Simon Biegger
Wohin nur mit dem Geld, das dem Kanton Thurgau zugeflossen ist? Ideen gibt es viele. Doch am besten soll ein Teil davon in ein Kompetenzzentrum für Holztechnologie investiert werden, findet Simon Biegger, Geschäftsführer der Lignum Ost.
Der Holzdachverband Lignum Ost ist als Verein organisiert und vermittelt Fachwissen rund ums Holz. Seit dreieinhalb Jahren ist der Frauenfelder Simon Biegger, selbst gelernter Schreiner, Geschäftsführer dieser Netzwerkorganisation. Als er die Geschäftsstelle übernahm, erfuhr er das mittelfristigen der Kanton Thurgau die Praxiskursräume der Holzbauer und der Schreiner im BBZ in Weinfelden anderweitig nutzen möchte und davon, dass durch den Verkauf von Partizipationsscheinen die Thurgauer Kantonalbank dem Kanton die stattliche Summe von 127 Millionen Franken bescherte. In der Folge war die Bevölkerung aufgerufen, Projektideen zu benennen, wie das Geld verwendet werden könnte. Biegger hatte nicht nur eine, sondern gleich zwei Ideen, die er einreichte.
Simon Biegger
Eidgenössisches Kompetenzzentrum
Eine der Projekteingabe, für das sich Biegger eine Anschubsfinanzierung von 30 Millionen Franken erhofft, ist der Bau eines Eidgenössischen Kompetenzzentrums für Holztechnologie, Gebäude-IoT und Nachhaltigkeit. Er sagt dazu: «Es ist eine Jahrhundertchance für den Kanton. Mit der Realisation des Kompetenzzentrums investiert man in die nächste Generation.» Die Klimaerwärmung sei und bleibe ein allgegenwärtiges Thema und CO2-neutrales und nachhaltiges Bauen sind Anforderungen an die Bauherrschaften, die immer wichtiger werden, fügt er an. Doch nicht nur die Idee an sich ist für den Thurgau visionär, auch architektonisch soll das zu bauende Haus in die Schweizer Architekturgeschichte eingehen: Visualisiert ist bei der Projekteingabe nämlich ein 83 Meter hohes Holzhochhaus auf dem Unteren Mätteli in Frauenfeld. Die budgetierten Gesamtkosten belaufen sich auf 80 Millionen Franken, gebaut würde das Hochhaus aus 4500 Kubikmeter Holzbaustoffen. Das klingt erst mal nach viel Holz. Aber: «Allein im Thurgauer Wald wächst so viel Holz innert zehn Tagen nach», beschwichtigt Biegger. Für ihn ist aber auch klar, dass Hochhäuser nicht nur auf Gegenliebe stossen und ist in dieser Frage offen: «Uns von Lignum Ost ist wichtig, dass das Kompetenzzentrum kommt; das Projekt darf nicht an der Hochhausfrage scheitern.»
Das letzte Wort hat das Stimmvolk
Das zweite Projekt von Lignum Ost ist der Bau eines Murg-Auen-Turms. Vorteil: Im Projektbeschrieb zum Murg-Auen-Park von 2010 war bereits ein Turm eingeplant, doch dieser wurde damals nicht realisiert. Biegger sagt: «Mittlerweilen ist der Park längst eröffnet und ein voller Erfolg.» Dieses Projekt könnte mit einem einfachen Eingabeverfahren gebaut werden, weil der Turm schon bewilligt ist.
Der Regierungsrat hat eine Projektgruppe bestimmt, die die 95 eingereichte Projekte begutachtet hat. Biegger gibt sich optimistisch, was ihre zwei Projekte betrifft. Auch weil er sich beim Kompetenzzentrum flexibel gibt, was Bau und Standort betrifft.
Nun geht es aber erst einmal darum, dass alle Projekte und dem Verteilschlüssel für die 127 Millionen Franken durch den Grossen Rat kommen. Das letzte Wort hat dann das Stimmvolk.
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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