Er ist Berner durch und durch. Aber für einmal wendet er sich mit einer Botschaft an die St.Gallerinnen und St.Galler. Der Musiker Gölä gibt eine Wahlempfehlung ab. Wenig überraschend geht sie an einen Kandidaten der SVP. Jetzt soll gemeinsam sogar eine Gölä-Biografie entstehen.
Das Ambiente könnte nicht passender sein: Urchig mit viel Holz. Und selbst die Krumme fehlt nicht. Was in den beiden Tassen steckt, ist nicht zu sehen, aber angesichts der handelnden Personen ist es vermutlich kein reiner Kaffee. Wir sehen Gölä, den musikalischen Büezer (oder büezenden Musiker) und Dänu Wisler, ebenfalls Musiker und Nationalratskandidat der St. Galler SVP.
Dass die beiden zusammengefunden haben, ist nicht sehr überraschend. Auch Wisler ist Berner, wohnt heute aber im Toggenburg. Gölä hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass der der SVP nahe steht. Und die Musik verbindet die beiden auch.
Dass ein Künstler den Weg auf eine SVP-Liste findet, hat Seltenheitswert, Wisler hat eine Art Exotenstatus. Das scheint auch Gölä zu gefallen. Er empfiehlt Wisler zur Wahl und er betont den scheinbaren Widerspruch zwischen Kultur und SVP in seinem halbminütigen Werbeclip für Gisler. Dieser wiederum sagt nichts dazu, sondern überlässt das Feld ganz seinem prominenten Fürsprecher.
Aber wie haben sich die beiden nun kennengelernt? Dänu Wisler: «Gölä kenne ich seit vielen Jahren. Genau genommen aus der Zeit, in der er einfach der Pfeuti war. Wer Pfeuti kennt und auch über meine Wenigkeit etwas Bescheid weiss, der wird sich nicht darüber wundern, dass unsere erste Begegnung in einer Beiz stattfand.» Und zwar im Sternen Heimberg, wie der Wahl-Toggenburger weiter sagt, «möglicherweise sogar im Pissoir.» Sie seien beide Büezer gewesen, die Outlaw-Bands der Südstaaten geliebt und Gitarre gespielt. «Ich vermutlich etwas besser, er dafür etwas lauter», so Wisler.
Die Jahre strichen durch das Land, Wisler wanderte aus und bekam nicht einmal mit, als Pfeuti - dann als Gölä - seinen ersten Hit landete. Die Wege kreuzten sich erst Jahre später wieder, natürlich wieder beim Bier. «Ich hörte seine Musik, er las meine Bücher, und beiden war klar, wir sind uns selber treu geblieben.» Und die Wiedervereinigung hat sogar Auswirkungen: Der SVP-Kandidat will Göläs Biografie schreiben.
Eher etwas kurios: Gegen Schluss versichert Gölä, dass Wisler seine Stimme habe. Dass der bodenständige Musiker im Kanton St.Gallen stimmberechtigt ist, ist neu. Immerhin dürften die Steuerbehörden jubeln, wenn dem so wäre.
Und hier ist der Clip:
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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