«Fakt ist…», dass «Fakt ist...» meistens nichts mit Fakten zu tun hat.
«Fakt ist, dass die Regierung nichts bringt», ist ein echter Stammtisch-Fakt...
«Fakt ist, dass Sandra etwas mit dem Chef hat», ist ein typischer innerbetrieblicher Fakt...
«Fakt ist, dass Peter Alkoholiker ist», ist ein gemeiner Fakt, weil man Peter nicht mag.
Diese zwei Wörter sind zum Standard geworden, wenn unsichere Menschen ungesicherte Informationen zur eigenen sicher tönenden Meinung machen wollen. Man kann alles behaupten, was nicht bewiesen ist und es mit «Fakt ist…» zur eigenen Wahrheit hochpuschen.
Ursprünglich wurde dieser Begriff nur benutzt, wenn am Ende einer langen Beweisführung mit klaren Argumenten eine Zusammenfassung gesetzt wurde. Paradebeispiel: Ein Staatsanwalt begründet über eine Stunde, warum der Täter sicher als der einzige Tatverdächtige in Frage kommt, der den tödlichen Schuss abgegeben haben kann: «Fakt ist, dass er der Mörder ist.»
Im Laufe der Zeit wurde der Begriff erst für schale Beweisführungen von Politikern missbraucht (natürlich auch Trump), bis er im Volk gelandet ist und zu jeder unnötigen Scheinbeweisführung runtergekommen ist.
Es bleibt zu hoffen, dass man sich daran gewöhnen kann, dass «Fakt ist…» sicher nicht «Fakt ist…», wenn es von effekthaschenden Typen benutzt wird. Und wird es dann auch noch in einem angeberischen Pseudoenglisch ausgesprochen: «Fäkt is!», dann führt die Lautassoziation genau dorthin, wo es hingehört: «Fäkalie ist es!»
Wolf Buchinger (*1943) studierte an der Universität Saarbrücken Germanistik und Geografie. Er arbeitete 25 Jahre als Sekundarlehrer in St. Gallen und im Pestalozzidorf Trogen. Seit 1994 ist er als Coach und Kommunikationstrainer im Management tätig. Sein literarisches Werk umfasst Kurzgeschichten, Gedichte, Romane, Fachbücher und Theaterstücke. Er wohnt in Erlen (TG).
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