Was haben «Bachelorette»-Sieger Cyril Egli und TV-Moderator Marco Fritsche gemeinsam? Sie tragen Hemden von «Raridus» des Rheintalers Michael Dietrich. Der Bauernsohn hat sich mit dem Label einen Jugendtraum erfüllt.
Es war kurz nach seinem Stellenantritt bei der Rheintaler Kultmesse Rhema, als die Corona-Pandemie das erste Mal mit voller Wucht zuschlug. Die Gewerbeausstellung samt Tagungen und Unterhaltungsbereich in Altstätten wurde über Nacht abgesagt. Statt Däumchen zu drehen oder den Kopf in den Sand zu stecken, erinnerte sich der Bauernsohn an seinen noch nicht verwirklichten Jugendtraum: Ein eigenes Hemden-Label.
Limitierte, nummerierte und dadurch exklusive Hemden aus Reststoffen. Also Stoffen, die irgendwo verstauben und im schlimmsten Fall im Müll landen. Eine Idee, die dem Zeitgeist der Nachhaltigkeit entspricht. Der Gedanke gepaart mit einem coolen Design und Besonderheiten wie Ärmeln mit Gummizug oder Reissverschluss statt Knöpfen, verhalfen diesen Frühling der ersten Kollektion zu Aufsehen.
Innert Kürze waren diverse Grössen der fünf Modelle vergriffen. Nicht zuletzt, weil auch Persönlichkeiten wie TV-Moderator Marco Fritsche und «Bachelorette»-Sieger Cyril Egli die Hemden ins richtige Licht rückten. Aus Überzeugung. Nicht gegen Bezahlung. Michael Dietrich freut sich: «Ich bin überrascht über all die positiven Rückmeldungen.» Grund genug für den Jungunternehmer eine zweite Kollektion zu lancieren.
«Die Ostschweiz» hat Dietrich im Militär aufgespürt und ihm ein paar Fragen gestellt.
Michael Dietrich, «Raridus» ist ein Corona-Projekt, entstanden in der Zeit, als Sie in Kurzarbeit geschickt wurden. Warum gerade Hemden?
Zu Beginn der Kurzarbeit habe ich die viele freie Zeit noch genossen. Mit der Zeit wurde mir extrem langweilig. Ich bin ein Macher-Typ, der nicht lange auf der faulen Haut sitzen kann. Bei mir muss etwas laufen. Für mich war klar, dass ich die zur Verfügung stehende Zeit sinnvoll nutzen will, um einen lang gehegten Traum von eigenen Hemden zu realisieren. Freizeithemden. Für Männer. Aber nicht einfach Hemden, spezielle Hemden und das Ganze möglichst nachhaltig. So begann sich die Idee in meinem Kopf zu formieren und der Name «Raridus» entstand. Dieser besteht aus zwei lateinischen Wörtern, die die Werte meines Modelabels perfekt beschreiben. So begann ich die Zeit zu nutzen und investierte mein eigenes Geld in die erste Kollektion und das Marketing.
Sie sind ein Marketingfachmann: Woher kommt das Faible für die Mode?
Dieses Faible entwickelte ich ziemlich früh in der Pubertät. Ich kaufte Kleider bereits sehr früh online. Denn die Kleider, die ich jeweils von meinem grossen Bruder bekommen habe, fand ich meistens nicht besonders toll (lacht). Als ich dann ins Alter kam, in dem man in den Ausgang gehen darf, wollte ich mich auch dementsprechend kleiden. Und da fand ich eben Hemden immer besonders chic.
Designen Sie Ihre Kollektion selbst?
Ich setze mich jeweils mit meinem Produzenten (Metzler aus Balgach) zusammen. Er bringt mir alle Stoffmuster von seinem Lieferanten mit. Also alle Stoffe, wo noch Reststoffrollen an Lager liegen. Und das sind sehr, sehr viele. Davon suchen wir uns dann gemeinsam die Stoffe raus und designen das Hemd so wie ich es mir vorgestellt habe. Das geht von der Kragenform, über die Brusttaschen, Knöpfe, Manschetten, Passform bis hin zur Farbe des Nähfadens. Das braucht viel Vorstellungskraft. Danach wird ein Muster gefertigt. Nach meist eher kleinen Anpassungen, wird dann die Kollektion gefertigt. Es gibt dann pro Hemd einfach so viele, wie eben die Rolle noch hergibt.
Marco Fritsche und Cyril Egli tragen «Raridus». Wie haben Sie das geschafft?
Marco kannte ich bereits flüchtig von einem Event von meinem früheren Arbeitgeber. Also habe ich ihn einfach angeschrieben und so führte das eine zum anderen. Cyril kannte ich nicht. Doch als die Bachelorette-Staffel noch im TV lief, schrieb ich ihm auf Instagram, ob er ein Hemd haben möchte. Im Gegenzug hat er ein Post erstellt und am Schluss sogar die Staffel gewonnen, was mich ganz besonders gefreut hat.
Die Kollektionen scheinen beim Publikum gut anzukommen. Warum soll «Raridus» ein Hobby bleiben?
Vorerst möchte ich mich voll und ganz auf meinen Job bei der Rhema konzentrieren. Das ist jedenfalls der Plan. Sollte sich Raridus aber extrem positiv entwickeln, bin ich natürlich nicht abgeneigt, mich voll auf das zu konzentrieren. Ich bin aber auch sehr realistisch, denn die Kleiderbranche ist eine sehr, sehr umkämpfte und schwierige Branche mit riesigen internationalen Playern. Mein Konzept jedoch ist auf sehr kleine Stückzahlen ausgelegt.
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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