In der Stadt St. Gallen soll bis 2030 nicht nur auf Gemeindestrassen das Tempo herabgesetzt werden, sondern auch auf Hauptverkehrsachsen. Warum? Eine gute Frage. – Ein Gastbeitrag von Manfred Trütsch.
Diese Zielsetzung beruht nicht auf Studien, die das Pro und Contra abwägen, sondern auf der naiven Vorstellung, 150'000 Quadratmeter Strasse in Tieftempogebiete umzuwandeln, und im Visier und ausdrücklich gewünscht sind auch Temporeduktionen auf Hauptverkehrsachsen, konkret auf der Zürcherstrasse, der Langgasse und der Rorschacherstrasse.
Es steht ausser Zweifel, dass bei Verhinderung des Verkehrsflusses auf Hauptverkehrsachsen die umliegenden Quartiere durch den entstehenden Ausweichverkehr zusätzlich belastet werden. Was man mit Tempo 30 in den Wohngebieten erreichen wollte, eine verbesserte Verkehrssicherheit, wird durch die überlasteten Quartierstrassen wieder in Frage gestellt.
Die Einführung von Tempo 30 Zonen macht einzig und allein Sinn aus Gründen der Verkehrssicherheit. Weniger Lärmimmissionen durch die Tempobeschränkung sind von untergeordneter Bedeutung. In den Städten steigt die E – Mobilität am meisten und bekanntlich ist ein E – Mobil eher ein Problem für die Verkehrssicherheit, weil es sich nicht bemerkbar macht.
Was hingegen gar nicht geht, ist die Temporeduktion auf 30 km/h auf den definierten Ausweichachsen bei Totalausfall der Stadtautobahn. Das sind die Zürcherstrasse und die Rorschacherstrasse. Die Sanierung und die Erstellung der dritten Röhre inklusive der Teilspange Liebegg dauern voraussichtlich bis ins Jahr 2040. Bis zu diesem Zeitpunkt muss man also mit mehr oder weniger grossen Einschränkungen rechnen, einspurig, Nachtarbeiten, Umleitungen, Temporeduktionen. Der kleinste Zwischenfall hat riesige Staus zur Folge und diese werden definitiv nicht kleiner, wenn auf den Ausfallachsen auch Tempo 30 gilt.
Wir erwarten von den zuständigen Stadt – und Kantonsbehörden Vorschläge zur verbesserten Erreichbarkeit der Stadt. Wie wäre es, wenn das kürzlich vorgestellte Papier von Gewerbe und Verbänden zum Verkehr mit den verschiedenen Hubs nicht in der Schublade verschwindet, sondern auf Auftrag entgegengenommen wird, die Verkehrsproblematik weiter auszuleuchten und erste Schritte in die Wege zu leiten.
Manfred Trütsch ist Präsident des ACS St. Gallen – Appenzell. Der ACS bezweckt den Zusammenschluss der Automobilisten zur Wahrung der verkehrspolitischen, wirtschaftlichen, touristischen, sportlichen und aller weiteren mit dem Automobilismus zusammenhängenden Interessen wie Konsumenten- und Umweltschutz.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.