Nicole Harzenmoser, Hospitantin des Care-Teams, interviewt die beiden Landammänner Alfred Stricker (rechts) und Roland Inauen.
Bild: Patrik Willi
Sie kommen, wenn die Situation mehr als brenzlig ist. Das Care-Team AR/AI feiert das 20-jährige Jubiläum.
Das Care-Team ist bei den Einsatzorganisationen des Appenzellerlands, aber auch weit über diese Kantonsgrenzen hinaus, zu einem Begriff geworden. Es wird immer dann gerufen, wenn bei einem ausserordentlichen Ereignis – beispielsweise bei einem Suizid oder einem schweren Unfall - Betroffene in ihren schweren Stunden fachkundige Begleitung und Stütze brauchen.
Das Team sei im Verlauf der Jahre zu einem bestens qualifizierten und etablierten Mitglied des Bevölkerungsschutzes beider Appenzell geworden, so die Verantwortlichen in einer Mitteilung. In diesem Jahr ist es von der Kantonalen Notrufzentrale Herisau bereits in 12 Fällen aufgeboten worden. Im Vorjahr leistete es 19 Einsätze. Aufgeschlüsselt in der statistischen Fachsprache umfasste dies: 7 Suizide, 10 Aussergewöhnliche Todesfälle, 2 Unfälle mit Todesfolge.
Dank von höchster Stelle
Die Gästeliste der Jubiläumsfeier am Freitag in der Herisauer Stuhlfabrik wurde vom Ausserrhoder Landammann Alfred Stricker und dem regierenden Innerrhoder Landammann Roland Inauen angeführt. Ihre Präsenz und ihr Dank, verpackt in einem Live-Interview, unterstrichen die Bedeutung des Teams im Sicherheitsgefüge der beiden Kantone. Festredner war der international bekannte Vorarlberger Notfallpsychologe Prof. Dr. Gernot Brauchle. Es sei «eine beeindruckende Kompetenz und besondere Kunst», ein solches Team auf die Beine zu stellen, sagte er.
Der mittlerweile pensionierte, langjährige Leiter des Care-Teams, Georg Schmidt, führte mit einer Chronik durch die Geschichte der Organisation, die er wesentlich geprägt hatte.
Schwere Vorfälle gaben den Anstoss
Vor 20 Jahren wurde das Team unter der Bezeichnung «Psychologische Erste Hilfe AR» Leben gerufen. Tragische Ereignisse – ein tödlicher Feuerwehreinsatz, Familientragödien, Zugsunglück, schwere Verkehrsunfälle – hatten den Anstoss gegeben. Betreuungsfachleute aus der damaligen Zivilschutzorganisation Herisau regten die Gründung einer Organisation für psychologische Erste Hilfe in solchen Fällen an.
Bewusst wurde damals auf den ausschliesslichen Einsatz von professionellem Psychiatriepersonal verzichtet. Das Betreuungsangebot sollte niederschwellig sein, die Angehörigen der Gruppe rekrutierten sich aus unterschiedlichen Berufen mit sozialer Prägung. Diesem Grundsatz ist das Team bis heute mit Erfolg treu geblieben, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Die Palette der Berufe erweiterte sich schnell, wichtig wurde ein gut ausgeprägtes soziales Bewusstsein der Teammitglieder.
Seriöse Ausbildung
Dem Care-Team gehören derzeit 20 Mitglieder an, davon drei Einsatzleiter auf Pikett. Alle werden an zwei dreitägigen Kursen in Winterthur von national anerkannten Fachleuten ausgebildet.
Nicole Harzenmoser, Hospitantin des Care-Teams, interviewt die beiden Landammänner Alfred Stricker (rechts) und Roland Inauen.
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