Stand-up Comedian Frank Richter aus Rapperswil-Jona kann sich zurücklehnen: Seit kurzem arbeitet er Teilzeit und lebt nicht (mehr) bloss von seiner Kunst. An den freien Abenden schafft er Fake News.
Frank Richter, inwiefern sind Sie vom Coronavirus betroffen? Mussten Sie Shows oder Anlässe absagen beziehungsweise verschieben?
Ich habe insofern Glück, dass meine Anlässe alle verschoben, aber nicht abgesagt wurden. Die Derniere meiner Tournee wurde beispielsweise auf 2021 geschoben. Insgesamt sind wohl etwa 20 Shows betroffen.
Ist diese Situation für Sie existenzbedrohend?
Nein. Ich arbeite seit Februar Teilzeit und komme auch ohne Shows durch. Allerdings habe ich die letzten zwölf Monaten nur von Comedy gelebt, immer mit dem Hintergedanken: Falls gar nichts reinkommt, dann halte ich das für sechs Monate durch. Ich glaub als Künstler ist es sehr wichtig, dass man längere Durststrecken einkalkuliert.
Verfügen Sie nun über mehr Freizeit?
Im Moment bin ich eigentlich ziemlich gut ausgelastet. Das tolle am Homeoffice ist ja auch, dass man bei Videokonferenzen beispielsweise ein Hemd aber keine Hosen tragen kann. Das fällt dann im Team niemandem auf, aber in den eigenen vier Wänden sorgt das für einen wahnsinnigen Kick.
Mussten Sie Ihren Tagesablauf umgestalten?
Mein Tagesablauf hat sich insofern geändert, dass ich jetzt viel mehr freie Abende habe, aber niemanden treffen kann. Und dass ich mit meiner kreativen Energie irgendwo hin muss. Darum habe ich diese Woche meine stillgelegte Satire-Seite wieder aktiviert und erfreue die Leser jetzt mit Artikeln wie diesem hier: Dank Corona erstmals wieder Delfine im Zürichsee gesichtet
Was vermissen Sie zurzeit am meisten und was überhaupt nicht?
Im Moment vermisse ich es am meisten, meine Freunde physisch zu treffen. Beispielsweise für ein gemeinsames Abendessen oder einen Spieleabend. Hingegen ist mir jetzt aufgefallen, dass ich bis auf den Lebensmittelladen auch ganz gut ohne Shopping auskomme. Klamottenläden vermisse ich beispielsweise gar nicht. Aber fragen Sie mich in drei Wochen nochmals, da sieht es bestimmt anders aus.
Ihr persönlicher Tipp gegen Stubenkoller?
Ich habe von einem ehemaligen U-Boot-Matrosen kürzlich sechs Tipps gehört:
1. Tagesablauf strukturieren und nicht einfach ausschlafen oder nichts machen
2. Falls man mit jemandem zusammen wohnt, sich mal für paar Stunden ausklinken und sich Freiräume schaffen
3. Gut Essen. 80 Prozent gesund, 20 Prozent deftig.
4. Sport in den eigenen vier Wänden
5. Putzen. Wenn man schon den ganzen Tag drin ist, soll die Wohnung sauber sein.
6. Sich immer vor Augen halten, dass das alles nur temporär ist.
Frank Richter ist ein Stand-up Comedian aus Rapperswil-Jona. 2019 gewann er das «Golden Ticket» des Berliner Quatsch Comedy Clubs. 2020 gewinnt er den Freiburger Comedyslam und tritt als erster Comedian der Schweiz im Bundeshaus auf.
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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