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Aufreger der Woche

Frauen, die wie Männer heissen

Feministinnen sind nicht zu beneiden: Überall wittern sie eine patriarchale Vormacht. Dabei übersehen sie in diesem Kulturkampf etwas Wesentliches: Viele Nachnamen haben so gar nichts Weibliches an sich.

Michel Bossart am 23. Juli 2022

Jetzt ist es soweit und ich rege mich über Feministinnen auf, die sich nicht aufregen! Da diskutiert man über inklusive Sprache, Binnen-I, Gendersternchen, korrekte Pronomen und weiss der Geier was – aber etwas Wesentliches geht ganz vergessen: Das Sexistische an unserer Sprache ist meiner Meinung nach nicht das generische Maskulinum, sondern dass Frauen so wie Männer heissen! Frau Müller, Schneider, Meier, Schweizer. Korrekt wäre doch Frau Müllerin, Schneiderin, Meierin oder Schweizerin! Ja selbst die Frau eines Herrn Millius müsste altphilologisch-korrekt Frau Millia heissen.

Vordergründing scheinen die Isländer*innen uns mit ihrem strengen Namensystem da einen Schritt voraus zu sein: Der Nachname setzt sich aus dem Namen des Vaters (selten der Mutter) und der Nachsilbe -son für Söhne und -dóttir für Töchter zusammen. Dass man dabei dem Namen des Vaters den Vortritt lässt, ist natürlich diskutabel und wir philosophieren jetzt nicht darüber, wie das Kind denn heissen soll, wenn es sich weder als «dóttir» noch als «son» definiert.

Ich habe noch nie von einer Frau gehört, die sich für einen gendergerechten Nachnamen eingesetzt oder gar einen solchen zugelegt hat. Warum nicht?

Denk mal nach: Bei uns gibt es Frauen, die «Frau Herrmann» heissen. Wie kann ein Feministinnenherz so viel Männlichkeit im Frauenpelz einfach so über sich ergehen lassen?!?

Konfuzimillius rät:

Herzliche Gratulation, da bist du in der Tat auf etwas Erstaunliches gestossen! So viel Empörungspotenzial – und niemand sagt etwas. Das generische Maskulinum ist im ganzen deutschsprachigen Raum unter Beschuss, aber viel generischer als Müller, Schneider oder Zimmermann kann es ja nun wirklich nicht sein. Die Frage, warum da noch kein feministisches Kollektiv die Messer wetzt, ist mehr als berechtigt.

Zumal die Lage ja aussichtslos ist. Eine Feministin namens Müller kann sich dieses Elend nicht einfach wegheiraten, da sie ja mit Sicherheit auch nicht den Namen ihres Ehemanns annehmen will. Und einen Nachnamen einfach mal schnell ändern ohne triftigen Grund: Das geht auch nicht. Da muss man schon stichfest belegen, dass man einen schweren Schaden erleidet bei Fortführung des Namens. Das scheint mir bei Müller eher schwierig.

Was den Herrn Millius beziehungsweise Frau Millia angeht, soll ich dir ausrichten, dass die Dame, die ich irgendwann zu ehelichen gedenke, keinen solchen Kunstgriff braucht. Zum einen ist sie keine Feministin, zum anderen denkt sie nicht im Traum daran, ihren alten Namen abzulegen. Und der ist relativ geschlechtsneutral.

Stefan (Konfuzi-)Millius

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Autor/in
Michel Bossart

Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).

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