Wer Sachschaden anrichtet, müsse danach mit Konsequenzen leben – und mit Schulden. Das sagt der St.Galler Regierungsrat Fredy Fässler in einer Videobotschaft. Allerdings: Schulden lasten wir der Jugend derzeit sowieso auf. Schulden ohne Ende.
Fredy Fässler ist nicht nur St.Galler Regierungsrat und Vorsteher des Justiz- und Polizeidepartements. Er präsidiert seit 2020 auch die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren, ist damit also einer Art «oberster Polizeichef» der Schweiz.
Auf «20 Minuten» wendet sich Fässler nun an die Jugend, die am vergangenen Wochenende unter anderem in St.Gallen gefeiert und ein Teil der Truppe danach in der Stadt hohen Sachschaden angerichtet hatte. Er fordert die Jugendlichen auf, kreativer zu protestieren als Städte zu demolieren. Ein Appell, der durchaus Sinn macht. Dass ausgerechnet das ohnehin schon schwer gebeutelte Gewerbe unter dem Protest gegen die Coronamassnahmen leiden soll, ist nicht nachzuvollziehen.
Fragwürdiger ist Fässlers Warnung, dass solche Taten «langwierige Folgen» haben könnten und beteiligte Jugendliche, wenn sie erwischt werden, damit Schulden auf sich laden. Die Schweiz hat in den vergangenen zwölf Monaten unzählige Milliarden Franken Staatsschulden angehäuft, die nachfolgende Generationen noch jahrzehntelang tragen müssen. Das abgesehen von den persönlichen Einschränkungen, dem Verlust der eigenen Freiheit, Einbussen bei der schulischen Bildung und einer massiv erschwerten Lehrstellensuche.
Eine Busse aufgrund einer zerstörten Schaufensterscheibe tut individuell weh. Die Schulden für die gesamte Gesellschaft, mit denen die wesentlich ältere Generation, die diese verursacht, nichts mehr zu tun haben wird, wiegen um einiges schwerer.
Man wolle sich nicht mehr alles gefallen lassen, «es muss eskalieren», heisst es in Botschaften, die vor den Ostertagen kursieren. Es ist mit weiteren Ausschreitungen zu rechnen. Diese sind in der konkreten Ausgestaltung abzulehnen, wenn private Unternehmen darunter leiden. Aber die Intention dazu ist nachvollziehbar. Und im Grunde kommt sie recht spät.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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