Der Verein DistiSuisse kürt alle zwei Jahre die besten Spirituosen der Schweiz. Ausgezeichnet wurden mit der Fraefel AG aus Henau und der Macardo aus Amlikon-Bissegg auch zwei Ostschweizer Firmen. Im ersten Interview äussert sich Fraefel-CEO Stefan Fraefel zu seinem Erfolgsrezept.
Stefan Fraefel, darf man in Ihrer Branche überhaupt von «Schnaps» sprechen oder wird das den Produkten nicht gerecht?
Das Wort «Schnaps» ist für uns überhaupt nicht abwertend, trotzdem beschreiben wir unsere Produkte lieber mit «Edelbrand» oder «Destillat» um der heutigen Sprache und Qualitätsanforderungen gerecht zu werden. Aber natürlich sind auch unsere Brände für das «Schnäpsli» zwischendurch bestens geeignet.
Sie wurden dieses Jahr mehrmals ausgezeichnet. In welchen Kategorien und mit welchen Produkten?
Mit je drei Gold- und Silbermedaillen sowie einem Kategoriensieg konnten wir uns dieses Jahr durchsetzen. Mit «Zwetschgen», «Kirsch» und «Alte Zwetschge» überzeugten wir die 29-köpfige Jury und erhielten je eine Silberauszeichnung. Zu den Goldprodukten zählen «Golden Barrique», «Alte Traube» und «Quitten». Wobei unser «Quitten» den Kategoriensieg erzielte, d.h. er ist der beste aller eingereichten Quittenbrände.
Helfen solche Auszeichnungen, um in der breiten Produktemasse herausragen zu können?
Ja sicher. Die Auszeichnungen motivieren uns immer wieder an unseren Produkten zu feilen und die Qualität stetig zu verbessern und dienen uns als Gütesiegel. Zudem erhalten wir so eine qualifizierte Rückmeldung wie unsere Produkte gegenüber Mitbewerber abschliessen.
Beim Kauf einer Flasche Wein ist nicht selten auch die äussere Erscheinung – etwa die Etikette – entscheidend. Wie stark achten Sie auf die Optik, auf die «Verpackung»?
Bei der Auswahl der Flasche sowie der Etiketten achteten wir besonders darauf, unser Produkt edel und trotzdem schlicht auftreten zu lassen. Die Edelbrände sollen durch ihre Qualität überzeugen und nicht durch auffälliges Erscheinen. Die Etiketten werden in unserem Dorf von der Künstlerin, Ruth Zoller, gemalt. Bei uns wird Regionalität gross geschrieben.
Welche Kriterien sind die wichtigsten, um perfekte Qualität abliefern zu können?
Grundvoraussetzung für gute Qualität sind immer gute, frische und regionale Früchte. Besonderen Wert legen wir auf das saubere und sorgfältige Einmaischen. Beim Brennvorgang sind Leidenschaft, Zeit, Fachwissen und eine gute Nase essenziell. Unser Motto lautet stets «frisch – fruchtig – geistvoll».
Wie stark werden sie gerade auch von äusseren Einflüssen wie etwa dem Wetter beeinflusst?
Die Witterung spielt natürlich für unsere Früchte eine grosse Rolle. Das Aroma, der Zuckergehalt und Fruchtsäure werden ausschliesslich vom Wetter bestimmt. Die sorgfältige Pflege und Ernte der Früchte trägt stark zu unserem Produkt bei.
Welche Strategie verfolgen Sie mit Ihrem Unternehmen? Setzen Sie gezielt auf einige starke Produkte oder geht es letztlich um Vielfalt, um eine möglichst breite Auswahl – allenfalls auch ergänzt mit ergänzenden Produkten?
Als kleiner Familienbetrieb setzen wir insbesondere auf die Schweizer Klassiker. Gerne gehen wir auch auf einzelne Trends ein, unser «Gin» ist bereits seit Jahren ein fester Bestandteil unserer Produktvielfalt während der «Whisky» noch einige Jahre im Keller lagern wird. Brände aus exotischen Früchten wird es bei uns jedoch nie geben. In unserer Lohnbrennerei gehen wir aber immer gerne auf die Kundenwünsche ein.
Welche Produkte aus Ihrem Hause empfehlen Sie jenen, die sich als «Einsteiger» für die Spirituosen»-Welt interessieren?
Die Geschmäcke sind sehr individuell. Wer Quitten nicht mag, wird auch von unserem Quittenbrand nicht überzeugt sein. Insbesondere über die kalten Monate empfehlen wir allen einen guten Begleiter fürs Fondue und Raclette zu suchen. Unser «Kirsch», «Williams» oder der «Golden Barrique» sind die besten Begleiter für den geschmolzenen Käse.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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