Klaus Gremminger.
Klaus Gremminger ist gleichzeitig Seelsorger der Pfarrei Niederuzwil und Zauberkünstler. Der 44-Jährige sagt selber, seine beiden Rollen seien einander sehr ähnlich.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine ergänzende Information zu einem im Printmagazin «Die Ostschweiz» publizierten Artikel. Das Magazin kann via abo@dieostschweiz.ch bestellt werden.
Der Theologe mit den Zauberkräften. Klaus Gremminger erzählt im Gespräch über seinen speziellen Werdegang über die Kunst der Magie, wie er dazu kam und über seine verschiedenen Tätigkeiten, die sich irgendwo ähnlich sind.
Klaus Gremminger, was haben Zauberei und der Glaube an Gott für Sie miteinander zu tun?
Gremminger: Der Glaube ermutigt mich, in die eigene Tiefe zu steigen und die Schätze meines Lebens zu entdecken. Und dann diese Schätze weiterzugeben. Jesus hat gesagt: Stell dein Licht auf den Leuchter, damit es allen leuchtet! Für mich heisst das: Auf die Bühne stehen und die Menschen verzaubern.
Inwiefern ist Ihre Rolle als Seelsorger der Pfarrei und als Zauberkünstler sehr ähnlich?
Gremminger: Von der Zauberkunst wird vor allem erwartet, dass sie unterhält und verblüfft. Aber trotzdem fühle ich mich dabei auch als Seelsorger. Ich möchte Menschen berühren und inspirieren – genau wie bei einer Predigt. Ich habe zum Beispiel ein Kunststück erfunden, bei dem ich Zuschauern Wünsche von den Augen ablese. Was, wenn das jemand nachzumachen versucht? Und manchmal sind die Kunststücke so etwas wie Bilder des Lebens: Ein Knoten, der sich von selbst auflöst oder eine unsichtbare, telepathische Verbindung, die zwischen zwei Menschen entsteht. Das sind Symbole, die vom Leben erzählen und dadurch berühren. Die Zauberkunst kann auch Fragen stellen. Bei einem meiner Lieblings-Kunststücke geht es um die Frage, was eigentlich das Glück ist. Vor ein paar Tagen hat mir nach der Vorstellung eine Frau gesagt: «Ihre Show war für mich heute Glück!» Eine wunderschöne Rückmeldung, die mich darin bestärkt, auch auf der Bühne Seelsorger zu sein.
Wie kamen Sie zu der Zauberei? War das schon Ihr Kindheitstraum?
Gremminger: In der zweiten Klasse kam zu uns ein Zauberer in der Schule. Ich kann mich noch recht detailliert erinnern, was er gemacht hat. Meine Eltern haben mir daraufhin meinen Herzenswunsch erfüllt: Einen Zauberkasten, den ich übrigens immer noch habe. Und dann kamen Freunde dazu, die auch zauberten.
Sie leiten in der Seelsorgeneinheit Uzwil und Umgebung den Religionsunterricht auf Primarstufe. Verzaubern Sie dort Ihre Schüler?
Gremminger: Ich gebe schon seit ein paar Jahren nicht mehr regelmässig Religionsunterricht, sondern begleite die Katechetinnen. Früher habe ich allerdings immer wieder im Religionsunterricht zum Schluss einen Trick gezeigt. Wenn ich heute mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen spreche, die damals zu mir in den Unterricht gekommen sind – was meinen Sie, woran sie sich erinnern?
Wie würden Sie Ihre Zauberkunst beschreiben? Was macht Sie aus?
Ich sehe meine Zauberei vor allem als ein Spiel und kommuniziere viel mit dem Publikum, meinen Mitspielenden. Manchmal machen wir auch alle etwas gemeinsam, zum Beispiel eine Auflockerungsübung, die völlig überraschend endet. Bei alledem ist die Sprache in meiner Zauberkunst von ganz besonderer Bedeutung: Wortspiele, Gedichte, Geschichten – so etwas liebe ich. Durch die Sprache ist es mir auch möglich, unterschiedliche Genres zu verbinden: Mentalmagie, klassische Zauberkunst und Jonglieren. Bunt, poetisch, spielerisch. Ich glaube, das sind drei Adjektive, die meine Art der Zauberei ganz gut beschreiben.
Haben Sie auch tatsächlich übersinnliche Fähigkeiten?
Gremminger: Nein. Ich trickse. Obwohl, ich habe eine gute Intuition. Das hilft im Umgang mit Menschen, ob auf der Bühne oder in der Pfarrei. Aber, nein, übersinnlich ist auch das nicht.
Was war das bisherig grösste Highlight Ihrer Karriere als Zauberer?
Gremminger: Zwei Jahre lang habe ich zusammen mit Reto Trunz die abendfüllende Show «Tiger frei!» gezeigt. Da konnte ich mich so richtig auf der Bühne austoben.
Lassen Sie Ihre Zauberkunst auch mal in den Gottesdienst einfliessen? Oder trennen Sie dies strikt?
Gremminger: Gelegentlich habe ich das auch schon gemacht. Aber es muss wirklich gut passen. Bei aller Gemeinsamkeit von Zauberei und Seelsorge – der Gottesdienst ist für mich keine Show.
Geboren sind Sie ursprünglich in München, was hat Sie in die Ostschweiz verschlagen?
Gremminger: Meine Frau ist aus Rheineck. Wir haben miteinander in München Theologie studiert. Danach haben wir uns für das Bistum St. Gallen entschieden.
Welcher Ort in der Ostschweiz verzaubert Sie persönlich am meisten?
Gremminger: Ein zauberhafter Ort an der Glatt. Einsam und wild. Mehr verrate ich nicht. Zauberer behalten ihre Geheimnisse.
Klaus Gremminger.
Nadine Linder war Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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