Ein Auftritt von über 60 Expertinnen auf alphaberta.ch – einer Plattform für Referentinnen – soll bewusst machen, über welches Potenzial an Expertinnenwissen die Region verfügt. Wieso sie hier mitmacht, erklärt Christina Härter (*1981), Head of Application Engineering, NETSTAL Maschinen AG.
«alphaberta» ist eine Plattform ausschliesslich für Ostschweizer Referentinnen. Wieso benötigt es Ihrer Meinung nach eine solche Plattform nur für Frauen?
Frauen geben sich häufig bescheidener als Männer, obwohl sie mindestens genau gleich viel Wissen und Erfahrung aufzuweisen haben wie ihre männlichen Kollegen. In der Masse der Profile auf anderen Plattformen schneiden die der Frauen manches Mal schlechter ab oder werden weniger stark beachtet. Auch begegnen Mitmenschen, egal welchen Geschlechts, Frauen als Fachexpertinnen noch immer kritischer als männlichen Fachexperten. Eine Plattform, die Fachexpertinnen präsentiert, verstärkt die Seriosität der Frauen.
Sie sind als eine der Referentinnen aufgeführt. Was hat Sie überzeugt, bei alphaberta mitzumachen?
Es gibt im englischen Sprachraum, wie auch im deutschen Sprachraum, bereits einige Plattformen, die Referentinnen präsentieren. An alphaberta hat mir der Schwung und der Enthusiasmus gefallen mit der alphaberta gegründet wurde und damit verbunden der Wille etwas in der Gesellschaft nachhaltig zu ändern.
Welches sind Ihre Schwerpunktthemen? Was kann das Publikum bei Ihren Vorträgen erwarten?
Durch meine tägliche Arbeit, die sich um Spritzguss und Kunststoffe dreht, liegt es nahe, dass ich auch hier meinen Schwerpunkt lege. Ich möchte über die Herausforderungen mit und für Kunststoff berichten, über die hervorgehenden Trends und konkrete Lösungen vorstellen. Gleichzeitig möchte ich Themen, die mir in meiner Vorgesetztenfunktion begegnen aufgreifen und andere auch an diesen Themen teilhaben lassen. Für Formate bin ich offen, das kann ein Vortrag sein, eine Podiumsdiskussion oder auch eine Beratung oder etwas ganz anderes, etwas für das Gegenüber Zugeschnittenes.
Was begeistert Sie an Ihrer Tätigkeit?
Netstal ist technologisch an der Spitze der Spritzgiessmaschinenbauer: Wir bieten Kunden höchste Effizienz bei der Produktion von Kunststoffteilen, aber achten gleichzeitig auch auf Punkte wie Energieersparnis, CO2-Bilanz und Beratung von Kunden hinsichtlich Kunststoffverarbeitung.
Der Umgang mit Menschen, ob Kunden, Kollegen oder Mitarbeiter ist für mich persönlich sehr spannend, aber auch die technisch vielseitigen Fragestellungen, denen ich mich beratend oder vermittelnd täglich stellen darf.
In welchen Bereichen sollten sich die Frauen deutlich stärker in Szene setzen? Wo sind sie zu zurückhaltend? Warum präsentieren sich Männer und Frauen, Ihrer Meinung nach, unterschiedlich in der Öffentlichkeit?
Der Zeitpunkt, an dem eine Rollenvorstellung geprägt wird, beginnt meiner Meinung nach sehr früh im Leben. Hier haben Familie aber auch Erziehungseinrichtungen einen Anteil. Mit der Industrie kommen junge Menschen normalerweise erst spät in Berührung. Ich habe persönlich festgestellt, dass die Kompetenzen, Werte und Erfahrungen, die ich in der Schule machen durfte, schon während Studium und Promotion korrigiert werden mussten, aber erst recht in der Industrie. Egal ob Mann oder Frau, hier werden andere Fähigkeiten gefordert: sich konstruktiv positionieren und die Position mit Rückgrat vertreten, aber auch zur richtigen Zeit Kompromisse einzugehen, Teamfähigkeit leben und 80/20 beherzigen: nicht alles muss perfekt sein, sondern so, dass man damit weiterarbeiten kann. Viele Frauen empfinden das Klima als rau und anspruchsvoll, ich empfinde es als ehrlich und angenehm.
Wieso braucht es in der Öffentlichkeit eine ausgewogenere Sichtbarkeit (der Geschlechter)?
Kinder jeden Geschlechts brauchen Vorbilder, an denen sie sich orientieren können. Vor allem sollten aber die Eltern durch die Vorbilder wissen: es gibt auch andere Wege als meinen und diese Wege sind auch ok, so dass Kinder nicht früh auf einen Weg fokussieren. Auch repräsentiert dies die Gesellschaft: Wir haben hier in Europa eine sehr vielfältige Gesellschaft, was unsere Kultur und unser Leben prägt. Das sollten wir auch in den Medien und in der Kommunikation widerspiegeln.
Sie unterstützen die Crowdfunding-Kampagne von alphaberta mit einer exklusiven Belohnung. Was erwartet Unterstützer:innen dabei?
Ich biete eine Führung durch die Firma Netstal an. Dabei werden wir nicht nur Produktion und Technikum besichtigen, sondern manchen Ort anschauen, der sonst Besuchern nicht gezeigt wird. Selbstverständlich stärken wir uns auch in unserem Personalrestaurant.
alphaberta ist die Ostschweizer Plattform für Referentinnen. Um das Projekt nach der Lancierung im März 2022 nachhaltig in der Öffentlichkeit verankern zu können, lancierte der Verein «Helvetia spricht» eine Crowdfunding-Kampagne auf wemakeit.com. Noch bis zum 18. Dezember kann man die Aktion unterstützen.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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