Die wenigsten von uns denken in diesen Tagen wohl an Weihnachten. Bei Carmela Lüchinger liegt der Fall jedoch anders – Weihnachten ist ihr tägliches Geschäft.
Ein Silvesterklaus mit detailgetreuem Kopfschmuck. Die Sky-Line der Stadt St.Gallen und des Alpsteins. Oder eine typisch regionale Bierflasche. Und das alles als Christbaumschmuck. In der Lüchinger Galerie findet man, was das Weihnachtsherz begehrt. In der St.Galler Altstadt ist das Geschäft von Carmela Lüchinger seit über 13 Jahren heimisch. Und vor allem bei Touristen beliebt. «Die Leute kommen aus Übersee, aus Amerika oder China. Coronabedingt gibt es aber auch immer mehr Schweizer, die St.Gallen gerade neu entdecken und entsprechende Erinnerungsstücke nach Hause nehmen», sagt Carmela Lüchinger.
Als gelernte Rahmenvergolderin war es eher dem Zufall zu verdanken, dass sich Carmela Lüchinger dereinst voll und ganz dem Weihnachtsschmuck widmen würde. «Mir war und ist das Weihnachtsfest schon immer sehr wichtig. Es bedeutet, Zeit mit der Familie zu verbringen und sich auf das Wesentliche zu besinnen», sagt sie. Mit ihrem handwerklichen Geschick lag es schliesslich nahe, eigenen Christbaumschmuck herzustellen. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda kamen immer mehr Aufträge von Freunden und Bekannten zusammen. Bis das Vergolden ganz in den Hintergrund rückte.
Das Sortiment verbreiterte sich – und seither kümmert sich Carmela Lüchinger das ganze Jahr über um die Weihnachtsdekoration. Ein wichtiges Anliegen ist für sie, stets Produkte auszuweisen, welche einen starken Bezug zur Ostschweiz haben. Auch wenn es natürlich saisonale Schwankungen gibt: Gekauft werden die Produkte das ganze Jahr hindurch. «Ab Oktober läuft das Geschäft natürlich am besten. Aber auch über die Sommermonate finden viele Touristen den Weg zu uns.»
Auch wenn sich der Berufsalltag um Weihnachten dreht – langweilig wird es Carmela Lüchinger nie. Und ein Überdruss an Weihnachten hatte sie bisher noch nicht. «Ich laufe mit offenen Augen durch die Strassen, dort gibt es genügend Inspiration für neue Ideen», fasst sie zusammen. Alle Ornamente werden in verschiedenen Manufakturen per Handarbeit gefertigt. Deshalb ist auch die Vorlaufzeit mit einem Jahr relativ lange. «Braucht es für ein Sujet, wie beispielsweise die Stiftsbibliothek, einige Monate, bis die Idee gereift ist, macht es das umso spannender, bis wir das fertige Produkt sehen.»
Zwar ist das Weihnachtsfest immer wieder das Gleiche – die Ansprüche der Kunden hätten sich über all die Jahre jedoch verändert. «Früher kamen sie in den Laden und waren erfreut, einen Hund oder ein Auto vorzufinden. Heute wünschen sie sich eine spezifische Hunderasse oder eine bestimmte Marke.» Gleichzeitig mache es ihre Arbeit aber auch spannend – sie wachse an diesen Herausforderungen.
Mit viel Herzblut hat es Carmela Lüchinger bisher geschafft, was manch anderen verwehrt bleibt: Ihr Geschäft ist auch nach 13 Jahren gefragt. Das vieldiskutierte «Lädelisterben» kennt sie nur vom Hörensagen. «Bei uns in der südlichen Altstadt gibt es kaum leerstehende Ladenlokale. Darüber sind wir natürlich sehr froh.» Es brauche schliesslich Mut, etwas auf die Beine zu stellen und ein Geschäft aufzuziehen. Und im Falle der Lüchinger Galerie kann man wohl sagen: Es hat sich gelohnt.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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