Es waren zuerst zwei offizielle Kandidaten, dann kam ein dritter dazu - und jetzt last minute ein vierter. Willkommen in Niederbüren.
Niederbüren ist Standort eines grosszügigen Indoor- und Outdoor-Spielplatzes, den Familien von weit her besuchen.
Er ist allerdings nichts gegen die Spielwiese «Gemeindepräsidiums-Wahlen».
Zur Erinnerung: Eine Findungskommission hatte zwei Kandidaturen für die Nachfolge von Niklaus Hollenstein auf den Schild gehoben. Zum einen Caroline Bartholet, Gemeinderätin in Oberuzwil und seit kurzem auch Kantonsrätin (FDP). Zum anderen Christoph Koenig aus dem Aargau. Ein dritter Kandidat, der kürzlich zugezogene Jörg Caluori, wurde von der Findungskommission als nicht wählbar taxiert. Was - abgesehen davon, dass er im Pensionsalter ist - gegen ihn sprechen könnte, wird mit Verweis auf den Persönlichkeitsschutz nicht offengelegt.
Dieses Feld ist schon bunt genug. Wie nun aber die Onlinezeitung hallowil.ch schreibt, hat sich an der Podiumsdiskussion vom Dienstag ein vierter Kandidat gemeldet: Gemeinderat Pascal Frommenwiler. Der Präsident der SVP-Ortspartei war Mitglied der Findungskommission, welche zwei Kandidaturen vorschlug. Dass er sich nun an einer Versammlung bereit erklärt, zur Verfügung zu stehen, stellt der bewussten Kommission ein denkbar schlechtes Zeugnis aus. Offenbar trauen zumindest Einzelne ihrer eigenen Entscheidung nicht mehr.
Vielleicht nicht ohne Grund. Über den Aargauer Christoph Koenig kursieren schon länger Gerüchte, vor allem, was seine letzte Anstellung als Gemeindeschreiber angeht. Diese war von sehr kurzer Dauer. Koenig hat nun selbst offengelegt, dass er entlassen wurde - innerhalb der ordentlichen Frist von einem Monat. Man habe ihm keinen Grund dafür angegeben. Dass ein Gemeindeschreiber ohne Angabe von Gründen entlassen wird, ist zumindest schwer zu glauben; in jedem Fall würde der Betroffene wohl darauf bestehen, dass man ihm Argumente für diesen Schritt liefert.
Laut hallowil.ch ist die Kandidatin Caroline Bartholet im Dorf umstritten, weil unklar ist, wie sie nach einer Wahl bezüglich Wohnsitz verfahren würde. Die Famlie besitzt in Oberuzwil ein Haus, das aber offenbar nicht sofort verkauft würde. Konkret hat die Kandidatin Angst, dass sie am 19. Mai zwar gewählt, aber bei den ordentlichen Wahlen im Herbst 2020 wieder abgewählt werden könnte. Die Erklärung, sie würde bei einer Wahl den «Lebensmittelpunkt» nach Niederbüren verlegen, macht einige Leute misstrauisch. Sie befürchten eine halbherzige Gemeindepräsidentin.
Jörg Caluori, Kandidat Nummer 3, geniesst derzeit den Märtyrerstatus in diesem Wahlkampf. Nachdem er systematisch von mehreren Präsentationsmöglichkeiten ausgeladen beziehungsweise ausgesperrt wurde, flogen ihm einige Sympathien zu von Leuten, die dieses Vorgehen als nicht korrekt empfanden.
Gegen einen einheimischen Kandidaten wie Frommenwiler hat aber auch er natürlich einen schweren Stand. Wobei vermutlich manche Wähler das Vorgehen des amtierenden Gemeinderats - Aufspringen auf den Zug im letzten Moment - nicht goutieren.
Auf dem offiziellen Wahlzettel sind nur Koenig, Bartholet und Caluori aufgeführt. Pascal Frommenwiler wird nun hoffen, dass er auf der freien Linie aufgeführt wird. In jedem Fall ist mit einem zweiten Wahlgang zu rechnen. Dann formiert sich das Feld neu. Wer abfällt, wird wohl aussteigen.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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