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Kolumne

Hilfe, die Welt!

In Zeiten von grassierendem Coronavirus, drohender Flüchtlings-Welle und anstehender Kündigungsinitiative drängt sich manchem der Eindruck auf, die Welt da draussen sollte man sich am besten möglichst vom Leib halten. Gegen das Virus sollte man die Grenzen dicht machen, und gegen Migranten ohnehin.

Andrea Caroni am 08. März 2020

Auch wirtschaftspolitischer Lokalpatriotismus ist wieder gang und gäbe, wie jüngst in der Bundesversammlung. Innerhalb von nur 24 Stunden hat das Parlament in der Frühjahrssession gleich vier unnötige Zäune um unseren Wirtschaftsplatz errichtet.

Zuerst beschloss der Nationalrat (wie zuvor der Ständerat), dass ausländische Investitionen in gewisse Firmen mit Schweizer Sitz neu behördlich überprüft werden sollten, damit nicht die bösen Chinesen alles aufkaufen. Kurz darauf entschied der Ständerat, dass Schweizer Aktiengesellschaften nicht in der Währung gegründet werden dürfen, in der sie ihre Bücher führen, denn wer weiss schon, was diese Dollars und Euros dereinst noch wert sind. Alsbald verbot der Ständerat Schweizer Aktiengesellschaften, ihre Generalversammlungen auf Wunsch der Beteiligten auch mal im Ausland durchzuführen, denn Versammlungen ennet der Grenze sind Fahnenflucht. Schliesslich untersagte der Ständerat den Unternehmen, in internationalen Schiedsfällen ihre Eingaben auf Englisch einzureichen, denn ein echt schweizerischer Bundesrichter verweigert sich ausländischen Zungen.

Die vier Beispiele haben eines gemeinsam: Sie zelebrieren eine Swissness, pardon: ein Schweiztum, wo ein Hauch Weltoffenheit angesagt wäre. Unsere Unternehmen profitieren von freien Kapitalmärkten im In- und Ausland, und unsere kritische Infrastruktur ist schon heute gegen Übernahmen geschützt. Unsere internationalen Firmen machen ihre Buchhaltung schon heute teilweise in Euro oder Dollar – warum nicht auch die Kapitalerhöhung. Aktionäre sollen selber entscheiden können, wo sie sich treffen, und gerade die Schweiz profitiert vom ausländischen Generalversammlungs-Tourismus. Schliesslich nimmt das Bundesgericht schon heute Dokumente auf Englisch entgegen – warum nicht auch zumindest in durchwegs englischen internationalen Schiedsfällen auch die Rechtsschriften?

Es ist in der Wirtschaftspolitik ähnlich wie bei der Virenbekämpfung oder der Migrationssteuerung: Werkelt jeder in übertriebenem Nationalstolz möglichst alleine für sich, geht es am Ende allen schlechter. Wer Corona bekämpfen will, forscht und kommuniziert international. Wer Flüchtlingsbewegungen steuern und verteilen will, muss dies international abstimmen. Und wer seiner Bevölkerung Wohlstand ermöglichen will, soll sich nicht abschotten, sondern den Blick in die weite Welt schweifen lassen.

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Autor/in
Andrea Caroni

Andrea Caroni (*1980) aus Herisau ist seit November 2015 für die FDP im Ständerat. Zwischen Dezember 2011 und November 2015 war er Mitglied des Nationalrats.

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