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Finanzportal nach der Überraschungswahl

Hartes Urteil über Heinz Huber: «Klein, brav, zweite Geige, Karrieretechniker»

Daran muss er sich wohl in seiner neuen Funktion gewöhnen: Heinz Huber, designierter CEO von Raiffeisen Schweiz, kommt nicht in allen Medien gleich gut weg. Das Finanzportal «Inside Paradeplatz» wird dabei am deutlichsten. Die Kritik an seiner Person könnte aber auch andere Gründe haben.

Stefan Millius am 22. November 2018

«Inside Paradeplatz», das Onlineportal, das sich um Finanzthemen dreht, hat Raiffeisen schon lange zum Lieblingsthema erkoren. Vor allem die Person von Ex-Ceo Pierin Vincenz lieferte zahlreiche Vorlagen für Artikel - und auch immer wieder Scharmützel zwischen dem Journalisten Lukas Hässig und der Bank.

Der Nach-Nachfolger von Vincenz, TKB-CEO Heinz Huber, kommt bei Hässig nach der Bekanntgabe der Ernennung ein bisschen weniger schwer an die Kasse. Aber begeistert zeigt sich «Inside Paradeplatz» auch von dieser Personalie nicht.

Das zeigt schon der Titel. «Raiffeisen-Lachappelle holt kleinen, braven Banker» lautet dieser. Klein und brav sind nicht die Attribute, die man in der Finanzbranche von sich hören will. Auch die Anmerkung «Heinz wer?» ist vielsagend.

In diesem Stil geht es weiter. Der neu VR-Präsident Lachappelle habe jemanden gesucht, der ihn als einflussreichen Präsidenten akzeptiere, sich von seinem Boss «dreinreden» lasse und bereit sei, die zweite Geige zu spielen. «Einen wie Huber», schreibt Lukas Hässig. Der habe sich «hochgedient» und nach dem Abgang des damaligen TKB-Chefs «die Spitzenposition geerbt».

Huber wird im Artikel - ebenso wie Lachappelle - als «Karrieretechniker» bezeichnet. Zu den Grossen im Banking gehöre er nicht. Zwar relativiert das Finanzportal, das müsse noch nichts bedeuten für die Zukunft. Aber es wird offensichtlich, dass der neue Raiffeisen-CEO von dieser Seite nicht viele Vorschusslorbeeren erhält.

Am Rande erwähnt, aber offenbar nicht als bedeutend eingestuft wird, dass es Heinz Huber als erstem CEO der Thurgauer Kantonalbank seit langem gelungen ist, Ruhe in der Bank herzustellen und ein konstantes Arbeiten zu ermöglichen. Zudem gehörte er auch zu denen, die mit ihrer Kritik die Ära seines Vorgängers beendeten, der beim Personal offenbar nicht gut ankam. «Brav» trifft es so gesehen vielleicht von aussen, aber nicht beim näheren Hinsehen.

Die Leserkommentare gehen jedenfalls in eine ganz andere Richtung. Viele beurteilen Heinz Huber und seine Wahl sehr positiv. Huber wird als gute Wahl bezeichnet. Zum Teil wird auch geargwöhnt, dass der Journalist nur deshalb so scharfes Geschütz auffährt, weil er - wie alle anderen - Huber nicht auf der Liste hatte. In keinem einzigen Medium war er im Vorfeld jemals für diesen Job genannt worden.

Die Prognose von «Inside Paradeplatz» selbst war eher in die Richtung gegangen, dass die Wahl auf den derzeitigen Postfinance-Chef Hansruedi Köng fällt. Noch am 12. November, wenige Tage vor der offiziellen Bekanntgabe, hatte Lukas Hässig getitelt: «Postfinance-Chef Köng wird wohl Raiffeisen-CEO". Damit lag er falsch. Und für das Finanzportal, das regelmässig von Indiskretionen profitiert und «Breaking news» verzeichnen kann, ist das natürlich unschön.

Das harsche Urteil über Heinz Huber könnte also auch damit zusammenhängen, dass selbst erfahrene Finanzjournalisten diese Option schlicht nicht erkannt haben - und nun baff sind.

Für Huber gilt derweil: Kritik dieser Art im Vorfeld ist weit besser als übersteigerte Erwartungen, die man kaum erfüllen kann. Vielleicht sind es gerade die genannten und negativ gemeinten Attribute, die ihn zur Idealbesetzung machen.

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Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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