein und wurde dort stellvertretender Leiter Einkauf/Verkauf.

Anfangs ein Hobby

«1993 konnte ich auf dem Betrieb meines Bruders 30 Aren Land pachten. Auf dieser Fläche baute ich hobbymässig verschiedene Strauchbeeren an. In sechs Ausbauetappen habe ich die Anbaufläche der Beeren sukzessive vergrös­sert – die heutige Grösse beträgt rund fünf Hek­taren. Parallel dazu ist auch der Maschinenpark gewachsen – mit Kleintraktoren, Mulchmaschinen, Pflanzenschutz­geräten, Verlesemaschine und den ganzen Bewäs­serungssystemen.» Mittlerweile hat Albert Popp sein Hobby zum Haupterwerb gemacht. Der Beerenanbau erfordert viel Fachwissen. Kein Jahr sei wie das andere. Man lerne immer wieder dazu. «Es ist wie mit Aktien – entweder kann man einen Gewinn machen oder halt eben einen Verlust», gibt er zu bedenken.

Eigene Erfindung

Albert Popp wird bei der Heidelbeerernte von seiner Frau Sabina und Helferinnen unterstützt. Auffallend sind die Behälter, in welche sie die blauen Früchtchen legen. «Früher haben wir mit Spankörben geerntet. Heute dienen Plastikblumentöpfe als Sammelgefässe», sagt Albert Popp. Für die Ernte wird ein Blumentopf an einen Gürtel angehängt – eine Erfindung des innovativen Beerenproduzenten aus Steinach. Ein Plastikblumentopf bietet Platz für rund zwei Kilogramm Heidelbeeren. Wenn der Topf voll ist, wird er nicht geleert, sondern in eine grosse Kiste gestellt. Dieser Topf wird anschliessend durch einen leeren ausgewechselt.

Keine idealen Verhältnisse

Etwa 95 Prozent der Heidelbeeren, die Albert Popp produziert, gelangen zur Vermarktung zur Tobi Seeobst AG. Von dort werden Händler und Grossverteiler beliefert. Einen kleineren Teil bringt Albert Popp in umliegende Hof­läden. Heidelbeeren schmecken nicht nur gut – sie sind auch sehr gesund und enthalten viele Vitamine sowie Mineralstoffe. Heidelbeeren werden in vollreifem Zustand geerntet, erst dann entfalten sie ihr volles Aroma.

Albert Popp hat bei der Pflanzung der Heidelbeersträucher verschiedene Sorten ausgewählt – Sorten, die nicht alle zum selben Zeitpunkt reif sind. Ältere Sträucher wechselt er regelmässig aus und ersetzt sie durch neue Kulturheidelbeersorten. Augenfällig ist, dass die unzähligen Sträucher in Kübeln angebaut sind. Heidelbeeren bevorzugen saure, gut durchlässige Erde. «Der Boden sollte einen pH-Wert von 4,5 bis 5,0 haben», erklärt Albert Popp. «Unser Boden hier hat einen pH-Wert von rund 7,0. Ideale Bodenverhältnisse sind also nicht gegeben. Deshalb sind unsere Pflanzen in Kübeln.» Ein Vorteil sei, dass die Pflanzen einfacher ausgewechselt werden können. Allerdings benötigen Heidelbeeren in Kübeln eine kontinuierliche Wässerung, da die Erde schneller austrocknet als im Beet. Das Austrocknen der Erde müsse vermieden werden. Besonders vor der Ernte benötige die Pflanze ausreichend Wasser, um die Früchte gut ausbilden zu können. Ein computergesteuertes Bewässerungssystem sorgt dafür, dass die Heidelbeeren nie im Trockenen stehen. In der Schweiz sind etwa zwei Drittel der Heidelbeeren aus konventioneller Produktion, etwa ein Drittel sind Bioheidelbeeren. Albert Popp hat sich für den konventionellen Anbau entschieden. Voraussetzung für den biologischen Anbau sei der direkte Bodenkontakt zu den Pflanzen.

15 Tonnen Ernte

Heidelbeersträucher sind sehr widerstandsfähig, jedoch anfällig für die Kirschessigfliege. Um den Bestand vor der Kirschessigfliege möglichst zu schützen, setzt Albert Popp Insektennetze ein. Eine Volleinnetzung anzubringen bedeute zwar einen Mehraufwand, aber es sei die wirksamste Methode, die Kirschessigfliege fernzuhalten. Grundsätzlich sei bei Heidelbeeren nach vier bis fünf Jahren ein Voll­ertrag zu erwarten. Etwa 10 bis 15 Tonnen werden dann pro Hektare geerntet. Um einen ausgeglichenen Ertrag zu erreichen, die Qualität der Früchte zu verbessern und die Vitalität zu erhalten, werden die Sträucher im Winter geschnitten, erklärt Albert Popp. Man spürt es: Nebst viel Arbeit steckt in jedem Körbchen frischer Heidelbeeren auch viel Freude und Leidenschaft.

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