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Frauen wollen nur das eine

Zuerst Schockstarre, dann wildes Geschimpfe. Eine wissenschaftliche Umfrage an Uni und ETH Zürich ergibt: viele Studentinnen wollen einen erfolgreichen, älteren Mann, statt Karriere und Berufserfolg. Schluck.

«Die Ostschweiz» Archiv am 13. Mai 2023

Die Autorinnen der Studie sind zwei anerkannte Professorinnen. Die eine ist amtierende Präsidentin der Gleichstellungskommission der Uni Zürich, die andere ihre Vorgängerin. An ihrer wissenschaftlichen Qualifikation gibt es nichts zu rütteln, ebenso wenig an ihrer Sympathie für die Frau.

Aber nun das. Sie wollten mittels einer Umfrage unter 10'000 Studentinnen der Uni und der ETH Zürich wissen, woran es eigentlich liege, dass zum Beispiel an der Uni 60 Prozent Studentinnen eingeschrieben sind, aber nur 24 Prozent Professorinnen lehren. Also fragten sie nach Karriereambitionen, Familienbild, Partnerwahl und so weiter.

Resultat: die meisten Studentinnen wünschen sich einen Partner, der älter und erfolgreicher als sie ist. Bei Kindern soll er für das Haupteinkommen sorgen, Frauen wünschen dann Teilzeit.

Jetzt kommt noch das Sahnehäubchen. Es gab keinerlei konkrete Beschwerden über Diskriminierung oder Nachteile wegen des weiblichen Geschlechts. Dennoch antwortete eine Mehrheit der Befragten mit Ja auf die direkte Frage nach einer Benachteiligung als Frau.

Dazu eine der Professorinnen der Studie: «Ich kann mir das nur damit erklären, dass den Frauen ständig eingeredet wird, sie würden diskriminiert.» Verinnerlichung ohne persönliches Erleben.

Aber die beiden Professorinnen, die diese Untersuchung durchführten, wollen offensichtlich beim nächsten Frauentag geteert und gefedert werden. Denn sie setzen noch einen drauf:

«Quoten und andere Vorzugsbehandlungen von Frauen führen nicht zu mehr Lebenszufriedenheit, dafür zu einer Diskriminierung von ambitionierten Männern.»

Wer sich die Entwicklungen auf der Chefetage der Medienhäuser anschaut, kann dem nur zustimmen. Eine der Autorinnen sagte der «SonntagsZeitung», die diese Umfrageergebnisse bekannt machte, es habe sie «schlichtweg umgehauen», als sie die Resultate gesehen habe.

Diese Wirkung hatten sie auch auf kampffeministische Kreise. Zuerst gab es eine schweigende Schockstarre. Zu ungeheuerlich waren diese Ergebnisse, die jahrelange Narrative von unterdrückten, diskriminierten, an Karriere gehinderten Frauen relativierten.

Aber in solchen Kreisen gilt ein einfaches Prinzip: es kann nicht sein, was nicht sein darf. Als diese frische Brise in den luftarmen Mief-Raum der Gesinnungsblase mit den vorgestanzten Begrifflichkeiten der unterdrückten Frau einbrach, fröstelte es die Bewohnerinnen zunächst, und ausser Zähneklappern brachten sie nichts zuwege.

Aber dann ergriff Jacqueline Büchi von Tamedia das Wort und behauptete kühn: «Warum diese Interpretation falsch ist». Diese falsche Interpretation begründete sie damit, dass «Schweizer Studentinnen» natürlich «keine Heimchen am Herd» sein wollten. Dumm nur: das hatte auch niemand behauptet. Aber nun war der Damm gebrochen, auch der «Politgeograf», die Mietmeinung Michael Hermann meldete sich zu Wort. «Es sei «beelendend», wie die «SonntagsZeitung» über das Thema Gleichstellung berichte, behauptete er kühn.

Besonders kreischig führt sich die Kampagnen- und Propagandaplattform Campax auf. «Genug von unwahrem Sensationsjournalismus!», tobt Campax und holpert in mangelhaftem Deutsch los: mit dem Artikel über eine seriöse Umfrage an ETH und Uni Zürich «wurde zwanghaft probiert irgendwelche antiquierten Rollenbilder zu zementieren». Das gehe überhaupt nicht, Petition dagegen: «Deshalb fordern wir die Familie Coninx und Pietro Supino, den Verwaltungsratspräsident der TX-Group dazu auf, Massnahmen zu ergreifen, um den journalistischen Standard und die Qualitätssicherung der journalistischen Arbeit zu garantieren.»

Qualitätssicherung in Form der korrekten Anwendung des Akkusativs oder der Kommaregeln ist hingegen nicht so die Sache von Campax.

Die Hetz-Plattform Campax fiel in der Vergangenheit schon durch diverse anrüchige Kampagnen auf. Da polterte Mitarbeiter Urs Arnold: «Nazi-Fratzen hinter Folklore-Fassade». So entmenschlichte er die «Freiheitstrychler», die angeblich «offen rechtsradikales Gedankengut» verträten. Beweis: sie verwenden den alten eidgenössischen Schlachtruf «Harus», den auch die Schweizer Frontenbewegung missbrauchte. Das ist etwa so absurd, wie wenn man den Begriff «heilen» nicht mehr verwenden dürfte.

Aber nun ist auch noch CH Media aufgewacht; im «Tagblatt» dürfen wir die Gedankengänge von Sharleen Wüest lesen. Denn sie weiss, «was Frauen wirklich wollen». Vor weniger als drei Jahren war sie noch Maturantin, dann folgte ein Volontariat bei CH Media. Eine typische Kindersoldatin im Newsroom halt, die sich selbst für eine «Wundertüte» hält.

Wüest arbeitet sich tapfer durch die Ergebnisse der Studie und zitiert dann ausführlich kritische Stimmen dazu, eben beispielsweise den nach medialer Aufmerksamkeit heischenden Hermann. Wüest fasst aber auch korrekt zusammen: «Die Autorinnen kamen zum Ergebnis, dass Frauen nicht aufgrund von Diskriminierung weniger Karriere machen, sondern weil sie schlicht weniger Karriereambitionen hätten.»

Lustig, dass eine Volontärin ihren Kollegen und Kolleginnen, die wild draufloskreischten, einen sachlichen und übersichtlichen Artikel vorhält, der sowohl den Inhalt, die Interpretation wie auch die Kritik daran in wohlwollender Ruhe zusammenfasst. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung im Journalismus.

Und hoffentlich will Wüest Karriere machen, um die vor allem bei Tamedia reichlich vertretenen Kreischen für die Sache der Frau zu ersetzen, die sich eins ums andere Mal nicht bewusst sind, was für Bärinnendienste sie der von ihnen propagierten Sache erweisen.

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